Back to Blood
Dutzend Bäume gibt? Am Anfang war Hialeah eine staubige Prärie, jetzt ist es eine betonierte Prärie. Solche Sachen würde sie sagen, wenn sie denn nur da wäre … Er konnte ihn spüren, ihren Körper, der sich an ihn lehnte. Sie war so schön — und so schlau! Sie hatte so eine … Art … die Welt zu sehen. Was für ein Glückspilz er war! Er hatte ein Mädchen, das umwerfender, schlagfertiger und schlauer war als — als — als ein Fernsehstar. Er konnte ihren Körper neben sich im Bett spüren ::::::Oh, meine Manena:::::: Auf diese Weise hatten sich ihre Körper schon fast zwei Wochen nicht mehr berührt. Entweder hatte er arbeiten müssen, oder sie hatte arbeiten müssen. Er hatte nicht gewusst, dass Krankenschwestern bei Psychiatern so lange und so hart arbeiten mussten. Dieser Psychiater war anscheinend eine große Nummer. Seine Patienten stapelten sich praktisch im Krankenhaus, dem Jackson Memorial Hospital, dazu kamen noch die, die er den ganzen Tag in seiner Praxis hatte. Manena musste sich um die Patienten im Krankenhaus und in der Praxis kümmern. Nestor hatte auch nicht gewusst, dass Psyschiater so viele Krankenhauspatienten hatten. Aber er sei eben sehr prominent und sehr berühmt, hatte Manena ihm erzählt. Sie arbeitete Tag und Nacht. In letzter Zeit war es so schlimm geworden, dass er sie überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekam. Wenn er um Mitternacht seine Schicht bei der Marine Patrol beendete, lag sie schon im Bett und schlief, und er machte sich nicht mal mehr die Mühe, sie anzurufen. Sie müsste um 7 Uhr anfangen, hatte sie ihm gesagt, weil sie zuerst für einen »Vorabcheck« ins Krankenhaus und dann in die Praxis müsste, wo den ganzen Tag Patienten warteten. Ihr Arbeitstag endete um 17 Uhr, Nestors Schicht begann um 16 Uhr. Dass sie auch noch an verschiedenen Tagen freihatten, verkomplizierte das Ganze zusätzlich. Was sollte man da machen?
Kurz nachdem er wieder in der Marina war, rief er sie auf ihrem Handy an. Keine Reaktion. Er schrieb ihr eine SMS . Sie schrieb nicht zurück … aber sie musste von der Geschichte gehört haben. Wenn sein Vater recht hatte, dann kannte jeder die Geschichte.
Er musste seine Manena sehen! … und wenn nur auf Facebook. Er eilte zurück in sein Zimmer, zog sich so schnell an wie noch nie in seinem Leben, setzte sich vor seinen Laptop, der auf einem Tisch stand, der kaum ins Zimmer passte, und ging online … Manena! Da war sie … Das Foto hatte er gemacht … die langen, üppigen, dunklen Haare ergossen sich über ihre Schultern … die dunklen Augen, die leicht geöffneten, leicht lächelnden Lippen — Versprechen auf Ekstase traf nicht annähernd, was er fühlte ::::::Hör auf zu fan tasieren, Nestor! Geh in die Küche und trink einen Kaffee … bevor du noch von unerwünschter Gesellschaft belästigt wirst.::::::
Er saß in der dunklen Küche und trank die zweite Tasse Kaffee … versuchte wach zu werden … und dachte … dachte … dachte … dachte … Er konnte sie schlecht samstagmorgens um drei viertel sieben anrufen … oder ihr eine SMS schicken. Selbst das Piep Piep Piep einer SMS -Nachricht könnte sie wecken.
Ein Licht ging an, und er hörte das vertraute Rauschen und Gluck-Gluck-Gluck der Toilette. Verdammt! Seine Eltern standen auf … Camilo-der-Caudillo würde gleich in die Küche kom men … Ein Hoffnungsschimmer! … Sein Vater hatte die Nacht über die Sache geschlafen und wollte Frieden schließen —
Klick
— die Küchenlampe geht an. Sein Vater steht in der Tür … Zwischen den nach unten gezogenen Augenbrauen hat sich eine Furche gebildet. Er trägt seine Relaxed-Fit-Jeans und ein XXL -T-Shirt, dessen kurze Ärmel ihm bis über die Ellbogen hängen … das aber trotzdem kaum groß genug ist, seinen Wassermelonenbauch zu verhüllen. Er ist noch nicht rasiert. Die Unterseiten seiner Kinnbacken sind stoppelig. Er schläft noch halb. Er sieht furchtbar aus.
»Buenas días …?« Nestors zögerlicher Morgengruß klingt mehr wie eine Frage.
»Was sitzt du hier im Dunkeln rum?«, fragt sein Vater. Weißt du nicht mal, wie man in einer Küche sitzt?
»Ich … wollte niemanden wecken.«
»Wie soll denn die kleine Lampe hier irgendwen aufwecken?« Weißt du denn gar nichts?
Ohne ein weiteres Wort drückte er sich an Nestor vorbei und machte sich eine Tasse Kaffee … Nestor behielt Camilo-der-Caudillo-Herr-über-dieses-Reich im Auge. Er befürchtete eine weitere Detonation. Ich-Camilo-Camacho kippte die Tasse Kaffee
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