Back to Paradise (German Edition)
habe ich das zwischen uns wohl völlig falsch eingeschätzt.«
Dieses Mal fährt der stechende Schmerz direkt in mein Herz, aber ich bleibe stark. »Ehrlichkeit ist der Schlüssel zu allem, Caleb.«
»Tja, ehrlich gesagt benimmst du dich gerade vollkommen lächerlich.«
13 Caleb
Ich liege im Bett und starre an die Decke. Lenny und Matt schlafen schon. Seit Maggie und ich vor vier Stunden in unsere Zimmer gestürmt sind, habe ich weder mit ihr gesprochen noch etwas von ihr gehört.
Ich habe ihr gesagt, dass ich sie immer noch will. Zugegeben, dass ich nie aufgehört habe, sie zu wollen. Und sie geht hin und fängt an, von Liebe zu schwafeln. Von verfluchter Liebe. Und Aufrichtigkeit.
In der Liebe geht es nicht um Aufrichtigkeit. Es geht darum, die Menschen, die man liebt, vor Dingen zu beschützen, die ihnen wehtun würden. Das ist Liebe.
Oh, verdammt. Ich habe Maggie gesagt, dass ich sie immer noch will und wir der Lust nachgeben sollten, die wir füreinander empfinden. Dämlich, ich weiß. Ich wollte nicht so damit herausplatzen – es ist einfach passiert. Vielleicht war es das Bier. Ja, klar. Mir brummt zwar immer noch der Schädel, aber ich wusste genau, was ich tat. Leider war es deswegen nicht weniger dämlich.
Maggie behandelt mich die ganze nächste Woche praktisch wie Luft. Wir reisen jeden Tag zu irgendeiner Veranstaltung, wo Damon uns vorstellt und uns nötigt, unsere Mitleidstorys mit den Jugendlichen zu teilen. Wir alle teilen brav. Meine Story ist die kürzeste. »Ich habe mich betrunken hinters Steuer gesetzt und ein Mädchen angefahren. War deswegen im Knast. Ich bin praktisch bei meinen Eltern rausgeflogen und habe mein Mädchen verloren. Mein Führerschein ist für drei Jahre weg und ich lebe im Moment mehr oder weniger auf der Straße. Also, hm, trinkt nichts, wenn ihr noch fahren wollt.«
Jau, das ist meine Story und an der halte ich eisern fest.
Erst als wir irgendwann in einer Schulaula wie auf dem Servierteller hinter einem Tisch aufgereiht sitzen, wird mir eine Frage gestellt, bei der ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll.
Sie kommt aus dem Mund eines fünfzehn Jahre alten Jungen, der in einem Ferienkurs für die Führerscheinprüfung paukt. »Diese Frage ist an den Jungen in dem blauen T-Shirt am Tischende«, sagt er.
Ich sehe alle anderen an. Dummerweise trägt niemand außer mir ein blaues T-Shirt. Erin reicht das Mikrofon an mich weiter. »Wie lautet deine Frage?«, sage ich gedehnt. Meine Stimme schallt durch die Aula.
»Wieso haben deine Eltern dich rausgeschmissen?«
Mist, verdammter, muss ich darauf wirklich antworten? Meine Schwester hat sich geweigert, die Wahrheit über den Unfall zu gestehen, meine Mom ist tablettenabhängig und mein Dad verdrängt alles. »Das ist eine gute Frage«, sage ich, um Zeit zu gewinnen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wahrheit und Lüge beginnen zu verschmelzen, während ich mich räuspere und darüber nachdenke, was ich antworten soll. »Meine Eltern haben sich geschämt, einen Exsträfling zum Kind zu haben. Außerdem hat es ihnen nicht gepasst, dass ich mit dem Mädchen was angefangen habe, das ich laut Gerichtsurteil angefahren hatte, weswegen ich ja auch gesessen habe.«
»Warum hast du das getan?«, fragt der Grünschnabel. »Ich meine, wieso hast du mit dem Mädchen was angefangen, das du angefahren hattest? War das nicht eine schlechte Idee?«
»Ja, es war eine richtig schlechte Idee. Eine der dämlichsten Ideen, die ich je hatte. Nächste Frage?«
Die nächste Frage ist für Lenny. Sie wollen wissen, wieso er ein Auto in den See gefahren hat.
»In dem Moment schien es eine gute Idee zu sein«, sagt Lenny. »Ich war natürlich betrunken, aber das ist keine Entschuldigung. Ich habe einen teuren Preis dafür gezahlt, und ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.«
Das scheint unser Lebensmotto zu sein … der Wunsch, die Zeit zurückdrehen und andere Entscheidungen treffen zu können.
Während der Fahrt zurück nach Freeman weigert sich Maggie, auch nur in meine Richtung zu gucken. Sie sitzt neben Matt und quatscht mit ihm über Tennis. Als wir zurück in unserem Wohnheim sind, geht sie schnurstracks in ihr Zimmer. Damon geht ebenfalls in sein Zimmer. Als die Tür sich hinter ihm schließt und die anderen sich im Wohnzimmer ausbreiten, betrete ich das Zimmer der Mädchen.
»Was ist dein Problem?«, frage ich sie so leise, dass die anderen mich nicht hören können.
»Ich will nicht darüber reden«,
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