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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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Als er die Arme in die Ärmel steckte, drehte er sich zu ihr um … ohne sie zu sehen …
    Ah! — ein Hoffnungsschimmer! Obwohl er fünf oder sechs Schritte von ihr entfernt war, hing ihr sein polla praktisch vor der Nase … und er schwoll an! — kein Zweifel, er schwoll an! ::::::ein Zeichen, dass ich noch existiere!:::::: aber seinen Augen sah man es nicht an … In seinem Kopf verschalteten sich alle sieben Arten von Neuronen in n-ter Potenz mit ihren Synapsen … Brennend gern hätte sie gewusst, weshalb. Sie stützte sich auf einen Ellbogen … und fragte sich, ob der Anblick ihrer Brüste mit den plötzlich harten Nippeln ihn vielleicht scharf auf ihre Papaya machen könnte … aber er zügelte seine Lust, wenn er überhaupt noch welche verspürte … anscheinend war sie jetzt nicht mehr existent, und Interesse ihrerseits war offensichtlich nicht erwünscht.
    Er war kaum in seine Hausschuhe geschlüpft … die aus Samt waren und womit bestickt? — einem verschnörkelten Monogramm aus russischen Buchstaben? … und sicher mehr gekostet hatten als alle Kleidungsstücke zusammen, die er ihr gestern Nacht brünftbrünftbrünftig vom Körper gerissen hatte … Gestern Nacht … Das konnte noch nicht so lange her sein, weil sie immer noch müde war, sogar ein bisschen angeschlagen … Das Licht, das an den Rändern der Vorhänge hereinsickerte, sah trübe aus … war die Sonne überhaupt schon aufgegangen? … was den Telefonanruf nur noch rätselhafter erscheinen ließ … Irgendetwas war passiert … Er war kaum in seine Hausschuhe geschlüpft, als eine Türglocke läutete … nicht klingelte, nicht summte … sie klang wie die mittlere Tonart eines Xylofons … Niemand löste eine Explosion oder sonst ein alarmierendes Geräusch aus, indem er außerhalb von Sergej Koroljows Schlafzimmer auf einen Knopf drückte …
    Sergej fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und ging zur Tür … und Magdalena zog die Bettdecke über ihren nackten Körper und nahm sich vor, sich in die Kissen zu vergraben und allem, was gleich geschehen würde, den Rücken zuzu kehren … aber ihre Neugier war stärker, und sie zog die Decke nur bis zu den Wangenknochen hoch — nicht über ihre Augen. Sie wollte nichts verpassen. An der Tür sagte Sergej etwas auf Russisch … von draußen antwortete ihm eine leise Stimme. Zwei Männer betraten das Zimmer, beide um die fünfunddreißig … in identischen hellbraunen Anzügen — aus Garbardinestoff? — und marineblauen — schwarzen? — Polohemden … einer groß, mit hängenden Schultern und glatt rasiertem, beklagenswert unförmigem Kugelkopf … der andere kleiner, schwerer … dessen Kopf eine Haube aus dunklem, lockigem Haar zierte, an der er offensichtlich hart gearbeitet hatte … Beide hatten tief liegende Augen und Stiernacken. Harte Burschen, dachte Magdalena. Der größere schüttelte unterwürfig den Kopf. Anscheinend entschuldigte er sich bei Sergej für die frühe Störung. Dann gab er ihm eine aufgeschlagene Zeitung …
    Ohne sich von der Stelle zu rühren, überflog Sergej etwa eine Minute lang den Artikel, was allen einschließlich Magdalena in gespannter Erwartung der Reaktion des Paten wie eine Stunde vorkam. Dann schaute er die beiden Männer an, als hätten sie nicht nur etwas Falsches, sondern etwas Dummes getan. Er sagte kein Wort. Er beorderte sie — mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger, der plötzlich dreißig Zentimeter lang zu sein schien — durch eine altmodische Flügeltür mit Glasscheiben und schweren hölzernen Sprossen. Die Tür führte in eine kleine Bibliothek. Auf dem Weg dorthin kamen sie in etwa einem Meter Abstand an dem Bett vorbei. Beide warfen einen kurzen Blick auf Magdalena, nickten kaum merklich und brummten »Miss«, ohne ihren gehorsamen Marsch in die Bibliothek auch nur um eine Mikrosekunde zu verlangsamen. Ein Mikronicken … ein Mikrowort des Grußes — nein, kein Gruß, eher die knappstmögliche Bestätigung ihrer Anwesenheit! Eine heiße Welle der Demütigung schwappte durch ihr Gehirn. Ihre »Gastfreundlichkeit« wirkte roboterhaft. Zweifellos war sie nur eins von vielen nackten jungen Dingern, die morgens im Bett ihres Herrn anzutreffen waren.
    In der Bibliothek reichte der Kleinere, der in seinen Lockenkopf Verliebte, dem auf einem Stuhl sitzenden Sergej ein schnurloses Telefon. Sergej knurrte ärgerlich ins Telefon … auf Russisch. Das Einzige, was Magdalena verstand, war »Hallandale« … was ihr zwar nichts sagte, aber

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