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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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aber im Wesentlichen rochen sie nur eins, das brutzelnde Schwein, damit kannten sie sich aus … und als man sie schließlich freiließ, rannten sie durch die casita in den Garten, wo Ich-Camilo zweifelsohne zu ihnen sagen würde, »Na, meine Kleinen, kommt alle her zu mir — und schaut euch an, wie ein richtiger Mann … ein Schwein brät.«
    Einer der kleinen Jungen, einer von Tante Maria Luisas Enkeln oder Stiefenkeln, weiß Gott, welcher, sieben oder acht Jahre alt, schoss mit den anderen davon wie ein Hase, als er plötzlich vor Nestor stehen blieb, mit offenem Mund an ihm hochschaute und ihn einfach nur anstarrte.
    »Hi!«, sagte Nestor mit der Stimme für Kinder. »Weißt du, was es da draußen gibt?« Er lächelte das Lächeln für Kinder. »Da gibt’s ein ganzes Schwein! Das ist SOOO groß!« Er breitete die Arme aus wie Flügel, um ihm zu zeigen, wie kolossal groß es war. »Es ist größer als du, und du bist ein richtig großer Junge!«
    Der Gesichtsausdruck des Jungen veränderte sich nicht im Mindesten. Er gaffte ihn weiter mit offenem Mund an. Dann sprach er: »Bist du wirklich der, der das gemacht hat?«
    Das brachte Nestor so aus der Fassung, dass er stammelte: »Der was? — wer hat das gesagt? — nein, ich bin nicht der, der das gemacht hat.«
    Der Junge verdaute die Antwort ein paar Sekunden, dann sagte er, »Das bist du doch! « — und schoss in Richtung Garten davon.
    Weitere Klans, Stämme, Horden, ganze Bataillone drängten herein. Die Hälfte der Leute kam durch die Vordertür, ihre Augen suchten nach ihm, sie entdeckten ihn, tuschelten miteinander — und wandten ihren Blick ab und schauten ihn nie wieder an. Aber einige der älteren Männer fühlten sich auf die typisch kubanische Art bemüßigt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
    Der angeheiratete Cousin seines Onkel Andres, Hernán Lugo, ein echtes Großmaul, ging auf ihn zu und sagte mit sehr strengem Blick, »Du glaubst vielleicht, Nestor, dass mich das nichts angeht, aber es geht mich was an, weil ich Menschen kenne, die immer noch auf Kuba eingesperrt sind — Menschen, die ich persönlich kenne — und ich weiß, was sie durchmachen, und ich habe versucht, ihnen zu helfen, und ich habe ihnen geholfen, auf ganz unterschiedliche Weise, also muss ich dich etwas fragen, von Angesicht zu Angesicht: Technisch gesehen hatten sie das Recht, das zu tun, was sie getan haben, okay, aber ich verstehe nicht, wie du jemals — jemals — zulassen konntest, dass sie dich als ihr Werkzeug benutzen. Wie konntest du das zulassen?«
    »Señor Lugo«, sagte Nestor. »Man hat mich da raufgeschickt, damit ich den Burschen überrede, da runterzukommen. Der Bursche saß da oben auf dem …«
    »Jesus Christus, Nestor, mit deinem Spanisch kannst du niemanden dazu überreden, von irgendwas runterzukommen.«
    Nestor sah rot, sah buchstäblich einen roten Film vor seinen Augen. »Dann hätte ich Sie, Señor Lugo, ja gut gebrauchen können, oder? Sie wären mir eine große Hilfe gewesen! Sie hätten das zwanzig Meter lange Seil hochklettern können, ohne Ihre Beine zu Hilfe zu nehmen, dann wären Sie nämlich schneller oben gewesen, und dann wären Sie ihm so nahe gewesen wie ich, und dann hätten Sie die Panik in seinen Augen sehen und in seiner Stimme hören können und hätten auch gesehen, dass er drauf und dran war, aus dem Bootsmannsstuhl rauszukippen, der soo groß war, und zwanzig Meter in die Tiefe zu stürzen — und auf dem Deck zu zerplatzen wie ein Kürbis! Und Sie hätten mir sicher sagen können, dass dieser Bursche halb verrückt vor Panik ist und sicher gleich stirbt, wenn er auch nur eine Minute länger da oben bleibt! Sie hätten das Gesicht sehen können, von ganz nah, und hätten die Stimme hören können, mit Ihren eigenen Ohren! Haben Sie jemals einen Mann gesehen, der die Kontrolle über sich verloren hat, ich meine, wirklich verloren? Einen armen Hurensohn, der schon den Deckel zu seinem eigenen Sarg aufgeklappt hat? Wenn Sie Kubanern wirklich helfen wollen … dann sitzen Sie in Ihrem klimatisierten Büro nicht nur auf Ihrem dicken Hintern herum! Stecken Sie einmal in Ihrem Leben die Nase in die … in die echte Welt! Tun Sie was, verdammt noch mal! Tun Sie was, anstatt nur das Maul aufzureißen!«
    Señor Lugo schaute Nestor noch einen Augenblick lang an, senkte dann den Kopf und verdrückte sich in die casita .
    :::::: Scheiße. Jetzt hab ich’s wirklich vermasselt. Ich hab die Kontrolle verloren. Dieser alte Bastard — jetzt

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