[Baccara] Zaertliche Beruehrungen
hinreißenden Augen noch unterstrich. Um die Taille hatte sie einen dünnen Stoffgürtel geschlungen, dessen Knoten nicht sehr stabil wirkte. Ein kurzer Ruck, und der Gürtel wäre weg. Das Negligè würde sich öffnen, und sie wäre enthüllt. Was sie wohl darunter trug? Er schien sie ständig zu erwischen, wenn sie sich schon für die Nacht umgezogen hatte. Das regte seine Phantasie nur noch mehr an und war eine zusätzliche Folter, solange sie dieses Rühr-mich-nicht-an-Spiel trieb.
„Dein Haus ist wie ein Weihnachtsbaum erleuchtet”, sagte er. Seine Stimme klang seltsam belegt. „Du hast alle Lampen eingeschaltet.”
„Nicht alle. Das Zimmer der Kinder ist dunkel. Sie schlafen.”
Sie nestelte an ihrem Gürtel herum. Löste sich etwa der Knoten? Carrie zitterten die Finger, während Tyler sie mit seinen geheimnisvollen grünen Augen beobachtete. Sie vergaß fast zu atmen.
„Möchtest du hereinkommen?” fragte sie schließlich. Sie merkte, wie unsicher sie klang, und rasch zog sie ihren Gürtel noch fester.
Tyler wollte eigentlich nicht ins Haus kommen. Offensichtlich war dort ja alles in Ordnung. Er sollte gehen, ein wenig schlafen und Carrie damit weitermachen lassen, womit immer sie sich zu dieser Stunde auch beschäftigte. Genügend Licht hatte sie jedenfalls dazu. Trotzdem trat er ein, mit dem sonderbaren Gefühl, nicht widerstehen zu können. Wie magnetisch fühlte er sich von Carrie angezogen, unmöglich für ihn, sich ihr zu entziehen. Ein demütigendes Eingeständnis, besonders nach dem Fiasko mit Gwenda… Schlimmer noch, er spürte ganz deutlich verräterische Vorfreude in sich aufsteigen.
Seine Manneskraft, die bei Gwendas amourösen Annäherungsversuchen so schmählich versagt hatte, war allein durch Carries Anblick schlagartig zurückgekehrt. Ihm wurde heiß, und das lag nicht nur an der fehlenden Klimaanlage.
„Was geht hier vor, Carrie?” fragte er schroff. „Wieso bist du noch auf? Es ist drei Uhr…”
„Ich weiß, wie spät es ist. Doch ich konnte nicht schlafen, deshalb…”
„Deshalb hast du überall Lichter angemacht?” Ein wenig sanfter fragte er sie noch einmal: „Was ist los, Carrie?”
„Ich hatte entsetzliche Angst”, vertraute sie ihm an und winkte ihn in die Küche, wo sie den altmodischen Brotkasten aus Holz öffnete.
Sie nahm ein Buch heraus. „Ich habe das dort hineingetan, weil mich der bloße Anblick verstört”, gab sie verlegen zu. „Ben sagte, es sei ein Thriller. Du legst ihn nicht mehr aus der Hand, bevor du ihn ausgelesen hast, meinte er. Nachdem ich die Kinder ins Bett gebracht hatte, fing ich an, darin zu lesen und bekam soviel Angst, daß ich nicht mehr schlafen konnte. Ich traute mich nicht einmal mehr, das Licht auszumachen.”
Carrie betrachtete schaudernd den Einband. „Normalerweise bin ich kein ängstlicher Typ, aber das…” Sie blickte auf. „Es handelt von einem überaus raffinierten, sadistischen Serienmörder, der nachts in Häuser einbricht und…”
„Genau das, was eine junge, alleinstehende Mutter vor dem Schlafengehen lesen sollte”, meinte Tyler ironisch und schüttelte mißbilligend den Kopf. Er nahm ihr das Buch aus der Hand und warf einen Blick auf den Klappentext, der „panische Furcht und packende Spannung” versprach. Mit Schwung warf er das Buch in den Mülleimer.
„Ich schlage vor, du liest in Zukunft besser Liebesromane. Die werden dich nachts bestmimt nicht wach halten.”
„Manchmal tun sie das aber doch”, murmelte sie. „Allerdings aus ganz anderen Gründen.”
„Erregung ist besser als panische Furcht”, bemerkte er und sah sie dabei fest an.
„Aber man bleibt davon genauso hellwach”, antwortete sie nur.
Wem sagte sie das! Er lachte kurz auf. „Ich glaube, da ziehe ich panische Furcht doch vor. Vielleicht sollte ich das Buch wieder aus dem Müll holen. Die packende Spannung könnte meine Gedanken von… auf andere Dinge lenken.”
„War dein Rendezvous heute abend nicht erfolgreich?” spottete Carrie mitleidig, obwohl sie kein bißchen Mitleid empfand. Im Gegenteil, sie mußte hartnäckig einen Anflug von Eifersucht vertreiben.
Tyler überging die Frage, zog seine Jacke aus und legte sie über den Stuhl. Dann löste er die Krawatte, öffnete die Hemdknöpfe und rollte die Ärmel hoch. Carrie beobachtete ihn schweigend. Sie versuchte vorauszusehen, was er als nächstes tun würde, und nahm sich fest vor, auf jeden Fall kühl und gelassen zu bleiben.
„Kann ich etwas zu trinken
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