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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mit Schimpfkanonaden wach. Ich lächelte, nickte und nahm es hin, solange ich konnte, dann packte ich sie und zerrte sie zu der Arztpraxis im zweiten Stock, wobei sie wie ein störrischer Esel um sich trat. Sie suhlte sich seit einem Jahr im Dreck, war seit einem Monat völlig durchgedreht, und doch brauchte ich so lange, bis ich endlich etwas unternahm.
    Der Arzt diagnostizierte Funktionsstörungen,
die nicht chemisch bedingt seien, womit er mir durch die Blume sagen wollte, nicht ihr Gehirn, sondern ihre Seele habe Schaden genommen. Mit anderen Worten: Ich hatte sie in den Wahnsinn getrieben.
    Es gibt Behandlungsmöglichkeiten für psychisch bedingte Funktionsstörungen, vor allem Gesprächstherapien, durch die der Betroffene lernt, sich in der eigenen Haut wieder wohlzufühlen. Aber sie wollte nicht.
    Sie fühlte sich elend, war mordlüstern und suizidgefährdet. In den kurzen Momenten geistiger Klarheit, die sie unter Einwirkung von Beruhigungsmitteln erlebte, erklärte sie sich damit einverstanden, dass man sie aus einem Backup wiederherstellte, das kurz vor unserem Umzug nach Toronto angelegt worden war.
    Als sie im Krankenhaus wieder zu sich kam, saß ich an ihrer Seite. Ich hatte für sie eine schriftliche Zusammenfassung der Ereignisse seit ihrem letzten Backup vorbereitet, die sie im Laufe der nächsten Tage las.
    »Julius«, sagte sie nicht lange danach, während ich in unserem unterirdischen Apartment das Frühstück machte. Sie klang so ernsthaft und so freudlos, dass ich gleich mit schlechten Neuigkeiten rechnete.
    »Ja?« Ich stellte gerade Rührei mit Speck und Tassen mit dampfendem Kaffee auf den Tisch.

    »Ich will wieder in den Weltraum und mich in eine frühere Version zurückverwandeln lassen.« Sie hatte bereits eine Umhängetasche gepackt und sich reisefertig gemacht.
    Oh, Scheiße. »Wunderbar«, erwiderte ich mit bemühter Begeisterung und machte im Geiste eine Bestandsaufnahme der Verpflichtungen, die ich auf der Erde hatte. »Ich brauche nur ein paar Minuten, um zu packen. Mir fehlt der Weltraum genauso wie dir.«
    Sie schüttelte den Kopf und in ihren völlig durchschaubaren braunen Augen blitzte Wut auf. »Nein. Ich will wieder die werden, die ich war, bevor ich dich kennengelernt habe.«
    Es tat furchtbar weh. Ich hatte die alte, unbändige Zed geliebt, ihren Schabernack und den Spaß, den wir miteinander hatten. Die Zed, in die sie sich nach unserer Hochzeit verwandelt hatte, war schrecklich und erschreckend, aber ich hatte zu ihr gehalten, aus Respekt vor der Person, die sie einmal gewesen war.
    Und jetzt wollte sie sich aus einem Backup wiederherstellen lassen, das sie vor unserer gemeinsamen Zeit angelegt hatte, wollte achtzehn Monate aus ihrem Leben streichen und wieder von vorn anfangen, zu einer früheren Version ihrer selbst zurückkehren.
    Ob es wehtat? Es war wie ein Tritt in die Eier!
    Einen Monat später kehrte ich auf die Station
zurück und sah sie mit einem Kerl herumjagen, dem aus der Hüfte drei zusätzliche Armpaare wuchsen. Er sauste durch die Kugel, während sie auf dem Klavier ein Stück im Dreivierteltakt spielte. Als ihre silbernen Augen sich auf mich richteten, lag keine Spur des Erkennens in ihrem Blick. Sie war mir nie begegnet.
    Auch ich starb einen kleinen Tod, verdrängte die Ereignisse aus meinem Kopf und emigrierte nach Disney World, wo ich mich mit neuen Freunden, einer neuen beruflichen Tätigkeit und einem neuen Leben auch selbst neu zu finden und erfinden hoffte. Nie wieder habe ich über Zed gesprochen – vor allem nicht mit Lil, die alles andere als scharf darauf war, dass ich sie mit Erinnerungen an meine durchgedrehten Verflossenen zumüllte.
     
    Wenn ich verrückt war, dann zumindest nicht auf so spektakuläre Weise wie Zed. Es war eine zähe, schwärende, hässliche Art von Verrücktheit, die mich meinen Freunden entfremdete, zur Sabotage meiner Konkurrenten nötigte, meine Freundin in die Arme meines besten Freundes trieb.
    Ich beschloss, einen Arzt aufzusuchen, sobald wir der Vollversammlung der Ad-hocs den Plan für die Modernisierung vorgelegt hatten. Schließlich musste ich ja Prioritäten setzen.
    Also zog ich die Klamotten vom Vorabend an
und marschierte zur Haltestelle der Einschienenbahn in der großen Halle. Der Bahnsteig war überfüllt von fröhlichen, ausgelassenen Gästen, die sich auf einen wunderbaren Tag ständiger aufregender Medienberieselung freuten. Ich versuchte sie als Individuen zu betrachten, konnte jedoch nichts dagegen

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