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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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›Ññññññooooooooooooo!!! Qué Gym!‹«
    Der americano lachte. »Como en ›Ññññññooooooooooooo!!! Qué barata!‹?«
    ::::::Dieser americano spricht nicht nur Spanisch — anscheinend hört er auch spanische Radiosender. Nur da läuft dieser Werbespot, »Ññññññooooooooooooo!!! Qué barata!« ::::::
    »Es verdad«, sagte Nestor. Ein linguistischer Händedruck dafür, dass John Smith Spanisch sprach. »Aber für die Beine muss man Gewichtheben, Kniebeugen und so was machen. Was man machen muss, um damit so kleine Burschen rumzutragen, weiß ich auch nicht … außer zu versuchen, es möglichst zu vermeiden.« Ein Hauch von Bescheidenheit … oder Selbstironie … oder was auch immer. Nestor schaute nach unten, als wollte er die Passform seiner Uniform überprüfen. Er versuchte sich einzureden, dass er das, was er gleich tun würde, unbewusst tat — was es natürlich per se zum Selbstbetrug machte.
    »Dios mío«, sagte er. »Das Hemd ist klatschnass. Und völlig verdreckt. Ich kann’s schon riechen .« Er schaute zu Umberto, als hätte das alles nichts mit den beiden Männern vom Herald zu tun, und fragte, »Wo liegen die trockenen Hemden?«
    »Die trockenen Hemden?«, sagte Umberto. »Weiß nicht, vielleicht im …«
    Aber Nestor hörte schon nicht mehr zu. Er war damit beschäftigt, das nasse Hemd an seinem Oberkörper hoch- und dann von den Armen und über den Kopf zu ziehen, wobei er seine Arme fast ganz in die Höhe strecken musste. Er wand sich, als hätte er Schmerzen. » Oaaaah! Tut scheißweh! Muss mir irgendwas in den Schultern gezerrt haben.«
    »Kein Wunder«, sagte Umberto.
    Ruck, zuck hob John Smiths kleiner dunkelhäutiger Fotograf die Kamera und drückte wieder und wieder auf den Auslöser.
    Sergeant McCorkle schritt ein, nahm Nestor am Arm und zog ihn weg. »Hemden haben wir drinnen, nicht beim Miami Herald . Hast du verstanden?«
    Er führte Nestor mit ein paar strammen Schritten zur Seite, zog ihn zu sich heran und sagte leise, »Nichts dagegen, wenn du gleich mit der Presse redest, solange du nichts über Methoden oder Taktik ausplauderst. Allerdings hab ich was dagegen, wenn du hier deine verdammten Muskeln zur Schau stellst. Hast du verstanden?«
    Aber innerlich kicherte er. Das war nicht der Tag, an dem er vor Officer Nestor Camacho … der immer noch auf Wolke sieben schwebte … den harten Hund markieren wollte.

2
    Der Empfang des Helden
    Todo el mundo hatte seine Heldentaten im Fernsehen gesehen … »Todo el mundo!«, sagte sich Nestor auf dem Gipfel seiner Euphorie … Aber unter den Zehntausenden, wenn nicht Millionen seiner admiradores gab es eine, nach deren Bewunderung er sich am meisten sehnte. Er schloss die Augen und versuchte sich die Gedanken und Gefühle vorzustellen, die sie, seine Magdalena, seine Manena, wie er sie am liebsten nannte, erfüllt haben mochten, während sie gefesselt, vor Ehrfurcht erstarrt, vor dem Fernseher saß — oder vielleicht stand, weil sie angesichts der Intensität dessen, was sie sah, aufgesprungen war — verzückt vom Anblick Nestors, der Faust an Faust an diesem Zwanzigmeterseil emporgeklettert war, ohne seine Beine zu Hilfe zu nehmen … der den Mann auf dem Mast mit seinen Beinen umklammert hatte! … und sich Faust an Faust an dem Dreißigmetertau hinuntergehangelt … und die Stadt elektrisiert hatte.
    Tatsächlich hatte Magdalena rein gar nichts von der hochkarätigen Heldentat mitbekommen. Sie war die ganze Zeit vollauf beschäftigt … mit der Mutter aller Mutter-Tochter-Kämpfe. Und der war ein echter Zickenkrieg. Magdalena hatte nämlich gerade verkündet, dass sie von zu Hause ausziehen würde.
    Ihr Vater hatte einen Logenplatz, im Lehnstuhl neben dem Sofa im Wohnzimmer ihrer casita, ihres kleinen Hauses in Hialeah, keine drei Kilometer von der casita der Camachos entfernt. Magdalena stand angriffslustig da — die Fäuste in die Hüften gestemmt, die Ellbogen abgewinkelt — während Mutter und Tochter sich mit gefletschten Eckzähnen fauchend und knurrend angingen. Die Mutter saß mit ihren abgespreizten Ellbogen — anscheinend eine instinktive Haltung beider Kombattanten bei ihren Mutter-Tochter-Kämpfen — und auf die Sitzpolster gestützten Händen wie eine Katze auf dem Sofa, die jeden Augenblick zum Sprung ansetzen konnte, um zu kratzen, ihrer Widersacherin die Eingeweide herauszureißen und deren Leber zu verschlingen, ihr beide Schneidezahnreihen in die weichen Schläfen zu graben und den Kopf abzubeißen.

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