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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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immer besser amüsierte. »Wie würde Ihnen das gefallen, wenn ein paar Leute mit Fernsehkameras bei Ihnen auftauchen und Sie mit Ihren Problemen konfrontieren würden?«
    »Hah!«, sagte Munch. »Ich wünschte, man würde mir so viel Beachtung schenken. Ich würde mir die Finger danach lecken! Das ist keine Konfrontation, ganz und gar nicht. Das ist die Möglichkeit für ihn, seine Sicht der Dinge darzulegen, und er hätte nicht die Zustimmung zu dieser Sendung gege ben, wenn er nicht darauf vorbereitet wäre, das vor aller Augen zu tun. Und diesmal kann er es in seiner Muttersprache tun. Möglich, dass ihm unwohl dabei wäre, etwas so Kompliziertes in einer fremden Sprache zu erzählen, aber so kann er es auf Russisch tun, mit englischen Untertiteln. Konfrontation! Hah! — er wird dankbar sein für die Gelegenheit, alles in seiner Muttersprache erklären zu können, mit allen Details. Sehr wichtig, die Details. Sie tun ihm einen echten Gefallen .«
    Fast hätte Sergej ihn ausgelacht. »Sie meinen also, dass ich mich nach Ihren Anweisungen mit jemandem über etwas unterhalte, das Sie interessiert, und das filmen Sie dann und nennen es Realität?« Jetzt lachte er Sidney Munch tatsäch lich aus.
    Während Sergejs Gesicht vor Lachen immer noch verzerrt war, warf Munch einen Blick zu Larry, seinem kahlköpfigen Regisseur in der Safarijacke … einen sehr schnellen Blick … und widmete dann seine ganze Aufmerksamkeit wieder Ser gej … sein rechter Arm hing allerdings neben dem Körper herunter, und seine Hand wedelte auf Oberschenkelhöhe auf und ab.
    Ohne ein Wort verließ Larry daraufhin die kleine Gruppe und entfernte sich mit betont langsamen und lässigen Schritten … allerdings nur fünf, sechs Meter weit, dann beschleunigte er schlagartig. Er ging so schnell, dass er seine Arme nach vorne streckte, um nicht mit anderen Leuten zusammenzustoßen, und dabei unablässig »Tschuldigung! … Tschuldigung! … Tschuldigung! … Tschuldigung!« sagte. Magdalena sah das, Sergej hatte gar nichts gesehen. Er amüsierte sich zu gut, er lachte über Munch und piesackte ihn mit beißendem Spott. »Was für eine herrliche Geschichte! Und ich als Schauspieler. Ich reibe Flebetnikow seine beschissene Lage unter die Nase, und Sie filmen das alles — und das Ganze nennen wir dann Realityshow!« Wie köstlich er sich dabei amüsierte … Sidney Munch als den Schwindler vorzuführen, der er war! Was für eine kleine Schlange!
    Plötzlich aus der Menge heraus ein Poltern und betrunkenes Gejohle und Geheule … und betrunkener Zorn … »Nimm deine Scheißfinger weg, du fettes Walross! … »Genosse Flegeltow, das passt besser!« … »Du schubst mich nicht rum, du schmieriges fettes Walross!« … »Flebetnikow, ha! Master of Derarschder!« Der Aufruhr wurde lauter. Was immer da los war, es näherte sich Magdalena, Sergej und Sidney Munch. Im Schlepptau zwei mobile Kameras. Sie waren nicht zu übersehen, so groß waren sie. Sie rollten durch die Menge wie zwei Panzer.
    Dios mío, was für ein Poltern! Die Menschenmenge teilte sich — und der Aufruhr schwappte direkt auf Magdalena zu. Vorneweg die massige Gestalt von Flebetnikow — zornesrot! Er trug einen teuer aussehenden dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Adern, Sehnen, Falten und die beiden gewaltigen Kopfnickermuskeln quollen aus dem Hals hervor … in dem ein Blutsturm der Raserei tobte.
    »Koroljow!«, brüllte er.
    Sidney Munch und Miss Zitzpoppen wussten, was los war, und ließen ihn durch. Der große tollwütige Russe ging gleich auf Sergej los und schrie auf Russisch, »Sie elende kleine Ratte! Sie beleidigen mich, Sie ziehen hinter meinem Rücken über mich her! Im Fernsehen! Vor dreihundert Millionen dummer Amerikaner!«
    Sein großes rotes apoplektisches Gesicht schnellte nach vorn. Kaum zehn Zentimeter trennten ihn und Sergej. Magdalena schaute Sergej ängstlich an. Der verschränkte die Arme vor der Brust, verzog aber sonst keine Miene. Sein Lächeln sagte, Du weißt hoffentlich, dass du verrückt bist. Er hätte nicht selbstsicherer und entspannter wirken können. Cool, das war das passende Wort. Magdalena war so stolz auf ihren Sergej! Sie konnte es gar nicht erwarten, ihm das zu sagen.
    Flebetnikow setzte seine Tirade auf Russisch fort. »Sie wagen es, mich als Idioten hinzustellen, der aus Dummheit sein ganzes Geld verloren hat! Glauben Sie etwa, dass ich das einfach so auf mir sitzen lasse?«
    Magdalena bemerkte, dass die beiden mobilen Kameras jetzt direkt

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