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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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schenkte beiden ein … und sich auch. »Wenn ich sage, ›Na zdrowie‹, die Tassen hoch und runter damit! Okay?«
    Er schaute erst John Smith an und dann Nestor … was konnten sie schon tun — außer zu nicken?
    »Na zdrowie!«, rief er, und alle drei warfen den Kopf nach hinten und kippten sich den Stoff in den Rachen. Noch bevor er unten angekommen war, erkannte Nestor, dass dieses gottverdammte Schnapsglas viel größer war, als er geglaubt hatte, und dass es weder nach Aprikose noch nach sonst irgendwas schmeckte, das den bevorstehenden Schock abmildern würde. Als das verdammte Zeug wie ein Feuerball aufschlug, musste er sofort würgen und husten. Das Wasser schoss ihm in die Augen. John Smith erging es nicht anders, und wenn sein Gesicht jetzt genauso aussah wie das von John Smith, dann war es feuerrot.
    Igor lächelte nur, nahm mit den Fingern wieder ein Stück Salzhering von der Platte und steckte es sich in den Mund. Nestors und John Smiths Darbietung fand er saukomisch. Hah hah hah-hah-hah haha. Offensichtlich wäre er enttäuscht gewesen, wenn sie sich besser geschlagen hätten.
    »Keine Sorge«, sagte er aufgeräumt. »Macht die Übung! Sie noch haben zwei Versuche.«
    Jesus Christus!, dachte Nestor. Dass sich jemand dermaßen vorsätzlich in die Bewusstlosigkeit soff, hatte er noch nie erlebt. Es war abstoßend! Und er machte dabei auch noch mit! Kubaner waren keine großen Trinker. Er versuchte einen unbeschwerten Ton anzuschlagen. »Nein, danke. Ich glaube, ich habe schon —«
    »Keine Widerrede, Nayyyd, drei sind Pflicht!«, sagte Igor. »Klar, oder? Ansonsten — na ja, drei muss schon sein! Klar, oder?«

Nestor schaute John Smith an. John Smith schaute Nestor streng an und und bewegte langsam den Kopf auf und ab. Los, da müssen wir durch. Und John Smith? Er war groß und dürr. Körperlicher Wagemut war nicht seine Sache. Aber er würde lügen, betrügen … und wahrscheinlich auch stehlen, obwohl ihn Nestor noch nicht dabei gesehen hatte … nur um an eine Story zu kommen. Jetzt stellte sich heraus, dass er dafür auch seinen Verdauungstrakt ausbrennen würde.
    Nestor schaute Igor an, als sei er dem Untergang geweiht, und brummte, »Okay.«
    »Sehr gut!«, sagte Igor. Bester Laune füllte er wieder die drei Gläser.
    Dann — »Na zdrowie!« — warf Nestor wieder den Kopf nach hinten und kippte sich den Wodaprika in den Rachen — ¡mierda! — und es folgten sofort wieder Würgen, Zusammenkrümmen, Husten, Keuchen, Wasser in den Augen —
    Na zdrowie! Der nächste Feuerball — Ahhhhhhhughh … iiiiiiiuuughhh … uschnajjjjjjjjanuck — rauschte durch seine Speiseröhre — verbrannte ihm die Kehle — schoss ihm wieder nach oben in die Nasennebenhöhlen und tropfte ihm auf die Hose — und dann beglückwünschte Igor ihn und John Smith. »Sie haben es geschafft! Gratulation! Hiermit ich ernenne Sie zu Muschiks! «
    Muschiks? Hörte sich nicht gerade toll an.
    Nach seinem kränklichen Gesicht zu urteilen, hatte John Smith genauso gelitten wie er. Aber John Smith dachte sofort wieder an den Job, den sie zu erledigen hatten. Aus dem Mundwinkel sagte er leise knurrend zu Nestor, »Los, Fotos machen!«
    Los, Fotos machen? Du Mistkerl! Dabei spielte John Smith noch nicht mal Theater. Mein Fotograf! Der Mistkerl glaubte inzwischen wirklich, dass er der Boss war! Nestor hatte gute Lust, die Scheißdigitalkamera aus dem Fenster zu werfen … obwohl … strategisch betrachtet hatte John Smith recht, das musste er zugeben. Wenn er hier den Fotografen spielen sollte, dann sollte er langsam anfangen die Kamera auf irgendwas zu richten und auf den verdammten Knopf zu drücken. Er fühlte sich gut und gedemütigt zugleich, als er anfing, Fotos zu machen … fingierte Fotos, wie befohlen.
    Inzwischen schüttelte John Smith verwundert den Kopf und betrachtete Igors an den Wänden hängende Bilder, als könnte er sich nicht davon losreißen.
    »Das ist fantastisch, Igor … einfach fantastisch! Ist das Ihre Privatsammlung?«, fragte John Smith.
    »Nein, nein«, sagte Igor und lachte auf eine Art, als wollte er sagen, Ich verzeihe Ihnen Ihre Unkenntnis in solchen Dingen. »Ich wünschte, es wäre so!« Er deutete mit einer ausladenden, hochmütigen Armbewegung auf die Bilder, die an zwei Wänden hingen. »In zwei Monaten die Hälfte davon ist weg, und dann ich muss noch mehr davon malen. Meine Agentin macht mir dauernd Druck.«
    »Ihre Agentin?«, sagte John Smith. »Eine Frau?«
    »Warum nicht?«, sagte

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