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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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wollte sagen :::::: Sorgen? Warum? Ich dachte, »wir« wären froh, wenn ich verschwinde :::::: Aber er war nie sarkastisch gegenüber seinen Eltern, und er würde auch jetzt nicht damit anfangen. Außerdem würde Magdalena kommen.
    »Ich war nur was frühstücken —«
    »Aber du hättest doch hier essen können, Nestorcito!«
    »— und da bin ich ein paar Freunden von der Hialeah High über den Weg gelaufen.«
    »Wem?«
    »Cristy, Nicky und Vicky.«
    »An die kann ich mich gar nicht erinnern. Wo?«
    »Bei Ricky’s.«
    Nestor konnte sie förmlich sehen, die im Gehirn ihrer Mutter hin und her kickenden Reime, aber entweder kapierte sie es nicht, oder sie wollte sich nicht davon ablenken lassen.
    »So früh am Morgen …«, sagte seine Mutter. Dann ließ sie das Thema fallen. »Ich habe gute Nachrichten für dich, Nestor. Magdalena kommt.« Sie warf ihm die Sorte Blick zu, die um eine lebhafte Reaktion geradezu bettelt .
    Er versuchte, er versuchte … Er hob die Augenbrauen und ließ das Kinn für ein paar Sekundenbruchteile nach unten klappen, bevor er sagte, »Woher weißt du das?«
    »Ich habe sie angerufen und eingeladen. Sie kommt!«, sagte seine Mutter. »Ich habe ihr gesagt, dass sie auf jeden Fall kommen soll, bevor du zu deiner Schicht wegmusst.« Sie hielt inne. »Ich dachte, sie könnte dich ein bisschen aufmuntern.«
    »Meinst du, ich brauche Aufmunterung?«, sagte Nestor. »Du hast ja recht. Als ich eben draußen war, habe ich gespürt, dass jeder in Hialeah genauso denkt wie Dad, Yeya und Yeyo. Was habe ich getan, Mami? Das war ein Notfall, und ich hatte den Befehl, das zu erledigen, ohne dass jemand zu Schaden kommt, und das habe ich getan! « Er merkte, dass er lauter wurde, aber er konnte sich nicht zurückhalten. »Auf der Poli zeischule haben sie uns immer was erzählt über die ›unkritische Bereitschaft, sich der Gefahr zu stellen‹. Das heißt, dass man gefährliche Dinge erledigt, ohne vorher alles zu analysieren, ohne für sich zu entscheiden, ob man das Risiko auch eingehen will. Man kann nicht vorher alles durchdiskutieren. Das heißt ›unkritisch‹. Man kann sich nicht vorher hinsetzen und alles durchsprechen und … ich meine, das kennst du doch auch —«
    Er riss sich zusammen und senkte die Stimme. Warum mit dieser Geschichte seine Mutter belasten? Sie wollte nur, dass alles friedlich und harmonisch war. Also hörte er ganz auf zu reden und lächelte sie traurig an.
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu, und an ihrem eigenen traurigen Lächeln erkannte er, was gleich kommen würde. Sie wollte ihn in die Arme nehmen und ihm versichern, dass seine Mutter ihn immer noch liebte. Aber das könnte er jetzt einfach nicht ertragen.
    Er hob vor seiner Brust die Hände mit nach vorn gewendeten Handflächen in die Höhe. ::::::Stopp, nicht weiter!:::::: Gleichzeitig lächelte er sie an und sagte, »Ist schon gut, Mami. Ich komme damit klar. Ich brauche jetzt nur ein bisschen von der ›unkritischen Bereitschaft, mich der Gefahr zu stellen‹.«
    »Dein Vater, Yeya und Yeyo, was sie da gesagt haben … das haben sie alles nicht so gemeint, Nestorcito. Sie waren einfach …«
    »Oh doch, das haben sie schon so gemeint«, sagte Nestor. Er achtete darauf, dass er sie weiter anlächelte.
    Dann ging er ins Haus und ließ Mami draußen stehen, damit sie weiter mit dem Dampfstrahler den Beton züchtigen konnte.
    Das Innere der casita war erfüllt von den Gerüchen, angenehmen wie unangenehmen, des in der caja china röstenden Schweins. Angenehm — unangenehm — die Nachbarn störte das nicht. Sie waren alle Kubaner. Sie wussten alle, was für eine große Sache, was für ein Familienritual so eine Spanferkelparty war. Außerdem waren die meisten sowieso eingeladen. So war das bei Kubanern.
    Im Haus schien niemand zu sein. Nestor ging nach hinten. Die Tür von Yeyas und Yeyos Zimmer stand offen. Er ging hinein und schaute durch das Fenster in den Garten. Na klar, da stand sie, die gesamte Machotruppe. Ich-Camilo gab Yeyo, der einen Eimer Kohlen für die caja china brachte, Anweisungen. Und Yeya, die muchacha vieja, zeigte hierhin und dorthin und gab beiden Anweisungen … und sagte beiden, was sie alles falsch machten. Da war sich Nestor sicher.
    Also … er konnte jetzt entweder schnurstracks auf die Hohepriester der caja china zumarschieren und sich in die Unterhaltung einmischen :::::: Donnerwetter, na das ist mal ein Prachtexemplar von Schwein! Was meinst du, wie lange braucht es noch? Dad,

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