BACCARA EXKLUSIV Band 61
war hier eigentlich los?
Er betrat sein Büro und ließ die Tür hinter sich offen stehen. Als er um den Schreibtisch herumgegangen war, blieb er wie angewurzelt stehen. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt, und sein Herz schlug rasend schnell.
Auf dem Schreibtischstuhl lag Susie, Paiges verblichene und zerschlissene, aber heiß geliebte Stoffpuppe.
Er hob die Puppe langsam und mit zitternden Fingern hoch. Als er sich wieder aufrichtete, hörte er hinter sich eine weiche Stimme.
„Es scheint schon ewig her zu sein, dass ich dich mit Susie wie mit einem echten Menschen habe sprechen hören.“
Er fuhr auf dem Absatz herum.
Haven! Haven stand dort, in einem hübschen geblümten Kleid. Ihr blondes Haar umgab ihr zartes Gesicht wie gesponnenes Gold. Sie lächelte unsicher.
Er brachte keinen Ton heraus. Ihm fehlten die Worte, und sein Kopf war wie leergefegt. Gleich einem Ertrinkenden nahm er nur durstig ihren zauberhaften Anblick in sich auf.
Haven ging langsam auf ihn zu und blieb einen Meter entfernt von ihm stehen.
„Carl“, ihre Stimme zitterte, „du hast einmal gesagt, Susie sähe so aus, als habe sie viel durchgemacht, sei aber auch oft liebevoll gedrückt worden.“ Sie schwieg und sah zwischen ihm und er Puppe nachdenklich hin und her.
„Du und ich, wir sind wie sie, Carl. Wir haben ein paar Kämpfe gewonnen und einige verloren, aber wir haben es überlebt. Und als wir uns dann gefunden haben, da haben wir auch die große Liebe erlebt.“
„Haven …“
„Paige liebt diese Puppe, obgleich sie zerschlissen und nicht fehlerlos ist. Das ist Liebe, bedingungslose Liebe. Die wirklich wahre Liebe. Und das ist die Liebe, die ich auch für dich in meinem Herzen habe. Die letzten zwei Wochen waren so trostlos, so leer und einsam. Es tat weh, als du mich im Lagerhaus stehen ließt. Ich konnte nicht begreifen, wie du einfach gehen konntest, wo du mir gerade vorher gesagt hattest, dass du mich liebst. Aber ich habe Zeit gehabt, darüber nachzudenken, und ich weiß jetzt, dass du gegangen bist, eben weil du mich liebst und glaubst, dass Paige und ich nur ohne dich ein Leben in Sicherheit führen können.“
„Ja, und weil …“
„Bitte, Carl, lass mich ausreden. Ich habe meinen ganzen Stolz hinuntergeschluckt und bin dir nun nachgelaufen. Aber ich konnte nicht anders, denn ich liebe dich. Ich liebe dich mehr, als ich es dir jemals sagen kann. Es bedrückt mich sehr, wenn ich daran denke, was mit Cathy und David geschehen ist und wie sehr du deshalb leidest. Ich kann verstehen, dass du glaubst, es würde sich wiederholen und dass ein Leben mit dir zu gefährlich sei.“
„Das stimmt auch, Haven“, sagte Carl leise und mit rauer Stimme.
„Oh, nein, mein Geliebter, das stimmt nicht. Das alles wird hinter uns liegen, wenn du dich entschließen kannst, die Vergangenheit wirklich loszulassen. Du kannst in der Vergangenheit leben, aber dann wirst du sehr allein sein, oder du kannst zusammen mit mir im Heute und Morgen leben. Auch meine Welt war in den letzten zwei Wochen kalt und leer, weil du nicht bei mir warst. Ich liebe dich, und ich brauche dich. Bitte, Carl, willst du die Zukunft mit mir teilen?“
Haven hob ihre Hand und streckte sie Carl bittend entgegen.
Carl wartete auf die grausamen Stimmen aus der Vergangenheit, die ihm erneut sagen würden, dass er für immer dazu verdammt sei, einmal gemachte Fehler zu wiederholen, dass er daran denken sollte, wer er sei und woher er käme, und dass es keinen Platz in der Welt des Glücks und des Lichts für ihn gäbe.
Aber da kamen keine Stimmen.
Alles blieb still.
Und ein Gefühl von tiefem Frieden breitete sich in ihm aus und erwärmte ihn bis ins Innerste.
Er war lange allein in der Finsternis seinen Weg gegangen, nun aber wusste er mit völliger Klarheit, dass dieser Weg zu Ende war. Er hatte eine neue Welt betreten. Havens Welt, eine Welt voller Sonnenschein, Glück und Liebe.
Er war angekommen, wo er immer sein wollte, und er war von einer Freude erfüllt wie noch nie in seinem Leben.
„Carl?“ Haven hielt ihm weiter ihre ausgestreckte Hand entgegen. „Bitte …“
Carl setzte die Stoffpuppe vorsichtig auf den Schreibtisch und legte seine große starke Hand in Havens schmale zarte. Doch dann rissen seine Gefühle ihn mit sich, und er zog Haven stürmisch an sich und vergrub das Gesicht in ihren duftenden Locken.
„Haven, Liebste, bleib bei mir.“
„Ja.“ Haven strahlte vor Glück. „Ja, mein Schatz.“
Sie schlang beide
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