Back to Blood

erzählt er da hinten allen, »Passt bloß auf! Kommt ihm nicht zu nahe! Den hat die Tollwut gepackt!« … Trotzdem — die Angst in seinem Gesicht — das war es fast wert.::::::
    Er war fertig mit all diesen Leuten. ::::::Selbst wenn sie mit mir reden wollen, höflich oder wie auch immer, ich sag kein Wort mehr, und ich rühr mich auch nicht von der Stelle. Ich bleibe genau hier stehen, bis Magdalena zur Tür reinkommt.::::::
    Die Kompanien, Brigaden, Bataillone, Klans und Stammesangehörigen, die Termiten des Familienstammbaums verstopften das Wohnzimmer der casita … und tranken Bier aus der Flasche und redeten in höllischer Lautstärke. Was für ein unchristlicher Lärm. Nette Atmosphäre … keiner wollte mit ihm sprechen, keiner wollte ihn anschauen, keiner wollte in irgendeiner Weise seine Anwesenheit zur Kenntnis nehmen, geschweige denn würdigen.
    ::::::Also gut, wenn ich denn so eine Unperson und praktisch unsichtbar bin, dann habt ihr sicher nichts dagegen, wenn ich mich jetzt durch euch hindurch zur Haustür drängele?::::::
    Und dann zwängte er sich, die CopSonnenbrille im Gesicht, durch die Menge hindurch, schaute niemanden an, rammte diesem die Schulter gegen den Brustkorb und jenem den Ellbogen in den — »Uffff!« — Magen und brummte, »Darf ich mal durch, darf ich mal durch«, ohne auch nur einen der von ihm gefällten Stammesangehörigen eines Blickes zu würdigen, hatte seinen Spaß an den aufgeschreckten Beschwerden, an dem Hey und Aua, dem Hey, pass doch auf und Herrgott noch mal. ::::::Sollen sie mich doch alle für einen Rüpel halten. Ist ja sowieso noch das Freundlichste, was sie von mir denken.::::::
    Wieder die Muskeln spielen zu lassen bereitete ihm ein grimmiges Vergnügen, völlig sinnlos, aber immerhin befriedigend. In dem Augenblick jedoch, als er durch die Haustür trat — war alles Vergnügen dahin, ob grimmig oder sonst wie, und alle Angst. Er war leer …
    In den Sekunden, die es trotz CopSonnenbrille dauerte, bis sich seine Augen an die Glutkillerbetonsonne gewöhnt hatten, bemerkte er zwar eine Gestalt, die von gegenüber die Straße überquerte, aber er konnte keine Einzelheiten erkennen, nur eine Silhouette.
    In der nächsten Sekunde eine Vision — Magdalena.
    Sie ging direkt auf ihn zu und schaute ihm mit diesem gewissen Lächeln ins Gesicht, das er immer interpretiert hatte als eine Verheißung … für unaussprechliche Freuden … der Schwung der Lippen — der reine Schalk … wie das Haar sich in vollen seidenen Wellen auf ihre Schultern ergoss … das ärmellose weiße Seidentop, das vorn so tief ausgeschnitten war, dass er die inneren Bögen ihrer Brüste sehen konnte … und mehr … und seine Lenden sendeten eine Botschaft aus … ihre perfekten, geschmeidigen Beine und Schenkel und Hüften, er liebte das alles, verehrte es, vergötterte es.
    »Manena — ich hatte dich schon aufgegeben«, platzte es aus ihm heraus.
    Magdalena schlüpfte zwischen Ich-Camilos FUMIGADORES -Lieferwagen und einem direkt davor geparkten uralten Taurus hindurch auf den Gehweg, und die Sonne explodierte auf der flirrenden, weißen, kaum ihre Brüste bedeckenden Seide und ihrem wogenden Haar, das lang genug war, voll genug war, weich genug war, um — um — um — … Sie war jetzt knapp einen Meter von Nestor entfernt und lächelte immer noch dieses … alles …. verheißende Lächeln … und atmete schnell.
    »Es tut mir so leid, Nestor! Ich hab’s kaum geschafft! Ich war im Krankenhaus. Ich bin so schnell gefahren wie noch nie —«
    »Oh, Manena —« Nestor schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen.
    »— in meinem ganzen Leben! Und dann hab ich keinen Parkplatz gefunden, und da hab ich den Wagen einfach da hinten stehen gelassen.« Sie deutete mit einer knappen Kopfbewegung nach irgendwo hinter sich.
    »Oh, Gott, Manena, wenn du nicht gekommen wärst, dann —« Wieder schüttelte er den Kopf, wieder sammelten sich Tränen an dem schmalen Rand, wo die unteren Lider die Augäpfel berührten — anstelle der Worte, die ihm fehlten. »Manena, du kannst dir nicht vorstellen, was ich durchgemacht habe … meine eigene Familie, meine eigene gottverdammte Familie!«
    Er schaute auf seine Uhr. » Scheiße! Meine Schicht, ich darf nicht zu spät kommen.« Er machte einen Schritt auf sie zu. Er musste sie in den Armen halten. Er legte seine Arme um sie, und sie legte ihre Arme um ihn :::::: Scheiße, sie legt sie um meinen Rücken . Sie legt sie sonst immer um meinen