Back to Paradise (German Edition)

aufzuschlagen.
    Auszugehen ist der erste Schritt, den Maggie Armstrong in ihrem neuen Leben wagt. Okay, ich hinke, aber das heißt nicht, dass mein gesellschaftliches Leben oder mein Liebesleben tot sein muss.
    Ich hole tief Luft und sage mir selbst, es ist, wie es ist. Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen und den Unfall ungeschehen machen. Er ist passiert. Ich bin jetzt so, wie ich bin, kommt damit klar oder zieht Leine.
    Aber als ich auf die Uhr sehe und bemerke, dass es Viertel vor sechs ist, kommen mir Zweifel. Ich weiß nicht, ob ich bereit für ein neues Kapitel in meinem Leben bin. Ich kann mir nicht vorstellen, jemand anderen als Caleb zu küssen. Ich weiß, das ist albern, aber im Moment entspricht es der Wahrheit.
    Um fünf nach sechs, als ich vor Nervosität und Aufregung die Nägel bis aufs Bett herunterkauen könnte, läutet es an der Tür.
    Ich zwinge mich zu lächeln und öffne die Haustür. Vor mir stehen Matt, ein Mädchen mit kurzen, zu einem Igel frisierten Haaren, und …
    »Nicht möglich!«, sage ich mit einem Grinsen.
    Mein Physiotherapeut, Robert, öffnet die Arme weit. »Du hast doch nicht geglaubt, ich ließe dich nach Spanien abhauen, ohne mich von dir zu verabschieden, oder?«
    Ich sehe Matt mit schmalen Augen an. »Hattest du das die ganze Zeit über geplant?«, frage ich ihn, während Robert mich brüderlich umarmt.
    »Ja. Erschieß mich ruhig, weil ich dich überraschen wollte. Becca, das ist Maggie. Maggie, Becca.« Während ich Matts Freundin begrüße, stupst Matt Robert an. »Maggie hat sogar Make-up für dich aufgelegt. Ich habe sie noch nie geschminkt gesehen.«
    Meine Mutter kommt in den Flur und tut so, als käme sie auf dem Weg nach oben zufällig an uns vorbei. Dabei hat sie den Zeitpunkt genau abgepasst, damit sie mein Date unter die Lupe nehmen kann.
    »Robert?«, sagt sie verwirrt.
    Robert, der ein modisches braunes Sportsakko zu seiner modischen Brille trägt, sagt: »Ich konnte Maggie nicht für ein ganzes Jahr ohne Abschiedsparty fortgehen lassen. Sie ist heute Abend mein Date.«
    Meine Mom kennt Robert jetzt schon fast zwei Jahre, seit er nach meiner Operation ins Krankenhaus kam und mir als persönlicher Folterknecht zugeteilt wurde … ich meine natürlich Physiotherapeut. Ich habe mir immer vorgestellt, wie ich ihm die perfekt gegelten Haare ausreiße, wenn er mich nicht aufgeben wollte und ich mir verzweifelt wünschte, er würde es tun.
    Bei vielen Terminen mit Robert habe ich geweint – wahrscheinlich bei den meisten. Ich habe es gehasst, wenn Robert von mir erwartet hat, dass ich bis an meine Grenzen gehe. Wenn ich dachte, ich könnte mein Bein unmöglich noch mehr beugen, hat Robert mich dazu gebracht, einen Schritt weiter zu gehen.
    Während dieser Zeit habe ich ihn nicht wirklich geschätzt, das steht fest. Es dauerte eine Weile, bis wir Freunde wurden. Ich fand seine Frauengeschichten ziemlich unterhaltsam. Robert ist mit Leib und Seele Junggeselle und sagt, er würde sich niemals auf etwas Festes einlassen, denn er sei schnell gelangweilt, wenn es um Frauen geht. Er meint, genau wie er nicht jeden Tag Chinesisch essen könne, könnte er dasselbe Mädchen nicht mehrmals treffen, ohne Lust auf eine andere zu bekommen.
    Ich habe ihm mal prophezeit, er würde als sehr einsamer Mann sterben, und sein gutes Aussehen würde eines Tages vergehen, aber er schien nicht besonders besorgt. Der Kerl hat viel zu viel Selbstvertrauen, aber ich würde ihn um nichts in der Welt anders haben wollen.
    Nachdem meine Mutter Robert umarmt und Matt und Becca begrüßt hat, sagt sie: »Ihr jungen Leute bleibt so lange weg, wie ihr wollt. Habt einfach Spaß.«
    Wir beschließen, in Dusty’s Sports Bar & Grill zu gehen. Sie servieren dort auch Essen, und solange man keinen Alkohol trinkt, lassen sie einen rein, selbst wenn man unter einundzwanzig ist. Robert ist schon vierundzwanzig, und er bestellt sich ein Bier, während wir Übrigen Cola ordern.
    Es ist schön, dass mein erstes richtiges Date ein Nichtdate ist und ich mich nicht verrückt machen muss, ob meine Behinderung ein Problem darstellt oder nicht.
    »Maggie, hast du die Dehnungsübungen gemacht, über die wir gesprochen haben, bevor du auf die Fahrt gegangen bist?«, fragt Robert.
    Ich nehme eine Fritte aus dem Körbchen, das wir bestellt haben, und tauche sie in den Ketchup. »Darf ich lügen?«
    Matt, Becca und ich lachen alle, als Robert den Kopf schüttelt. Es ist ein gutes Gefühl, auszugehen und mich von Caleb