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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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steht’s mit dir?«
    »Warum gehen wir nicht einfach zum Chief?«, sagte Nestor.
    »Das ist nicht lustig, Nestor.«
    »Ich meine es ernst, Sarge. Er ist kein schlechter Kerl. Als sie mich von der Marine Patrol zur CST versetzt haben, habe ich mich bestimmt eine halbe Stunde mit ihm unterhalten.«
    »Ist mir egal, von mir aus kann er der heilige Franziskus persönlich sein. Was kann er schon machen? Er ist un negro, Nestor! Was glaubst du wohl, warum die ihn zum Chief gemacht haben? … Damit seine schwarzen Brüder sagen konnten, › Hey, cool, der Chief ist jetzt einer von uns. Der ist auf unserer Seite. Der kümmert sich um uns! ‹«
    ::::::Jesus! Redet der einen Scheißdreck daher! So viel zum Thema Kopf und Kragen … Wenn er so weiterquatscht, ist er am Arsch!:::::: Laut sagte er, »Warum tauchen wir nicht einfach unter, Sarge?«
    »Was redest du da für einen Scheiß, Camacho? Sag mal, bist du jetzt völlig —«
    »Schon gut, Sarge, war nur ein Witz, war nur ein Witz. Also, wo treffen wir uns?«
    »Ähhh …« Lange Pause … »Ach, Scheiße … Komm wie üblich ins Präsidium, wir können im Wagen reden. Und halt die Augen offen. Bei der Sache hält dir keiner den Rücken frei. Wenn erst mal die Sonne aufgegangen ist, ist dir nicht mehr nach Spaßen zumute.«

Nestor schaltete das Handy aus und blieb, auf den Ellbogen gestützt, auf der Matratze liegen. Er war wie katatonisch erstarrt. Seine Augen fixierten einen nicht vorhandenen Punkt in der dünnen Luft. ::::::Ich rutsche durch einen kleinen Spalt … in ein Paralleluniversum! Jetzt reiß dich zusammen, Nestor.:::::: Paralleluniversum, das Wort kannte er aus dem Fernsehen, er hatte es mal in einer von diesen gruseligen Geschichten über Grässlich Purpurne Dimensionen gehört. Also bitte, Camacho, jetzt keine grässlich purpurnen Dimensionen. Um die Wahrheit zu sagen, er war schockiert und hatte Angst.
    YouTube YouTube YouTube YouTube … der verängstigte Teil von ihm wollte sich das gottverdammte Filmchen gar nicht anschauen … aber der Rest von ihm riss ihn hoch, und er robbte den einen Meter durch dreckige Klamotten und dreckige Handtücher und verschiedene leere Schachteln und Staub und Gewölle … bis zu seinem Laptop. Er setzte sich auf, lehnte sich an die Wand und … und, mein Gott, da war er, gleich auf der Startseite … in dem Crackhaus. Er ist hingerissen vom Anblick seiner selbst auf dem kleinen Bildschirm … Nestor der Siegreiche!! Die riesige Bestie liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. ::::::Was für ein Anblick! Die Bestie ist zweimal so groß wie ich, aber ich bin der Sieger! Ich sitze rittlings auf seinem Rücken … Da! Der Doppelnelson und der Figure Four, keine Chance. Meine Hände sind hinter seinem Nacken verschränkt, ich ramme sein Gesicht mit aller Kraft auf den Boden. Mein Gott!::::::
    Vom Kampf mit der Bestie waren seine Muskeln schon aufgepumpt, sie platzten förmlich vor Blut. Jetzt, direkt vor ihm auf dem kleinen Bildschirm, schlägt er den Kopf der Bestie, rammt er sein Gesicht, mit letzter Kraft auf den Boden. ::::::Ich bin … aufgepumpt! :::::: Der gewaltige Druck durch den Doppelnelson biegt den Kopf der Bestie so weit nach vorn, dass er, Nestor, ihm das Genick hätte brechen können, wenn er das wirklich gewollt hätte. Sogar auf dem kleinen Bildschirm ist deutlich zu erkennen, dass das Gesicht der Bestie bis zur Unkenntlichkeit verzerrt ist — vom Schmerz! Sein Mund steht offen. Er will schreien. Aber sein Verlangen nach Sauerstoff ist stärker. Das einzige Geräusch, das aus seinem 275 Pfund schwe ren Körper dringt, ist »Urrrrrrrunhhh … urrrrrrruhunhhh … urrrrrrrunhhh!«. Hört sich an wie eine sterbende Ente. Ja! Eine Ente, die krächzt. Noch dreißig Sekunden maximaler Druck — und das wär’s gewesen! Mausetot, oh, du schwarze Bestie! Wie hypnotisiert verfolgt Nestor auf dem kleinen Bildschirm seinen Triumph. Irre! Nestor war sich seines Gesichtsausdrucks gar nicht bewusst gewesen. ::::::Mein Gott! Habe ich wirklich meine Zähne so gefletscht? Habe ich wirklich so grässlich, so bösartig gegrinst?::::::
    Verzaubert von sich selbst, seinem Anblick, kann Nestor den Blick nicht von sich abwenden. Er beobachtet — und hört — wie Nestor Camacho schreit hnnnn hnhn hnn . Er ist selbst außer Atem hnnnn hnhn hnn schleudert dem Riesen Beleidigungen ins Gesicht, »Du dummes Weichei! « Alle im Raum sollten wissen, fällt ihm jetzt ein, dass er das Monster ganz allein erledigt und gedemütigt

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