Back to Paradise (German Edition)
schüttle den Kopf. »Nö.«
»Wieso hast du dich schuldig bekannt? Um jemanden zu schützen?«
»Hm«, flüstere ich. »So was in der Richtung.«
»Wow. Ich kann nicht behaupten, ich würde dasselbe tun.« Julio sieht mich mit schief gelegtem Kopf an. »Außer es wäre ein Familienmitglied. Für meine Familie wäre ich bereit zu sterben.«
Ich nicke langsam. »Ich auch.«
Julio nickt in totalem Einverständnis, denn obwohl wir aus komplett verschiedenen Verhältnissen stammen, sind wir aus demselben Holz geschnitzt. Allein durch mein Nicken weiß er, dass ich mich geopfert habe und für ein Familienmitglied ins Gefängnis gegangen bin.
»Bereust du es?«, fragt er.
Ich lasse mir einen Moment Zeit, darüber nachzudenken, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich nicht verhaftet worden wäre. »Ja, tu ich. Das Abgefuckte daran ist, dass ich nicht behaupten kann, ich würde es nicht wieder tun.«
»Loyalität und Ehre und der ganze Mist können wirklich schlimme Sachen mit deinem Kopf anstellen, oder?«
»Yeah.« Ich verziehe das Gesicht, denn Bilder von Maggie drohen mir durch den Kopf zu schießen. Ich will jetzt nicht an sie denken. »Und Mädchen ebenfalls.«
Julio hebt gespannt eine Augenbraue. »Mein Freund Caleb hat ein Mädchen? Gut gemacht, Dude. Wer ist sie? Das Letzte, was ich gehört habe, war, du und deine Schlampe von einer Ex hättet euch getrennt, weil sie mit deinem besten Freund in die Kiste gehüpft ist.«
»Noch eine Minute, Jungs«, bellt Yates. »Kommt zum Ende!«
»Ich habe kein Mädchen«, sage ich. Der Gedanke bringt mich zum Glucksen. »Abgesehen davon hasst die einzige Braut, an der ich vielleicht interessiert wäre, mich. In ihrer Gegenwart sage ich nie das Richtige. Verflucht, ich versuche, sie wegzustoßen, damit ich mich nicht mit dem Gefühlschaos befassen muss. Und sie bringt mich die meiste Zeit völlig auf die Palme.«
»Klingt für mich, als wärt ihr füreinander bestimmt.« Julio beugt sich über den Tisch zu mir. »Nimm einen Rat von einem Typen an, der seit über einem Jahr kein Mädchen unter zwanzig zu Gesicht bekommen hat – die einzige Frau, mit der ich in letzter Zeit gesprochen habe, ist die Cafeteriadame, und sie ist so verdammt hässlich, dass ich nicht mal sicher bin, ob sie eine Frau ist oder nicht. Man lebt nur einmal, also nutze, was du hast, solange du es hast.«
»Das gilt auch für dich.«
»Da kannst du Gift drauf nehmen. Bereue nichts mehr, okay? Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter. ¿Comprendre ? «
Yates befiehlt den Insassen, sich neben der Tür aufzustellen.
Ich ringe mir ein Lächeln ab. Julio hat recht. Ich habe mich jeden einzelnen Tag in Selbstmitleid und Reue gesuhlt, anstatt nach vorn zu blicken. »Ja, ich habe verstanden.«
»Wir sehen uns draußen, Caleb.« Er streckt zwei Finger in die Luft. »Peace.« Mit diesen Worten schlurft er aus dem Raum.
Ja, ich bin bereit für ein Leben ohne die Last ständiger Reue. Jetzt brauche ich bloß noch einen Plan, wie ich das anstelle.
20 Maggie
Ich sitze einem Mädchen mit blond gefärbten Haaren und dunklen Ansätzen gegenüber. Sie trägt eine blaue Trainingshose und ein blaues T-Shirt wie alle Mädchen in der Haftanstalt. Ms Bushnell hat sie zu meinem Tisch geschickt. Das Mädchen starrt mich an, als ob es nicht hier sein wolle.
»Ich bin Maggie«, sage ich.
»Also Maggie, was ist deine Geschichte?«, fragt sie ungeduldig und total desinteressiert.
Ich erzähle ihr, wie ich bei einem Unfall mit Fahrerflucht von einem Wagen angefahren wurde und ein Jahr im Krankenhaus und in der Reha verbrachte. Ihr Blick wird ganz glasig, und irgendwann habe ich sogar das Gefühl, als könne sie jeden Moment wegnicken.
Als ich erzähle, was für eine Außenseiterin ich war, als ich für mein Seniorjahr in die Schule zurückkehrte, fragt sie: »Soll ich deswegen Mitleid mit dir haben? Hör mal, ich habe mehr am Hals als nur ein verkorkstes Bein. Mein Dad ist Alkoholiker und meine Mom hat uns vor fünf Jahren verlassen. Das mit deinem Bein treibt mir nicht wirklich die Tränen in die Augen, also spar dir deinen Atem und den Rest deiner Geschichte besser für jemanden auf, den dein Scheiß interessiert.«
Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen. Caleb redet nicht mit mir. Ich bin mies drauf und meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Wenn dieses Mädchen mein Mitgefühl nicht will, bitte sehr. Aber das heißt nicht, dass ich hier sitzen und mich von ihr belehren lassen muss.
»Jetzt
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