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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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verstaue irgendwo und dann vergesse, wo das war … Irgendwie sie sind verloren gegangen« — er zuckte wieder mit den Achseln — »Keine Ahnung, wo die sind.«
    »Angenommen, Sie haben sie verschenkt «, sagte John Smith. »Wem könnten Sie sie gegeben haben?«
    Igor kniff ein Auge zusammen und schaute John Smith vorsichtig an. »Wer will schon haben so was? — auch wenn diese … ›Künstler‹ … hätten gemalt die Bilder? Ich würde die nicht mal wollen geschenkt.«
    »Das Miami Museum of Art hat die echten jedenfalls gerne genommen. Die sind auf siebzig Millionen geschätzt worden.«
    »Hier man geht eben mit Mode«, sagte Igor. »Hab ich Ihnen schon gesagt. Das ist eben ihr … ihr — ich kann ja nicht vorschreiben den Leuten, was ihnen soll gefallen. De gustibus non est disputandum. « Wieder ein Achselzucken … »Man tut, was man kann, aber man kann eben nicht helfen manchen Leuten …«
    Nestor sah, dass John Smith tief Luft holte, und irgendwie spürte er, dass er seinen ganzen Mut zusammennahm, um die eine große Frage zu stellen. Er musste in den sauren Apfel beißen.
    »Wissen Sie«, sagte John Smith und holte noch mal Luft. »Es gibt da ein paar Leute, die behaupten, dass Sie tatsächlich diese Bilder fürs Museum gemalt haben.«
    Igor atmete scharf ein — sagte aber nichts. Er schaute John Smith nur an. Wie eben kniff er ein Auge fast ganz zusammen, nur dass jetzt alle Fröhlichkeit aus seinem Gesicht verschwunden war.
    » Wer sagt das?« Oho. Nestor erkannte, dass sich in Igors wodaprikisiertem Gehirn in letzter Sekunde ein letzter Rest von Urteilsvermögen bemerkbar machte. »Ich will wissen, wer! — wer sagt das? Namen! «
    »Keine Ahnung«, sagte John Smith. »Das sind so Sachen, die eben … na ja … die eben so rumgehen. Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Oh ja, ich weiß, wie das ist«, sagte Igor. »Das ist eine Lüge! Genau das ist es, eine Lüge! « Dann, als ob ihm gerade bewusst würde, dass er ein bisschen zu heftig protestierte, stieß er ein beiläufiges Hahhh aus. »Das ist das Idiotischste, was ich je habe gehört. Sie kennen das Wort ›Provenienz‹? Museen unterhalten einen ganzen Apparat, um die zu klären. Niemand damit würde durchkommen. Ein verrückter Gedanke! Warum jemand sollte so etwas versuchen wollen, überhaupt?«
    »Ich könnte mir schon vorstellen, warum«, sagte John Smith. »Wenn man ihm genug zahlen würde dafür.«
    Igor schaute John Smith nur an. Keine Spur von Fröhlichkeit oder Ironie in seinem Gesicht, nicht mal der Hauch eines Zwinkerns. Sein Blick hätte todernster nicht sein können. »Ich Ihnen gebe einen Rat«, sagte er schließlich. »Erwähnen Sie das niemals gegenüber Mr. Koroljow. Nicht mal gegenüber irgendwem, der Mr. Koroljow vielleicht trifft. Sie verstehen?«
    »Wie kommen Sie auf Mr. Koroljow?«, sagte John Smith.
    »Er hat die Gemälde gestiftet dem Museum. Die haben veranstaltet eine große Feier für ihn.«
    »Ach … Sie kennen Mr. Koroljow?«
    » NEIN! «, sagte Igor. Er erstarrte, als hätte ihm gerade jemand eine Messerspitze gegen den Hals gedrückt. »Ich nicht mal weiß, wie er aussieht. Aber jeder — jeder Russe — weiß Bescheid über ihn. Mit ihm man kann so nicht rumspielen, wie Sie das gerade tun mit mir.«
    »Ich spiele nicht herum —«
    »Gut! Und Sie sagen ihm kein Wort davon, dass Sie verschwenden auch nur einen Gedanken an diese Geschichten, an diese Klatschgeschichten!«

Nehmen Sie Platz. Nehmen Sie Platz, so ein Scheiß! Was sollte das jetzt heißen? Der Chief musste niemals Platz nehmen, bevor er in Dios Büro gehen konnte. Er marschierte immer an all diesen trostlosen ehemaligen Pan-Am-Wasserflugzeugbüros vorbei durch den Gang, drückte dabei das Kreuz durch und streckte die Brust heraus. Und achtete genau darauf, dass sogar die Rathauslebenslänglichen einen guten Blick auf Chief Bookers schwarze Mächtigkeit werfen konnten … und wenn eine Tür offen stand, flötete ihm immer irgendein weißer oder kubanischer Lebenslänglicher ein unterwürfig ehrfürchtiges »Hey, Chief!« entgegen, worauf er sich zu ihm umdrehte und »Hi, Champ« sagte.
    Aber jetzt flötete ihm kein einziger Lebenslänglicher ein »Hey, Chief« oder sonst was entgegen, als er durch den Gang marschierte. Sie hätten ihre Ehrfurcht kaum besser im Zaum halten können. Ihre Reaktion auf seine Mächtigkeit war gleich null.
    War es möglich, dass Dios Unterkühltheit auf den gesamten Laden übergegriffen hatte? Das Verhältnis zwischen ihm

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