BACCARA EXKLUSIV Band 49
betrogen fühlte, und das machte Delia schwer zu schaffen.
„Ich wollte es dir sagen, Tony …“
„Dafür ist es jetzt zu spät“, fuhr er sie an, während er die Tür öffnete. In einem etwas höflicheren Ton sagte er dann: „Hallo, Chief.“
„Nun, ich bin froh zu sehen, dass Sie auf den Beinen sind.“ Tab Shenniker war ein großer Mann mit einer lauten Stimme. „Macht es Ihnen was aus, wenn ich reinkomme?“
Delia spielte mit der Idee, nach oben zu flüchten, bevor ihr Onkel sie bemerkte. Das würde ihnen allen einige Peinlichkeiten ersparen. Aber dann fiel ihr ein, dass Tony vielleicht Hilfe brauchen würde, um zu erklären, was Samstagnacht geschehen war. Das Letzte, was sie wollte, war, dass er für etwas die Schuld bekam, was im Wesentlichen ihr Fehler gewesen war. Also blieb sie.
Tony öffnete die Tür weiter und warf Delia noch einen vorwurfsvollen Blick zu. Dann trat ihr Onkel ein und sah sie.
„Dee?“ Er hob die buschigen weißen Augenbrauen. „Was um Himmels willen tust du denn hier? Und in diesem Aufzug?“
„Ich habe die Nacht hier verbracht.“ Sie wusste, dass nur die Wahrheit funktionieren würde. „Ich habe Tony geholfen. Mit dem verletzten Arm brauchte er jemanden, der kochte und ein paar andere Dinge erledigte. Gleichzeitig hat er mir geholfen. Nach den Dingen, die ich erlebt habe, wollte ich nicht allein sein.“ Das stimmte alles, und ausführlicher würde sie nicht werden.
„Du hättest zu mir kommen sollen“, schimpfte ihr Onkel. „Schließlich weiß ich, wie man mit solchen Erlebnissen umgeht.“
„Wahrscheinlich hättest du mir erst mal eine tüchtige Standpauke gehalten“, entgegnete sie keck.
„Du brauchst mir nach allem anderen nicht auch noch mit deiner scharfen Zunge zu kommen.“ Der Blick, den er ihr zuwarf, drohte strenge Konsequenzen an, aber mehr würde er vorläufig nicht darüber sagen. Seine relative milde Reaktion überraschte sie. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er an die Decke gehen würde. Das kommt vielleicht noch, dachte sie unglücklich.
Shenniker wandte sich nun an Tony. „Was muss ich tun, um hier einen Kaffee zu bekommen?“
Tony schien sich äußerst unbehaglich zu fühlen. „Hier entlang.“ Er ging in die Küche voran.
Delia übernahm automatisch die Rolle der Gastgeberin, indem sie den beiden Männern Kaffee eingoss, bevor sie ihre eigene Tasse füllte. Das half ihr, ihre Nerven zu beruhigen.
„Also, ich habe den Bericht über den Vorfall vom Samstag gelesen“, begann Shenniker, als sie alle am Küchentisch saßen. „Vermutlich ist da einiges weggelassen worden. Sergeant Griffin, wollen Sie mir erzählen, was wirklich passiert ist? Lassen Sie uns mit etwas Einfachem anfangen. Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, meine Nichte an einem Samstagabend auf Streife in Süd-Dallas mitzunehmen?“
„Entschuldigung, Sir, aber ich wusste nicht, dass sie Ihre Nichte ist.“
„Das wusste er wirklich nicht“, warf Delia ein.
„Ich habe Fotos von ihr überall in meinem Büro.“ Tab ignorierte Delia. „Wie kommt es, dass Sie sie nicht erkannt haben, Mann?“
„Das neueste Foto, das du von mir hast, stammt aus der Highschool“, wandte Delia ein. „Außerdem sind unsere Nachnamen verschieden, und du nennst mich immer Dee statt Delia. Da ist es kein Wunder, dass Tony die Verbindung nicht aufgefallen ist.“
Shenniker legte die Hände flach auf den Tisch, als wollte er sich auf diese Weise davon abhalten, Delia zu erwürgen. „Dee, ich wüsste es zu schätzen, wenn du Sergeant Griffin selbst reden lassen würdest.“
„Ich versuche nur, einige Dinge klarzustellen.“
„Wenn ich Erklärungen von dir will, dann frage ich dich.“ Tab sah sie drohend an. O ja, er war wütend. Delia konnte sich nicht erinnern, ihn je so zornig erlebt zu haben. Also trank sie ihren Kaffee und schwieg erst einmal. „Selbst wenn Sie nicht gewusst haben, wer sie ist“, fuhr Shenniker fort, wobei er Tony nicht aus den Augen ließ, „konnten Sie nicht erkennen, dass sie ein junges Mädchen ist? Sie hätte nie mit Ihnen fahren dürfen.“
„Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie nach Hause geschickt“, antwortete Tony ruhig.
Junges Mädchen? Nach Hause geschickt? So ein altmodischer Unsinn, dachte Delia. Doch sie hielt sich lieber zurück. Im Moment wollten wohl beide Männer nicht daran erinnert werden, dass sie schon seit einiger Zeit erwachsen war.
„Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Wahl hatten?“
„Das ist
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