BACCARA EXKLUSIV Band 67: DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN / MIT DIR EIN LEBEN LANG / JEDEN TAG EIN BISSCHEN MEHR / (German Edition)
ihn hereingebrochen, dass er kaum Muße gefunden hatte, sich mit seinen Gefühlen zu beschäftigen. Früher oder später musste er sein Innenleben ordnen. Was abernützten alle guten Vorsätze, wenn seine Gedanken Tag und Nacht nur um zwei Dinge kreisten? Darum, dass er sich schon nach der Kleinen sehnte, wenn er sie einen Tag nicht sah, und um Kirby.
Jetzt stand sie vor ihm in der Tür, und er sah die roten Äderchen in ihren Augen und die dunklen Ringe, die von schlaflosen Nächten zeugten. Sie hatte versucht, sie mit Make-up zu kaschieren, aber ihm fielen sie trotzdem auf, denn er bemerkte jedes kleinste Detail an Kirby. Das winzige Grübchen in ihrer linken Wange, wenn sie lächelte, und wie sie auf der Unterlippe kaute, wenn sie verunsichert war.
In diesem Augenblick aber war sie weder zum Lächeln aufgelegt, noch wirkte sie unsicher. Sie sah so müde und zerbrechlich aus, dass er sie am liebsten in den Arm genommen hätte, um sie aufzurichten und zu trösten. Doch wie konnte er das? Hätte er ihren Kopf an seine Brust gedrückt, so hätte sie das Papier rascheln hören können, das sein Recht auf Jodie bestätigte. Nein, heute würde es kein Lachen geben, kein unbefangenes Flirten und auch keine ruhigen Gespräche voller Neugier und Sympathie.
Es war merkwürdig, aber Carl hatte gehofft, der Besitz dieses Dokumentes könnte ihm sein Schuldgefühl gegenüber Kirby nehmen. Er hatte sich vorgemacht, dass nicht er persönlich für die Verletzungen verantwortlich war, die ihr zugefügt wurden. Tausendmal hatte er sich die Frage gestellt, ob er richtig handelte, indem er ihr keine legalen Ansprüche einräumte, doch er kam immer zu demselben Ergebnis. Er konnte es nicht tun. Er konnte es einfach nicht riskieren.
Sie machte einen Schritt zurück und ließ ihn eintreten. „Es ist alles gepackt“, sagte sie und deutete auf die Koffer und Kartons, die an der Wand standen.
Carls Tochter spielte auf dem Wohnzimmerteppich. Kirby hatte ihr das niedlichste Kleidchen angezogen, das rosafarbene mit den blauen und grünen Blümchen. Sie hatte das Kind hübsch gemacht für diesen Tag, und er konnte nur ahnen, wie sehr sie selbst dabei gelitten haben musste.
Er nahm die Kleine auf den Arm, während Kirby auf ihre nackten Zehen starrte, mit denen sie verzweifelte kleine Kreise auf den Boden malte.
„Hätten Sie Lust, noch irgendwo ein Eis zu essen?“, fragte er.
Kirby schüttelte den Kopf. Sie wusste, sein Angebot war gut gemeint, aber sie hatte nicht die Kraft, den Abschiedsschmerz länger zu ertragen als unbedingt nötig.
„Nein, vielen Dank. Ich muss noch eine Menge Dinge erledigen.“
„Wenn das so ist, bringe ich jetzt die Sachen ins Auto. Nehmen Sie solange das Kind.“
„Mama!“, rief Jodie und streckte ihr die Ärmchen entgegen. Sie nahm die Kleine, presste ihren Kopf an ihre Schulter und wiegte sie hin und her. „Beeilen Sie sich bitte“, sagte sie unter Tränen. „Ich bin nicht gut im Abschiednehmen.“
„Es wird kein Abschied für immer sein“, versuchte er sie zu trösten. „Sie können sie doch besuchen, wann immer Sie wollen.“
„Sie haben gut reden und können Versprechungen machen, so viel Sie wollen. Aber ich werde mich erst besser fühlen, wenn Sie aus dieser Tür gegangen sind.“
Fünf Minuten später fiel die Tür hinter Carl und Jodie ins Schloss, und mit ihnen ging alles, wofür Kirby in den letzten sechs Monaten gelebt hatte. Sie stand am Fenster und sah den Wagen die Auffahrt hinunter bis zur nächsten Biegung der Straße fahren, dann verlor sie ihn aus den Augen.
Sie blieb noch eine Weile stehen und starrte hinaus, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Dann drehte sie sich um und wanderte rastlos durch das Zimmer, das auf einmal viel zu groß und unbelebt wirkte. Keine Spielsachen mehr auf dem Fußboden. Kein Gebrabbel mehr und kein fröhliches Quietschen. Kein Mensch mehr außer ihr. Jodie war fort.
Lautes Klopfen an der Tür riss Kirby aus tiefem Schlaf. Sie tastete nach ihrem Wecker, drehte ihn zu sich um und sah, dass es halb zwei war. Mitten in der Nacht. Kirby stand auf und taumelte in Richtung Tür. Wie aus weiter Entfernung hörte sie das Weinen eines Babys, und langsam kam die Erinnerung zurück. Jodie war nicht mehr da. Carl hatte sie ihr weggenommen. Aber das Weinen, das war sie. Sie hätte die Stimme ihrer Kleinen unter Tausenden herausgehört.
„Was ist passiert?“, rief sie, noch während sie die Tür entriegelte.
„Sie schreit, das hören Sie doch. Am
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