Back to Blood

aussah … Um es ganz klar zu sagen, er war ein Mann … was niemand sonst in diesem Raum war. Sein Selbstbewusstsein, seine Vitalität, dieser gewisse Blick in seinen Augen. In dieser Arena spielte seine Hautfarbe keine Rolle. Er verströmte die erlesenste, die strahlendste aller Auren … wer seiner angesichtig wurde, kam nicht umhin zu sagen … was für ein Mann! Allerdings nahmen sie ihn in diesem Augenblick nicht so wahr … Das spürte er … In diesem Augenblick sahen sie nur un negro … und dieses verdammte negro traf exakt den Punkt … wenn nämlich dieser negro nicht un negro, nuestro negro, unser Neger wäre, der das tut, was wir ihm sagen, dass er tun soll, dürfte sich nicht mal in diesem Raum aufhalten … keiner von Dios Lakaien hatte überhaupt gewagt, mit der Wimper zu zucken … sogar Dio … aber er wusste, was sie in diesem Augenblick dachten … auch nur so ein schwarzer verkleideter Bimbo.
    Das brachte den Chief wieder in Schwung. »Was los ist mit Camacho?«, sagte er und schaute dem Bürgermeister mit einem 300-Watt-Blick in die Augen. »Tja, wenn Sie schon fragen« — in der Truppe zuckten jetzt einige Augenbrauen — sie hatten den Chief gegenüber dem Bürgermeister noch nie einen sarkastischen Ton anschlagen hören — »die kurze Antwort, die lange Antwort und die Antwort dazwischen lautet, er ist ein verdammt guter Cop.«
    Schweigen. Dann sagte der Bürgermeister, »Okay, Cy, er ist ein verdammt guter Cop. Schätze, das müssen wir Ihnen glauben. Schließlich sind Sie der oberste Cop in dieser Stadt, der Polizeipräsident von Miami. Also, was ist das Problem? Wir haben Ihren verdammt guten Cop und noch einen anderen Cop auf YouTube, wie sie einen Bürger unserer afroamerikanischen Gemeinde als Tier und Bimbo und Untermenschen mit einem Hirn voller Scheiße beschimpfen —«
    »Das ist ein Drogendealer, Dio!« In die jetzt lautere Stim me des Chiefs mischten sich einige nicht sehr souveräne Untertöne.
    »Und deshalb ist es in Ordnung, diesen Verdächtigen — diesen afroamerikanischen Verdächtigen — anzumachen, als wenn er einer Rasse von Untermenschen, einer Horde Tiere angehört? Das wollen Sie damit ja wohl nicht andeuten, Cy, oder wollen Sie das?«
    »Sie müssen das im Kontext betrachten, Dio, die ganze —«
    »Der Kontext ist, dass Ihr gottverdammt guter Cop einen Kübel Scheiße über unsere afroamerikanische Gemeinde auskippt! Wenn das ein guter Kontext ist, dann haben wir ein noch größeres Problem. Und das Problem lautet Führungsqualität. Woran sollte es sonst liegen?«
    Der Chief war perplex — so perplex, dass er kein Wort herausbrachte. Was zum Teufel lief hier plötzlich ab? Sollte er etwa wegen eines fünfundzwanzigjährigen kubanischen Cops namens Nestor Camacho seinen Job, seine ganze Karriere aufs Spiel setzen? Und das sollte männlich sein? Nach fünfzehn Jahren harter Arbeit, in denen er immer 200 Prozent gegeben, in denen er sein Leben riskiert, in denen er den Rassismus hinter sich gelassen hatte, als wäre er eine Bremsschwelle auf der Straße zum Ruhm, in denen er sich als Führungspersönlichkeit bewiesen hatte … Das sollte er aufs Spiel setzen … wegen irgendeines kubanischen Hitzkopfs? Aber wie sollte er da her auskommen … ohne zu offenbaren, dass ein einziger Satz von Dio, der wie eine Granate zwischen seinen Beinen eingeschlagen war, den angeblich Ultimativen Mann in ein Weichei verwandelt hatte?
    Dionisio wusste sofort, dass er mit diesem einen Punch den Kampf beendet hatte … denn er ließ seinen Sarkasmus fallen und schlug nun einen beschwichtigenden Wiedergutmachungs ton an. »Als ich Sie zum Chief ernannt habe, Cy, hatte ich vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Ihren Mut und viele andere Qualitäten, die Sie zu einer geborenen Führungspersönlichkeit machen, und das habe ich immer noch. Während Ihrer gesamten Amtszeit hatte ich noch nie das Gefühl, dass meine Entscheidung falsch gewesen sein könnte … Ich hatte auch die Hoffnung, dass sich mit Ihnen als unserem Chief viele Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen würden. Zum Beispiel hoffte ich, unserer afroamerikanischen Gemeinde zeigen zu können, dass sie jetzt, obwohl sie früher vielleicht zu kurz gekommen war, dass sie jetzt nicht nur irgendwen hätte, der für ihre Interessen eintritt … sondern den besten MANN überhaupt. Das ist eine gute Sache, und es ist auch ein kraftvolles Symbol. Also, nach der Sache mit dem Mann auf dem Mast sollten Sie Camacho eine Zeit