Back to Paradise (German Edition)
bis man entlassen wird. Als Nächstes steht die Leibesvisitation an – und glaubt mir, der Wachmann, der sie durchführt, sorgt ganz sicher dafür, dass man in keiner Körperöffnung etwas hineinschmuggelt.
Yates hält uns einen Eimer aus durchsichtigem Plastik hin. »Leert alle eure Taschen. Und zwar vollständig, ob es sich um Kulis, Bleistifte, Münzen, Portemonnaies oder einen Fetzen Papier handelt.«
Wir folgen alle seiner Anweisung, dann werden wir durch einige abgeschlossene Türen und Flure geführt. Wir erreichen den Raum, in dem die Insassen am Besuchstag ihre Familien und Freunde treffen.
»Wir haben beschlossen, euch in Paare einzuteilen«, sagt Yates. »Jeder von euch wird einen unserer Bewohner unter vier Augen sprechen. Das gibt uns die Gelegenheit zu mehreren Runden und euch, eure Geschichten in einem kleineren Rahmen mit anderen zu teilen. Weder Flüche noch anzügliche Bemerkungen sind gestattet. Die Insassen werden nicht angefasst.«
Damon, Matt und ich sehen alle zu Lenny rüber, der sich die Hand aufs Herz legt. »Ihr haltet mich doch nicht etwa für so verdorben?«
Will er mich verarschen? Der Typ hat mich gedrängt, an seinem Finger zu ziehen, damit er furzen konnte, er hält sich vor unseren Augen einen Ventilator an seine verschwitzten Eier und wischt seine rumfliegenden Schamhaare nicht von der Klobrille. Wenn er nicht verdorben ist, dann helfe uns Gott.
Ich verdrehe die Augen.
»Kein Kommentar«, sagt Matt und lacht.
Damon wirft Lenny einen scharfen Blick zu. »Benimm dich anständig, Lenny, oder du hast den Rest des Tages Toilettendienst.«
Lenny macht sich über Damon lustig, indem er salutiert. »Ey ey, Sir.«
Damon schüttelt den Kopf. Er zählt wahrscheinlich die Tage, bis dieses Programm vorbei ist und er uns wieder los ist.
Yates setzt sich auf die Kante eines der Tische im Raum und deutet auf mich. »Caleb wird euch bestätigen, dass einige unserer Bewohner aus kaputten Familien und/oder Gangs stammen und keine entsprechende Erdung haben, wenn es darum geht, gute Entscheidungen zu treffen. Viele dieser Jugendlichen werden euch vertrauen, weil ihr ebenso harte Zeiten hinter euch habt wie sie. In ihren Augen sind Nöte und Entbehrungen eine Art Auszeichnung.«
Meine Nöte gehen mir gewaltig auf den Zeiger, davon, sie als Auszeichnung zu empfinden, bin ich weit entfernt. Und damit wir uns nicht falsch verstehen, die Typen, die im DOC sitzen, sind alles andere als Bewohner . Wenn man Yates zuhört, könnte man meinen, diese Jungs zahlten Miete für ihre vier Wände. Was für ein verdammter Witz. In Wahrheit sind sie eingesperrt wie die Tiere.
Jedem von uns wird ein Tisch zugewiesen. Es ist gespenstisch still, als die erste Runde Insassen zu uns stößt. Sie kommen mit den Händen auf dem Rücken in den Raum, wie die Wachen es verlangen, die Mienen ausdruckslos. Die vertrauten blauen Polyesteroveralls lassen mich an meinen ersten Tag hier denken. Sie waren eine ständige Erinnerung daran, dass mein Leben nicht länger mir gehörte … während ich eingesperrt war, gehörte ich dem Jugendstrafvollzug von Illinois und dem Departement of Corrections.
Ihre Haare sind kurz geschoren oder abrasiert, wie es von allen neuen Insassen verlangt wird. Als die letzte Person den Raum betritt, ist es, als erschiene mir ein Geist.
Es ist Julio, mein alter Zellenkumpel. Er trägt einen orangefarbenen Overall, was bedeutet, dass strenge Auflagen für ihn gelten, weil er Ärger gemacht hat.
Ich habe nichts von Julio gehört und ihn nicht gesprochen, seit ich diesen Ort verlassen habe. Als wir damals zusammengelegt wurden, hat er zunächst das Arschloch raushängen lassen, aber nachdem ihm klar geworden war, dass ich keine Angst vor ihm hatte, und er Zeuge wurde, wie ich mich gegen das Gangmitglied Dino Alvarez behauptete, als der mich auf dem Sportplatz stellte, kamen wir wunderbar miteinander aus.
Julio, dessen Tattoos am Hals aus seinem Overall lugen, nimmt mir gegenüber Platz. »Lange nicht gesehen, amigo .«
»Was hast du so getrieben?«, frage ich.
»Im DOC gechillt. Ich werde in zwei Wochen entlassen, wenn nicht früher«, sagt er mit einem Grinsen. »Hurra. Ich muss mich nur aus allem Ärger raushalten.«
Nicht leicht für einen Typen wie Julio.
Julio war derjenige, der mich mit seinem Cousin Rio zusammengebracht hat. Ich habe bei Rio gewohnt, bis … »Rio ist geschnappt worden.«
Julio schüttelt den Kopf. »Hab ich gehört. Verfluchte Schande. Mein Cousin wird so schnell
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