BACCARA EXKLUSIV Band 61
Sarkasmus.
„Fertig zum Aufbruch?“, fragte er.
Sie seufzte schicksalsergeben. Dylan hatte ihr sein Haus angeboten, damit sie sich dort erholen konnte. Und obwohl sie viel lieber in ihr eigenes Apartment zurückgekehrt wäre, wusste sie, dass sie diese Erholung brauchte. Viele angebliche Freunde hatten sie während ihres Krankenhausaufenthaltes besucht, aber Dylan war derjenige, dem ihr Gedächtnisverlust am wenigstens auszumachen schien. „Ja“, sagte sie. Und nach einer Pause: „War ich eigentlich schon immer so ungeduldig?“
Er sah sie forschend an. „Ungeduldig?“
„Ungeduldig bei unbeantworteten Fragen über mich selbst. Ungeduldig, weil ich mitten am Tage plötzlich müde werde und schlafen muss.“ Sie griff nach ihrer kleinen Reisetasche.
Dylan wollte ihr die Tasche abnehmen, doch sie zog sie mit einer unwilligen Bewegung an sich. Um seine Lippen zuckte es. „Vielleicht möchtest du ja lieber wissen, ob du schon immer so unabhängig bis zur Aufsässigkeit warst.“ Er deutete auf die offene Tür.
„Betreiben wir da Haarspalterei?“, konterte sie und trat auf den Flur hinaus. Während sie zum Fahrstuhl gingen, winkte sie den Schwestern auf der Station zu. Ihre Freundlichkeit würde sie nie vergessen.
„Ich würde nicht das Wort ‚ungeduldig‘ wählen“, sagte er und drückte auf den Fahrstuhlknopf. „Ich glaube, du hast gern alles unter Kontrolle, und das ist eben im Augenblick nicht der Fall.“
„Wenn du es nicht ungeduldig nennen würdest, wie dann?“, nahm sie den Faden wieder auf, nachdem sie den Fahrstuhl betreten hatten und abwärts fuhren.
„Wie ich bereits sagte – unabhängig. Und manchmal sogar richtig abweisend.“
„Ich wette, Letzteres hat mich schon häufiger in Schwierigkeiten gebracht, oder?“
„Ein paarmal“, bestätigte er.
Sie fragte sich, ob diese Schwierigkeiten romantischer Art gewesen waren. „Wie war ich im Umgang mit Männern?“
Dylan stutzte. „Mit Männern?“
„Ja. War ich auch abweisend im Umgang mit ihnen? Ich weiß, dass ich nicht verheiratet war. War ich jemals verlobt? Wurde mir je das Herz gebrochen? War ich der schmachtende Typ, der samstagabends zu Hause hockt? Oder amüsierte ich mich gern?“
Ihre Fragen waren ihm unangenehm. „Du warst einmal verlobt, hast die Verlobung aber aufgelöst. Ich nehme an, dass dir einmal das Herz gebrochen wurde.“ Er war sich sicher, dass er dafür verantwortlich war. „Ich habe dich nie schmachtend erlebt, aber ich kann zu deinem Liebesleben der letzten Jahre nicht viel sagen, weil du kaum darüber gesprochen hast.“
„Verschwiegen, wie? Na ja. Wie war das, als mein Herz gebrochen wurde?“
„Da warst du noch sehr jung. Er war unreif und wusste nicht zu schätzen, was er an dir hatte.“
„Willst du damit sagen, er hatte mich nicht verdient?“
„Ganz genau“, entgegnete Dylan, wohl wissend, dass er von sich selbst sprach. „Du hast ihm den Laufpass gegeben, und als er es noch einmal versuchen wollte, hast du ihn einfach nicht mehr beachtet.“
„Gut für mich“, meinte sie anerkennend.
Dylan verspürte einen Stich. Alisa mochte zwar das Gefühl haben, sie hätte den Boden unter den Füßen verloren, doch in vieler Hinsicht war sie noch ganz die Alte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie ihm gerade zu verstehen gegeben, dass sie ihn erneut abblitzen lassen würde, sobald sie sich daran erinnerte, wer er war. Vermutlich hatte er nicht die geringste Chance, ihre Meinung zu ändern. Aber das war ja auch gar nicht seine Absicht. Sein Ziel war es, ihr eine Umgebung zu bieten, in der sie genesen konnte.
Der Fahrstuhl hielt an, und Dylan ließ Alisa den Vortritt. Im Hinausgehen drehte sie sich zu ihm um, und in ihrem Blick lag jetzt echte Freundlichkeit und nicht diese kühle Gleichgültigkeit, die er jahrelang von ihr hatte erdulden müssen. „Möglicherweise wird es dich bald nerven, mir ständig Geschichtsstunden über Alisa zu geben“, warnte sie ihn mit ihrer leicht heiseren Stimme, die er schon immer so erotisch an ihr fand. „Versprich mir, dass du mir sagst, wenn du mich leid bist.“
Fast hätte Dylan gelacht. Wenn er diese Frau nur leid werden könnte, dann wäre sein Liebesleben um einiges befriedigender. „Ich verspreche es“, sagte er und führte sie zu seinem Wagen.
„Du hast ein wunderschönes Haus“, bemerkte Alisa, während sie mit Dylan auf der Terrasse seines Hauses saß und Limonade trank. Sie warf einen Blick zum Swimmingpool hinüber. Es war ein
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