Back to Paradise (German Edition)
eine Frau in dunklen Anzügen warten auf dem Parkplatz auf uns. Wir verlassen alle den Van, aber Caleb hält mich zurück, als alle außer uns bereits draußen stehen.
»Hör mal«, sagt er, »ich werde nicht behaupten, ich hätte nicht darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn du und ich … na ja, du weißt schon. Aber ich finde, wir sollten das mit uns eine Weile auf Eis legen. Zumindest bis dieser Re-Start -Mist vorbei ist.«
»Und wenn es vorbei ist, was dann?«
Damon hämmert an die Seite des Vans und ich zucke zusammen. »Kommt schon, ihr Schnecken, beeilt euch gefälligst!«, brüllt Damon. »Ihr haltet alle anderen auf!«
Ich trete hinaus in die heiße Sommerluft und sehe die Wachen mit den Pistolen in ihren Holstern wie hypnotisiert an. Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit und jagt mir gleichzeitig höllische Angst ein.
Der Typ in dem Anzug geht schnurstracks auf Caleb zu. »Wir haben deine Visage hier nicht mehr gesehen, seit du entlassen wurdest. Ich vertraue darauf, dass du dich aus allem Ärger raushältst.«
Caleb steht beinah stramm, seine Miene ist so ernst, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Er bellt ein »Ich bemühe mich, Sir«, was bewirkt, dass der Typ im Anzug ihn aus schmalen Augen ansieht.
»Du bemühst dich? Ich bin sicher, du kannst mehr, als dich bloß zu bemühen, Becker.«
»Ja, Sir.«
Nachdem er Caleb in Grund und Boden gestarrt hat, geht der Mann mit großen Schritten vor uns allen auf und ab. »Ich bin Mr Yates und das ist Ms Bushnell«, sagt er laut, sodass wir alle ihn hören können. Er zeigt auf die Frau, die neben ihm steht. Ihre Haare sind zu einem strengen Knoten frisiert. »Die Mädchen werden unsere weiblichen Insassen mit Ms Bushnell besuchen und die Jungen mit mir die männlichen. Seid ihr bereit?«
Wir nicken alle, außer Caleb. Ich beobachte, wie er Damon zur Seite zieht und leise sagt: »Ich kann das nicht.«
19 Caleb
»Ich kann das nicht«, sage ich noch einmal zu Damon. Scheiße, meine Knie zittern ununterbrochen, seit er losgefahren ist.
Damon tätschelt meinen Rücken, als sei er ein Freund von mir, der zu mir hält, egal was kommt. »Doch, du kannst. Vertrau mir.«
Ihm vertrauen? Wann habe ich das letzte Mal jemandem vertraut, ohne dass es nach hinten losging? »Was immer, Mann.«
»Hör zu, Caleb, du bist stärker, als du glaubst. Diese Jungs brauchen Vorbilder.«
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. »Jetzt machen Sie mal halblang. Ich bin kein Vorbild und ich möchte auch keines sein. Was soll ich diesen Jungs erzählen? Dass ich wegen etwas im Gefängnis war, das ich nicht getan habe?«
»Es ist deine Entscheidung, was du ihnen erzählst.«
Ich hebe den Blick zu dem Backsteingebäude, in dem ich beinah ein Jahr lang gelebt habe. Ich musste um sechs Uhr dreißig aufstehen und vor aller Augen duschen, ich war gezwungen zu essen, wenn sie es befahlen, und wenn ich während des Knastunterrichts auf die Toilette musste, wurde ich ins Bad eskortiert, damit ich kacken konnte. Es war erbärmlich.
Genau wie damals sieht es nicht so aus, als hätte ich eine Wahl. Ich folge Yates und den anderen Re-Start -Typen in den männlichen Flügel, werfe aber noch einen Blick über die Schulter und sehe Ms Bushnell die Mädchen in den anderen Flügel führen. Maggie humpelt hinter ihr her. Sehr bald wird sie mit eigenen Augen zu sehen bekommen, wie ich ein Jahr lang gelebt habe. Ich wünschte, ich könnte sie davon abhalten, das Gebäude zu betreten.
Als ich im DOC saß, sind sich die Mädchen und die Jungen nie begegnet. Wir hatten ein paar Stunden Unterricht pro Tag, gingen zur Gruppentherapie, bekamen Aufgaben zugeteilt, gingen für eine Stunde raus, aßen drei Mahlzeiten und hatten den Rest des Tages zum Chillen in unseren Zellen. Wir wurden ermutigt, viel zu lesen oder zu lernen, um uns die Zeit zu vertreiben, aber viele der Jungs hassten das Lesen oder konnten es mehr schlecht als recht.
Im Warteraum der Zugangsabteilung zittern meine Hände ein bisschen, daher stecke ich sie in die Hosentaschen, während ich dastehe und den Blick über die Wachleute, die Überwachungskameras und die sicher verschlossenen Türen schweifen lasse. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Arrestzellen, in die man gesperrt wird, ehe sie einen registrieren. Üble Erinnerungen stürmen auf mich ein.
Nachdem man hier als Straftäter registriert wurde, konfiszieren sie jedes einzelne Kleidungsstück und alle persönlichen Besitztümer und halten sie unter Verschluss,
Weitere Kostenlose Bücher