BACCARA EXKLUSIV Band 45
fügte sie hinzu.
Er bremste vor einer Ampel und war überrascht, wie sehr ihre Worte ihn trösteten. Er sah ihr ins Gesicht und fand dort Aufrichtigkeit, Intelligenz und Leidenschaft. Eine Kombination, die ihn faszinierte. Ja, trotz seiner scharfen Zunge hatte „das Messer“ Herz.
Jennas Gesicht wurde vom Licht einer Straßenlaterne beschienen, sodass Stan Gelegenheit hatte, sie genauer zu betrachten. Obwohl sie attraktiv war, war sie nicht unbedingt die hübscheste Frau, der er je begegnet war. Aber sie hatte blaue Augen, die einen Mann im einen Moment kalt durchbohren und im nächsten voller Mitgefühl sein konnten. Sie besaß mehr Substanz als Stil. Bis vor einigen Monaten hätte er sie zu komplex, zu intensiv gefunden.
Das ist auch noch immer der Fall, versuchte er sich einzureden. Außerdem sollte er der verrückten Versuchung widerstehen, ihre Haare durcheinanderbringen zu wollen, an ihrem BH-Träger zu zupfen und sie ganz allgemein aus der Fassung zu bringen. Als er das letzte Mal einem ähnlichen Verlangen nachgegeben hatte, hatte Jenna Jean ihm fast die Hand abgebissen.
Sie sah ihn mit der gleichen Intensität an wie er sie, und die Spannung zwischen ihnen war beinah greifbar. Entgegen besseren Wissens hob er den Finger an ihr Kinn und strich anschließend über ihre Lippen. Er beobachtete, wie ihre Augen sich weiteten.
„Du bist sehr gut“, sagte er. „Ich frage mich, ob du immer noch beißt.“
Sie zog es in Erwägung und öffnete den Mund. Doch dann schien sie es sich anders zu überlegen und wich zurück. „Bist du in der Stimmung für solche Spielchen?“, meinte sie heiser. „Dann musst du dich an jemand anderen wenden.“
Stan lachte und trat aufs Gaspedal.
„Du fährst zu schnell“, ermahnte sie ihn beim Einbiegen in die Straße, in der sie wohnte.
„Kein Problem, die stellvertretende Oberstaatsanwältin fährt ja mit mir.“
„Das ist erst recht ein Grund …“
„Wie meine Großtante Martha zu fahren“, beendete er den Satz für sie. „Die bleibt immer fünfzehn Meilen unter der Geschwindigkeitsbegrenzung.“
„Anscheinend hast du noch immer das Bedürfnis, gegen die Regeln zu verstoßen. Nimm die Nächste links. Mein Haus ist das dritte auf der rechten Seite.“
Er schaute nach, ob sie ihn wieder mit jenem strengen Blick bedachte. Das tat sie fast, und er unterdrückte ein Grinsen. „Das ist eine Verallgemeinerung, und Verallgemeinerungen sind oft besonders ungenau.“ Er fuhr ihre Einfahrt hinauf. „Ich glaube an Regeln.“
„Tatsächlich?“, entgegnete sie zweifelnd.
„Es sind nur andere Regeln als deine. Zum Beispiel beim Küssen“, erklärte er und hielt. „Ich wette, du hast Regeln, was das Küssen betrifft.“
Für einen Moment geriet Jenna aus der Fassung, fing sich jedoch sofort wieder. „Mag sein.“ Sie zuckte die Schultern. „Ja, ich habe ein paar Regeln, was das Küssen angeht. Ich versuche nie jemanden zu küssen, den ich nicht mag. Ich bin eher an Qualität als an Quantität interessiert. Mein bisheriger Eindruck von dir lässt darauf schließen, dass Quantität dir wichtiger ist.“
Stan grinste. Himmel, war sie hochnäsig! Er kam sich wieder wie der Zwölfjährige vor, der Jenna eine Lektion erteilen wollte. „In einem Punkt hast du recht: Ich habe zumindest keine Regeln, was die Quantität angeht. Aber ich habe schon eine Regel, was das Küssen allgemein betrifft.“ Er näherte seinen Mund ihrem. „Küsse niemals kürzer als dreißig Sekunden.“
4. KAPITEL
Jenna wusste, sie sollte es Stan sagen. Sie sollte ihn warnen, nicht seine Zeit zu vergeuden. Schließlich hatte man ihr bescheinigt, langweilig zu küssen. Sie sollte ihn warnen, aber aus irgendeinem Grund wollte sie es nicht.
Stan betrachtete ihren Mund, ehe er langsam den Blick hob und ihr herausfordernd in die Augen sah. Jennas Herz schlug höher. Plötzlich fühlte sie sich unerklärlich beschwingt.
Endlich erwachten ihre Verteidigungsmechanismen, und sie rückte so weit wie möglich an die Tür. „Du bist verrückt.“
„Das habe ich nie bestritten“, erwiderte er und lehnte sich zu ihr herüber.
„Wahnsinnig“, fügte sie atemlos hinzu und starrte ihn an.
„Möglich.“
„Völlig durchgedreht.“ Er war ihr viel zu nahe, und sie war sich seines Körpers viel zu stark bewusst. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht, nahm seinen Duft wahr, und ihr ansonsten stets klarer Verstand war benebelt.
„Wahrscheinlich. Komm schon, Jenna Jean, es geht doch nur um
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