BACCARA EXKLUSIV Band 61
hielt. Brians Vermächtnis hatte er diese Gefahr genannt. Was hatte er damit gemeint? Was bedeutete das Ganze überhaupt? Im Grunde wusste sie immer noch nichts.
Und was würde Carl von ihr halten, wenn er erst wüsste, was sie getan hatte? Aber warum sollte Carl Shannons Meinung ihr überhaupt etwas bedeuten?
Zeit, dass du erwachsen wirst, schalt sie sich im Stillen selber. Seine Meinung machte ihr etwas aus, und es würde die gleiche sein, die sie von sich selbst gehabt hatte. Sie hatte sich verkauft und verdiente keinen Respekt. Genau das dächte er von ihr, wenn er die Wahrheit wüsste.
Sie schloss die Augen und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Dann holte sie tief Luft und öffnete die Augen wieder.
„Carl …“, sprach sie ihn leise und mit unsicherer Stimme an, „ich weiß, dass Sie glauben, ich verschweige Ihnen etwas, und das macht Sie ärgerlich. Aber bitte, bitte beschützen Sie mein Baby. Paige ist unschuldig an der ganzen Misere, und …“
„Verflucht, Haven!“ Er fuhr plötzlich zu ihr herum, und sie sah Wut in seinen dunklen Augen. „Wenn Sie Brian geheiratet haben, um so Ihren Bruder freizubekommen, glauben Sie wirklich, ich würde Sie deshalb verdammen? Sie wussten keinen anderen Ausweg. Sie waren jung, verschreckt und ganz allein. Brian hat Sie doch nur ausgenutzt. Sie waren ein Opfer der Umstände und einem sehr geschickten, gerissenen Mann in die Hände gefallen, der sie genau zu manipulieren wusste. Brian Larson war ein schlechter Mensch. Er … aber das ist jetzt egal.“ Carl drehte sich um und sah wieder aus dem Fenster.
„Und ich dachte, Sie seien gute Freunde gewesen.“
„Das waren wir auch“, sagte Carl leise. „Wir waren einmal wie Brüder. Aber Menschen ändern sich, Haven.“
„Dann haben Sie mich also nicht aufgesucht, um mit mir schöne Erinnerungen über Ihren Freund auszutauschen.“
„Nein.“
Haven stieß einen tiefen Seufzer aus. „Es ist alles so verwirrend. Ich verstehe es einfach nicht.“
„Ich werde Ihnen alles erklären, aber später. Als Erstes müssen wir zusehen, dass wir hier wieder herauskommen.“ Carl wandte sich vom Fenster weg, ging zu Haven und blieb vor ihr stehen.
Sie stand auf.
„Leider ist mir bis jetzt nichts wirklich Brauchbares dazu eingefallen“, fuhr er fort. Er blickte nachdenklich zu Paige, die fröhlich mit ihrer nun leeren Flasche spielte. Dann sah er wieder zu Haven. Ihr Gesicht war angespannt. „Sie müssen mir versprechen, dass Sie genau das tun, was ich Ihnen sage.“
„Ja, Carl, das werde ich. Ich vertraue Ihnen doch.“
Carl hatte schon den Mund geöffnet, um weiterzusprechen. Doch nun bekam er keinen Ton heraus.
Ich vertraue Ihnen doch … Havens Worte hallten in ihm nach. Ein leichtes Schwindelgefühl überkam ihn. Wie benommen sah er um sich, und er hatte das Gefühl, als würde er nicht mehr in der schäbigen Hütte sein, sondern an einem Ort, an dem er noch nie gewesen war. Ihm war, als sei er aus einem kalten Nebel in die wärmende Sonne hinausgetreten.
Ich vertraue Ihnen doch. Erst jetzt, da eine winzige Hoffnung in ihm zu glimmen begann, traf es ihn mit voller Wucht, wie deprimierend und bedrückend der Nebel war, aus dem es für ihn vielleicht doch noch ein Entkommen gab.
„Haven …“ Ohne sich dessen bewusst zu sein, flüsterte er laut ihren Namen.
„Ja, ich höre zu. Sagen Sie mir bitte genau, was ich tun muss.“
Er schüttelte kurz und heftig den Kopf, um in die Gegenwart zurückzukehren. Haven vertraute ihm zwar, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Sie hatte ihm noch nichts von ihrer Ehe mit Brian erzählt.
„Also gut, dann wollen wir mal.“ Er blickte sie ernst an. „Ich möchte, dass Sie und Paige sich hinten im Auto auf den Boden setzen. Sie dürfen von außen nicht zu sehen sein. Und was auch passiert, bleiben Sie so sitzen, bis ich Ihnen sage, dass Sie hochkommen können.“
Haven holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, um sich zu beruhigen. Sie straffte die Schultern. „Ich verstehe.“
„Ich weiß, dass Sie Angst haben, Haven. Aber ich bin sicher, dass Sie alles richtig machen werden.“
Ein paar Minuten später saßen Haven und Paige auf dem Boden hinter den Vordersitzen des Autos. Carl ließ den Motor an, zog dann seinen Revolver aus dem Stiefelschaft und legte ihn neben sich auf den Sitz.
„Dada!“, krähte Paige fröhlich und klatschte in die Hände. „Dada, Dada.“
„Ja, mein Herz“, sagte Haven beschwichtigend. „Und nun sei schön
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