Baccara Extra Band 02: Ein Wüstenprinz zum Küssen / Heiße Stunden in Mendocino / Die Schöne und das Biest / Ausgerechnet ein Millionär! / (German Edition)
bedeutete dies: Sind Sie eigentlich verrückt, statt zu programmieren auf einmal Windeln wechseln zu wollen? Doch Gail hatte sich längst daran gewöhnt und die Antwort darauf parat: „Ich finde die Arbeit mit Kindern angenehmer. Man wird für seine Anstrengungen mit einem strahlenden Lächeln oder einer Umarmung belohnt. Computer geizen mit so etwas.“
„Aber weshalb haben Sie dann keine Ausbildung als Erzieherin gemacht?“, lautete die nächste Frage.
„Mein Bruder hat mich da beeinflusst“, erwiderte Gail wahrheitsgemäß. Sie dachte kurz an Adam, der nach dem Tod ihrer Eltern ihr Vater-Mutter-Ersatz gewesen war und sie zu diesem Studium überredet hatte, weil es Zukunft habe. „Mein Bruder hat mir dazu geraten, weil ich immer gut im Umgang mit Computern war. Aber ich hatte schon während des Studiums Spaß am Babysitten. Nach meinem Abschluss habe ich in einem großen Software-Unternehmen gearbeitet. Dort ist man seit einiger Zeit dabei, Arbeitsplätze abzubauen, und das habe ich als Chance gesehen, etwas mit Kindern zu machen.“
„Ihre Zeugnisse sind wirklich beeindruckend“, meinte die Assistentin nachdenklich. „Ist Ihnen bewusst, dass Sie hier wohnen müssen, wenn Sie die Stellung bekämen?“
„Das ist kein Problem“, erwiderte Gail. „Meine Mitbewohnerin heiratet und ist froh, wenn sie nicht umziehen muss.“
Mrs Peabody nickte zufrieden. „Ich denke, Mr Barone sollte Sie sehen. Bitte warten Sie hier, während ich ihn hole.“
„Gern“, sagte Gail lächelnd. Sie verspürte ein nervöses Kribbeln im Bauch.
Kaum hatte die Assistentin den Raum verlassen, stand Gail auf und begann ungeduldig in dem geschmackvoll eingerichteten Zimmer auf und ab zu laufen. Sie war über sich selbst überrascht, weil ihr eigentlich erst während des Gesprächs klar geworden war, wie sehr sie diesen Job wollte. Mit fünfundzwanzig wollte sie ihrem Leben eine Wende geben und etwas Sinnvolles zu tun, bei dem man auch wieder etwas zurückbekam.
Gail blieb vor einer Reihe Fotos stehen. Die Barones. Einige der Gesichter kannte sie aus den Wirtschafts- oder den Gesellschaftsseiten des Boston Globe. Eine große Familie. Anders als bei ihr, wo es nach dem frühen Tod ihrer Eltern nur sie und ihren Bruder gab. Es musste schön sein, in einer Großfamilie aufzuwachsen.
Bevor sie diesen Gedanken weiterspinnen konnte, wurde sie von einer Frauenstimme und unmittelbar folgendem Kindergeschrei unterbrochen. Gail blickte durch die offene Tür in den Gang und entdeckte eine rothaarige, elegant gekleidete ältere Dame. Ihre Frisur saß so tadellos, dass Gail instinktiv ihr eigenes Haar noch einmal zu ordnen versuchte.
Die Frau trug ein kleines dunkelhaariges Mädchen auf den Armen, das sich sichtlich sträubte. Als sie Gails Blick bemerkte, deutete sie auf die Kleine. „Unsere Molly muss sich erst noch an alles gewöhnen“, meinte sie. In ihrem Tonfall lagen Bedauern und Entschuldigung.
Gail reckte den Hals, um eine bessere Sicht auf ihren potenziellen Schützling zu haben. „Viele Kinder sind nach dem Aufwachen gereizt. Eine frische Windel, ein Schluck Saft und ein Keks können wahre Wunder wirken.“
Die Frau kam lächelnd näher. „Gilt das auch für Erwachsene?“
„Manchmal. Jedenfalls machen einige Erwachsene den Eindruck, als liefen sie in zu enger Unterwäsche herum. Es zählt nur nicht als Ausrede.“
„Gut ausgedrückt und absolut wahr.“ Die Frau lachte glucksend. „Übrigens, ich bin Moira Barone, und das hier ist unsere Molly. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen nicht die Hand geben kann.“
„Gail Fenton. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Und natürlich auch dich, Molly. Was bist du für ein hübsches Kind, selbst mit einem tomatenroten Kopf!“
Moira Barone lachte erneut, bevor sie den Kopf schüttelte und seufzte. „Ich fürchte, sie fängt gerade erst an.“
Gail blies der Kleinen leicht ins Gesicht. Sofort erstarb das Schreien. Molly öffnete die tränengefüllten Augen unter den langen schwarzen Lidern und starrte Gail an, wobei ein Zittern der vorgeschobenen Unterlippe verriet, dass das Weinen nur aufgeschoben war.
„Guck-guck!“, machte Gail und trat aus dem Blickfeld des Kindes.
Stille, während das Kind den Hals nach Gail verdrehte. Die beugte sich wieder etwas vor. „Guck-guck!“
Die Unterlippe straffte sich, und ein sanftes Lächeln erschien.
Moira Barone schüttelte überrascht den Kopf. „Ich habe acht Kinder großgezogen, aber das Guck-guck-Spiel habe ich vollkommen
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