BACCARA EXKLUSIV Band 61
mehr erwartet.“
„Du hast Anzeigetafeln mit deiner Lebensgeschichte erwartet“, bemerkte Dylan trocken.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Wie konnte dieser Mann sie so gut durchschauen? „Ja, das wäre schön gewesen.“
„Du hast noch nicht lange hier gewohnt“, erinnerte er sie.
Sie entdeckte den aufgeschlagenen Kalender auf dem Küchentresen und stürzte sich hoffnungsvoll darauf. „Das muss einem Tagebuch am nächsten kommen.“ Sie blätterte durch die Seiten. „Offenbar war ich eine viel beschäftigte Frau. Barbecue bei den Hawkins am Dienstagabend, eine Jogging-Verabredung mit Paul.“ Sie hielt inne. „Wer ist Paul?“
„Keine Ahnung.“ Dylan spähte ihr über die Schulter. „Ehrenamtliche Arbeit im Granger-Heim“, las er und deutete auf eine Eintragung.
„Geschäftsreise nach Frankreich.“ Inzwischen klang sie leicht verzweifelt. „Eine Woche nach meinem Unfall. Das ist nun wirklich tragisch.“ Sie blätterte durch die Seiten des vorigen Monats und runzelte die Stirn.
„Hier ist nichts über meine Mutter. Ich dachte …“ Sie stutzte, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander. „Ich habe sie Weihnachten gesehen“, erklärte sie, da ein Stück Erinnerung aufblitzte. „Sie war wütend auf mich.“ Alisa empfand Reue, denn die Vorstellung, ihre Mutter zu verärgern, gefiel ihr nach wie vor nicht. Dennoch war sie entschlossen, dieser Erinnerung auf den Grund zu gehen. „Sie war enttäuscht darüber, dass ich meine Verlobung gelöst habe.“
„Ach, der Senator“, meinte Dylan. „Es erstaunt mich nicht sonderlich, dass deine Mutter deswegen verstimmt war.“
„Weshalb nicht?“
Dylan dachte daran, wie entsetzt ihre Mutter gewesen war, als sie ihn und Alisa beim Küssen ertappt hatte. Er konnte ihr jetzt die Wahrheit sagen oder nett zu ihr sein. Doch angesichts Alisas erwartungsvoller Miene schluckte er seinen Groll herunter, zumindest einen Teil davon, und entschied sich für nett. „Sie fand immer, dass du nur das Allerbeste verdienst. Ansehen und Einfluss machten großen Eindruck auf sie, und so etwas wollte sie für ihre Tochter auch.“
„Hm.“ Alisa klappte den Terminkalender zu. „Ich mochte ihn eben nicht genug.“
Dylan stutzte. „Das weißt du so genau?“
Sie zuckte die Schultern. „Ich erinnere mich kaum an die Verlobung, aber ich weiß noch, dass ich sie gelöst habe, weil ich ihn nicht genug liebte, um ihn zu heiraten.“ Sie seufzte. „Es ist eine Schande. Ich habe das Gefühl, dass er ein wirklich netter Kerl war.“ Sie deutete zum Flur. „Ich möchte jetzt mein Schlafzimmer sehen.“
Dylan zupfte an seinem Kragen, während sie bereits die Küche verließ, und fragte sich, was als Nächstes käme. Ihr Erinnerungsvermögen schien mit Lichtgeschwindigkeit zurückzukehren. Alles konnte ihr plötzlich wieder einfallen. Sein Magen krampfte sich zusammen. Es war durchaus möglich, dass sie sich als Nächstes an ihn erinnerte. Einigermaßen gewappnet, folgte er ihr über den Flur und trat in ihr Schlafzimmer.
Die Tür ihres Kleiderschrankes stand offen, ebenso zwei Kommodenschubladen, in denen Alisa herumwühlte. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch der Einrichtung. Die Mühe, die sie sich beim Einrichten der anderen Zimmer erspart hatte, hatte sie ganz offensichtlich in ihr Schlafzimmer investiert. Ein Messingbett mit einem Baldachin aus hauchdünnem weißem Rüschenstoff dominierte den Raum. Auf dem Nachtschrank stand eine antike Kristalllampe, und daneben stapelten sich ein halbes Dutzend Bücher. Er war neugierig auf die Titel.
Sein Blick fiel jedoch wieder auf das Bett, auf dessen cremefarbener Tagesdecke mehrere farblich abgestimmte Seidenkissen lagen. Unwillkürlich fragte er sich, welcher Mann dieses Luxusbett mit ihr geteilt und einige ihrer Fantasien mit ihr ausgelebt hatte.
Etwas in ihm rebellierte bei dieser Vorstellung. Er atmete tief durch und sah zu Alisa hinüber. In der einen Hand hielt sie einen schwarzen Seidenbody, in der anderen ein pinkfarbenes Satinmieder. Er unterdrückte einen Fluch. Bei dem Bild von Alisa in dieser sündigen Damenunterwäsche brach ihm der Schweiß aus.
„Nun, ich würde sagen, ich habe etwas für schöne Sachen übrig“, murmelte sie. „Die sind fast so hilfreich wie Anzeigetafeln.“ Sie fing Dylans eigenartigen Blick auf und wurde ein wenig unsicher. Rasch legte sie die Unterwäsche wieder in die Schublade zurück und schob sie zu. „Das reicht wahrscheinlich fürs Erste.“ Gespielt fröhlich klatschte
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