BACCARA EXKLUSIV Band 45
widerstand dem Drang, ihn anzurufen, ehe sie sich nicht ganz sicher war. Es war nicht fair, ihn mit ihrer tiefsitzenden Unsicherheit zu belasten.
Während sie im Gericht war, war ein Päckchen in ihr Büro geliefert worden. Mit einer Mischung aus Vorfreude und Widerstreben schloss sie die Tür und öffnete den Umschlag. Sie fand ein Foto darin, das sie und Stan am See mit dem Jugendverein zeigte, nachdem Stan sie ins Wasser geworfen und wieder hinausgezogen hatte. Obwohl sie auf dem Bild klitschnass war, hatte sie ein widerwilliges Lächeln auf dem Gesicht. Stan hielt sie lachend auf den Armen. Sie sah aus, als gehöre sie dorthin. Jenna bewahrte das Foto in ihrer obersten Schreibtischschublade auf.
Am nächsten Tag kam ein weiteres Päckchen, und diesmal war sie neugierig. Ein kunstvolles Diadem befand sich darin, einer Königin würdig. Jennas Kehle war wie zugeschnürt, und sie erinnerte sich daran, wie Maddie ihr Diadem Jenna geliehen hatte, als sie noch Kinder waren. Sie hatte damals so viele Träume gehabt, von denen sie einige nicht einmal sich selbst eingestanden hatte. Stan war einer dieser geheimen Träume. Nicht der Stan von vor Jahren, sondern der, der er geworden war. Der Mann, der sie genug liebte, um es ihr zu gestehen.
Plötzlich hatte Jenna ein eigenartiges Gefühl. Alles schien sich auf einmal zusammenzufügen. Sie sah es kristallklar vor sich. Stan liebte sie. Sie liebte ihn. Er wollte ihr helfen, ihre Träume zu verwirklichen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich einige seiner Träume verwirkliche, dachte sie, während sie das Diadem in der Hand hielt.
Stan war so nervös, dass er nicht mehr klar denken konnte. „Bist du sicher, dass es kein Problem ist, wenn du heute Nacht bei deinem Bruder bleibst?“
„Klar“, antwortete Jordan. „Ich kann ein bisschen Rad fahren.“
„Es gefällt mir nicht, wenn du auf der Hershberger Road Fahrrad fährst. Dort herrscht zu viel Verkehr.“
„Ich bin dort seit Monaten gefahren.“
„Außerdem solltest du einen Helm tragen.“
Jordan verzog das Gesicht. „Die sehen blöd aus.“
„Ein Kopfgips sieht noch viel blöder aus“, konterte Stan.
„Bist du so griesgrämig, weil du Jenna heute Abend siehst?“
Stan holte tief Luft. „Ja“, gestand er. „Aber ich kaufe dir trotzdem einen Fahrradhelm, und ich will, dass du ihn trägst.“
„Wird es bei dir und Jenna viele Regeln geben?“, erkundigte sich Jordan misstrauisch.
„Ja.“ Stan zog es vor, offen zu sein. „Glaubst du, dass du damit zurechtkommen wirst?“
Jordan zögerte einen Moment. „Für Jennas Kekse kann ich mit vielen Sachen fertig werden.“
Stan lachte und strich ihm übers Haar. Er fuhr Jordan zu seinem Bruder und kehrte zu seinem Apartment zurück. Jenna hatte ihn darum gebeten, ihn dort zu treffen. Er fragte sich, was das möglicherweise zu bedeuten hatte, entschied jedoch, dass er sich selbst nur für nichts und wieder nichts verrückt machte. Er trank ein Bier und wünschte sich, es wäre Whiskey.
Dann klingelte Jenna an der Tür. Stans Herz hämmerte wild in seiner Brust. Eine pünktliche Frau. Sie war in so vieler Hinsicht eine Seltenheit. Er öffnete die Tür. Jenna trug ein Strandkleid in Schwarz und knalligem Pink, und ihre Augen leuchteten erwartungsvoll. Er vermochte nicht zu sagen, ob sie aufgeregt oder nervös war. Allmählich löste sich seine Anspannung.
„Bist du fertig?“, fragte sie.
„Ich denke schon. Möchtest du hereinkommen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir sollten uns irgendwo anders unterhalten.“
„Einverstanden. Ich werde fahren.“
„Nein“, meinte sie lächelnd und mit verheißungsvollem Blick. „Ich fahre.“
Sie drehte sich um, und er fragte sich zum tausendsten Mal, was in ihrem hübschen Kopf vorging. Er schloss ab, und gemeinsam gingen sie zum Wagen. Es war eine dunkle, sternenlose Nacht. Stan ertappte sich dabei, wie er zum Himmel hinaufsah, um wenigstens einen Stern zu entdecken, damit er sich etwas wünschen konnte.
„Danke für deine Geschenke“, sagte sie und fuhr los.
„Ich dachte mir, das Diadem würde dir stehen“, erwiderte er und kämpfte mit dem Wunsch, sie zu berühren.
„Die anderen Frauen im Büro sind ganz neidisch.“
„Auf das Diadem?“
Jenna lächelte geheimnisvoll. „Nein, auf den Mann auf dem Foto, das du mir geschickt hast.“
„Oh.“ Stan ging behutsam vor. „Ist das gut oder schlecht?“
„Weder noch. Es spielt im Grunde keine Rolle, was sie denken.“ Sie hielt an
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