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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Julius zugestoßen ist, war furchtbar, und ich hoffe inständig, dass die Schuldige gefunden und vor Gericht gestellt wird. Aber diese Person war in keiner Weise mit mir oder meinem Ad-hoc assoziiert.
    Lil, ich möchte dir für dein großzügiges Hilfsangebot danken, wir werden darauf zurückkommen. Das gilt für euch alle: Wenn ihr in der Halle der Präsidenten vorbeischaut, werden wir euch gern Arbeit zuteilen. Dann sind wir im Handumdrehen wieder einsatzbereit.
    Was das Spukhaus angeht, möchte ich eine Sache grundsätzlich klarstellen: Weder ich noch mein Ad-hoc haben die Absicht, das Spukhaus unter unsere Kontrolle zu bringen. Es ist eine tolle Attraktion, und je mehr ihr daran arbeitet, desto besser wird sie. Wenn ihr euch deswegen Sorgen gemacht habt, dann kann ich euch beruhigen. Wir stehen alle auf derselben Seite.
    Danke fürs Zuhören. Ich muss mich jetzt mit meinem Team zusammensetzen.«
    Sie drehte sich um und verließ den Saal unter heftigem Applaus.

    Lil wartete, bis der Beifall verebbt war, dann sagte sie: »Also gut, auch wir haben Arbeit zu erledigen. Aber vorher möchte ich euch alle um einen Gefallen bitten. Ich möchte, dass die Details der Vorfälle in der gestrigen Nacht unter uns bleiben. Es würde niemandem etwas nützen, wenn unsere Gäste und die Welt von dieser hässlichen Sache erfahren. Können wir uns darauf einigen?«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, während die Abstimmungsergebnisse auf den Headmount-Displays aufgelistet wurden, dann strahlte Lil, als hätte sie gerade im Lotto gewonnen. »Ich wusste, ich kann mich auf euch verlassen. Danke, Leute. Machen wir uns an die Arbeit.«
     
    Ich verbrachte den Tag im Hotel damit, lustlos durch die Texte auf meinem Terminal zu scrollen. Nach der Versammlung hatte Lil mir unmissverständlich klargemacht, dass ich mich im Park nicht mehr blicken lassen sollte, bis ich mir »Hilfe geholt« hätte. Was immer das bedeuten sollte.
    Gegen Mittag hatte sich die Neuigkeit bereits herumgesprochen. Die Quelle ließ sich nicht genau feststellen, aber alles deutete auf die frisch Rekrutierten hin. Einer von ihnen musste seinen Netz-Kumpanen von den dramatischen Ereignissen auf Liberty Square berichtet und meinen Namen erwähnt haben. Es gab bereits einige Sites, die mich niedermachten, und ich rechnete mit
weiteren. Ich brauchte irgendwie Hilfe, so viel stand fest.
    Ich überlegte schon, ob ich nicht dem ganzen Theater den Rücken kehren und Walt Disney World verlassen sollte, um wieder einmal ein neues Leben anzufangen, auf Woppel-Tiefststand und ohne Flausen im Kopf.
    Die Perspektive wirkte gar nicht so übel. Auch früher schon hatte es eine Zeit gegeben, in der mein Ansehen und damit mein Woppel gleich null gewesen waren, und das war noch nicht mal besonders lange her. Als Dan und ich das erste Mal miteinander rumgehangen hatten, an der Universität von Texas, hatte ich im Mittelpunkt eines recht zwiespältigen mitleidigen Interesses gestanden und mein Woppel war in tiefste Tiefen gesackt.
    Damals war ich in ein kleines, aber perfekt klimatisiertes Loch auf dem Campus umgezogen. Es war eng und finster, doch ich hatte freien Zugriff aufs Netz und genug, womit ich mich amüsieren konnte. Ich bekam zwar keinen Tisch in einem Restaurant, konnte mich aber bei einem der Lebensmittelerzeuger in der Umgebung der Stadt anstellen und mir alles besorgen, was ich essen oder trinken wollte, zu jeder Zeit. Verglichen mit 99,99999 Prozent aller Menschen, die je gelebt hatten, führte ich ein Leben in unvergleichlichem Luxus.

    Selbst nach den Maßstäben der Bitchun Society war ich kaum eine Kuriosität. Die Anzahl von Menschen mit geringer Reputation und minimalem Woppel war im Ganzen gesehen beträchtlich, und diese Leute kamen in der Regel ganz gut zurecht, hingen in Parks herum, debattierten, lasen, führten Theaterstücke auf und machten Musik.
    Mein Leben sah natürlich anders aus. Schließlich hatte ich Dan, mit dem ich auf die Walz gehen konnte, einen Menschen mit außergewöhnlich hohem Woppel-Guthaben, der bereit war, sich mit einem Penner wie mir zu verbrüdern. Er verschaffte mir Mahlzeiten in Straßencafés und Eintritt zu Konzerten im SkyDome und stauchte jeden rotznasigen Woppel-Snob zusammen, der sich über meinen Zählerstand mokierte. In Gesellschaft von Dan sah ich mich ständig veranlasst, meine Einschätzung der Bitchun Society zu revidieren, und ich habe in meinem ganzen Leben keine erfülltere, anregendere Zeit erlebt.
    Ich hätte den

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