BACCARA EXKLUSIV Band 47
fester an sich drückte. Der Schal, den sie in ihren tiefen Ausschnitt gesteckt hatte, verrutschte und wurde von Will vollends beiseite geschoben. Ohne dass einer von beiden etwas merkte, fiel der Schal zu Boden. Instinktiv klammerte Leah sich an Wills muskulöse Arme, als ihr ein wenig schwindlig wurde. Sie spürte, wie Schauer über ihren Rücken liefen, und gleichzeitig fühlte sie sich herrlich lebendig und begehrenswert. Noch nie hatte sie so empfunden.
Dann, mit einem Stöhnen, hielt Will sie abrupt von sich, wandte sich schwer atmend um und sah auf den See hinaus. „Leah, ich muss mich entschuldigen. Ich habe mich bisher nie so … impulsiv verhalten.“
Leah stand immer noch völlig benommen da und musste sich einen Ruck geben, um eine zusammenhängende Antwort geben zu können. Doch dann klang ihre Stimme fast gleichmütig.
„Sie müssen sich nicht entschuldigen. Sie bestätigen nur meine Ansicht. Wir müssen eine normale Beziehung haben, wenn wir zusammen daran arbeiten wollen, Myra Jos Hochzeit zu einem Erfolg zu machen.“
Will nahm seinen Hut und beschäftigte sich eingehend damit, imaginäre Staubkörnchen davon zu entfernen. „Das wäre wohl am besten.“
Er richtete sich auf und hob Leahs Schal vom Boden auf. Sein Blick wanderte, wie von einem Magneten angezogen, zu Leahs Ausschnitt, aber er zwang sich fortzusehen. Ein Schauer, der nichts mit der kühlen Abendluft zu tun hatte, lief Leah über den Rücken. Das leidenschaftliche Glitzern in seinen Augen beunruhigte ihre ohnehin erregten Sinne.
Sie akzeptierte den Arm, den er ihr bot, und gemeinsam gingen sie zum Wagen zurück, als ob nichts geschehen wäre, aber Leah war froh, dass er in der Dunkelheit nicht ihren Gesichtsausdruck sehen konnte.
Während der Fahrt sprach Will so freundlich und angenehm, wie sie es sich nur wünschen konnte, und Leah war selbst überrascht, wie normal und leichthin sie antwortete.
„Ich möchte, dass Sie meine Familie kennenlernen“, meinte Will, als sie schon fast da waren. „Wenn Sie glauben, dass Myra Jo mich ein bisschen herausputzen will …“
„Sie hat nicht gesagt …“
„Leah“, unterbrach er sie, „ich bin kein Dummkopf.“
Das wurde ihr immer klarer. „Ich kann jederzeit kommen“, sagte sie also nur, als sie ihr Haus erreichten und er sie bis zur Tür brachte.
Dort zögerte sie. „Möchten Sie noch auf einen Drink oder eine Tasse Kaffee hereinkommen?“
„Nein, danke. Ich mache mich lieber auf den Weg. Glauben Sie, Sie könnten schon morgen kommen und meine Familie kennenlernen?“
Morgen war Sonntag, und ausnahmsweise war in ihrem Kalender kein Termin vermerkt.
„Glauben Sie nicht, ich sollte lieber vorher anrufen und einen Termin vereinbaren?“
„Ach was! Wenn Sie sich meinem Vater gegenüber steif und förmlich benehmen, wird er Ihnen das Leben zur Hölle machen. Myra Jo steht Heidenängste aus bei dem Gedanken, was ihr Großvater in einem Raum voller Politiker und deren Anhängseln anstellen könnte.“
„Es ist ein Wunder, dass sie nicht einfach durchbrennt“, meinte Leah leise.
„Und bitte erscheinen Sie nicht in Ihrer schicken Stadtkleidung“, warnte Will sie, ohne auf ihre Bemerkung zu achten. „Befreien Sie Ihr Haar aus diesem fürchterlichen Knoten und ziehen Sie Jeans an, um Himmels willen.“
Sie lachte amüsiert. „Jawohl, Sir.“
Will sah verärgert aus, aber Leah wusste, dass er eher auf sich selbst böse war als auf sie.
„Ich muss mich entschuldigen“, sagte er. „Es hat mich nur den ganzen Abend fast wahnsinnig gemacht, Ihr wunderschönes Haar so malträtiert zu sehen. Ich stellte mir vor, dass es offen getragen wunderbar aussehen würde und sich anfühlen muss wie Seide. Ich habe mich zusammenreißen müssen, um die Hände davon zu lassen.“
Leah errötete. Sie trug ihr Haar immer in einem Knoten, wenn sie nicht gerade allein zu Hause war und es sich gemütlich machen wollte. Unbewusst hob sie eine Hand an ihr Ohr.
„Ich werde mir Mühe geben.“
„Gut. Dann sehe ich Sie also morgen.“ Er beugte sich herab und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Leah.“
Sie hatte den unglaublich dummen Wunsch, den Kopf zu drehen, damit seine Lippen ihren Mund trafen.
„Gute Nacht, Will.“
Sie machte die Tür zu und blieb in ihrer sauberen, nüchtern eingerichteten Wohnung allein. Langsam ging sie in das schwach beleuchtete Wohnzimmer und sah sich betrübt um. Sie musste daran denken, dass Will zu Hause eine liebende Tochter erwartete,
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