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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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einmal mitbekommen hatte, dass Umberto ihn so nannte. Also nannte er sie »Inga La Gringa«. Er hatte ihr seine Handynummer gegeben, weil sie gesagt hatte, dass ihr Bruder die oben liegende Nockenwelle an seinem Camaro reparieren könnte … was er auch getan hatte. Inga und Nestor machten sich gegenseitig an … stimmt schon, aber Nestor hatte nie den nächsten Schritt getan, obwohl er stark versucht gewesen war. Aber warum hatte sie geschrieben, »Du kannst dich unter meinem Bett verstecken «? Verstecken wovor? Sie alberte natürlich nur mit ihm herum, auf ihre Lüsterne-Inga-La-Gringa-komm-in-meine-lehmige-Spalte-Art, aber warum, »Du kannst dich unter meinem Bett verstecken «?
    Irgendwie traf Nestor das härter als das sarkastische »Latingo«. »Verstecken«, sagte die freundliche, kokette Inga … Er spürte, dass ihm die Enttäuschung im Gesicht stand … Diesmal musste es den anderen auffallen — aber der Sergeant rettete ihn. »Wisst ihr, was mich echt aufregt? Diese Burschen auf dem Boot waren totale Weicheier. Die haben sich fast in die Hose geschissen, weil da auf ihrem Scheißboot ein zu Tode erschrockener kleiner Kerl auftaucht, der aussieht wie eine abgesoffene Ratte und vielleicht hundertzehn Pfund auf die Waage bringt, aber auch nur, wenn er gerade einen Big Mac verdrückt hat. Ein paar von den Weicheiern haben locker an die zweihundert Pfund gewogen, klar, die Hälfte davon Fett, aber das waren echt große Burschen. Gibt absolut keinen Grund, diesen armen kleinen Bastard nicht davon abzuhalten, dass er auf ihren beschissenen Mast hochklettert und sich fast zu Tode stürzt … außer sie sind Weicheie r ! Die kommen nicht mal auf die Idee, dass sie besser nicht mit so einem Riesenboot rumschippern sollten … wenn sie solche Weicheier sind? ›Ogottogott, wir konnten ja nicht wissen, ob der eine Waffe oder ein Messer oder sonst was dabeihat …‹ Bullshit! Der kleine Bastard hatte kaum einen Fetzen am Leib. Also mussten wir Nestor den beschissenen Zwanzigmetermast raufschicken, damit er Superman spielt und seinen Arsch riskiert, um diesen kleinen Bastard aus seinem Bootsmannsstuhl zu holen und mit ihm dieses gottverdammte Dreißigmetertau runterzurutschen.« Der Sergeant schüttelte den Kopf. »Wisst ihr was? Wir hätten diese Weicheier einbuchten und nach Kuba schicken und die abgesoffene Ratte hierbehalten sollen. Das hätte echt Sinn gemacht.«
    Hey! Was sind denn das für zwei Typen, die sich da gerade an die Cops der Marine Patrol ranmachen? Wie Cops sehen die jedenfalls nicht aus. Es stellt sich heraus, dass es ein Reporter und ein Fotograf vom Miami Herald sind. Nestor hatte noch nie gehört, dass sich ein Reporter bis nach hier draußen verirrt hätte. Der Fotograf war ein kleiner dunkelhäutiger Bursche, der eine Art Safarijacke trug, weit offen, mit jeder Menge Taschen. Nestor wusste nicht, was der war … aber bei dem Reporter wusste er sofort Bescheid. Das war ein klassischer americano, groß, dünn, blass, der einen marineblauen Blazer, ein hellblaues Button-down-Hemd und eine Khakihose mit messerscharfen Bügenfalten trug … sehr korrekt. Übermäßig korrekt. Wer hatte schon jemals von einem Zei tungsmenschen in Miami gehört, der ein Sakko trug? Er sprach sehr leise, fast schüchtern, dieser Reporter. Anscheinend hieß er John Smith. Mehr americano ging nicht.
    »Unglaublich, was Sie da gerade gemacht haben«, sagte der klassische americano . »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das gehen soll, Faust an Faust an dem Ding da runter mit einem anderen Menschen zwischen den Beinen. Wo haben Sie bloß die ganze Kraft her? Machen Sie Gewichtheben — oder was?«
    Nestor hatte noch nie mit einem Reporter gesprochen. Viel leicht sollte er das auch gar nicht. Er schaute zu Sergeant McCorkle. Der Sergeant lächelte nur und zwinkerte ihm zu, als wollte er sagen, »Ist schon okay, los, erzähl’s ihm.«
    Das reichte Nestor. In aller Bescheidenheit sagte er, »Eigent lich geht es gar nicht so um Kraft.« Er versuchte es auch weiter auf die bescheidene Tour, aber er konnte sich einfach nicht zurückhalten, er musste dem americano immer mehr erzählen. Er glaube nicht, dass Gewichtheben für den Oberkörper gut sei. Klettern sei viel besser, sagen wir, an einem fünfzehn Meter langen Seil hoch, ohne die Beine zu benutzen. Das wäre für alles gut, Arme, Rücken, Brust — alles.
    »Und wo machen Sie das?«, fragte dieser John Smith.
    »In Rodriguez’ Fitnesscenter. Das nennen alle nur

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