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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dass Debras Leute sich der Gäste annahmen.
    Die Gesichter der Versammelten wirkten starr und verbittert und machten mir unmissverständlich klar, dass ich tief in der Scheiße steckte. Selbst Dan, der in der ersten Reihe saß, sah wütend
aus. Ich hätte fast zu weinen angefangen. Dan – oh, Dan. Mein Kumpel, mein Vertrauter, mein Sündenbock, mein Rivale, meine Nemesis . Dan, Dan, Dan. Ich wollte ihn gleichzeitig erschlagen und umarmen.
    Lil stieg aufs Podium und steckte sich ihre losen Strähnen hinter die Ohren. »Also gut«, sagte sie. Ich stand zu ihrer Linken, Debra zu ihrer Rechten.
    »Danke, dass ihr gekommen seid. Ich möchte diese Sache schnell hinter mich bringen. Wir alle haben wichtige Arbeiten zu erledigen. Ich beschränke mich deshalb auf die Fakten: Gestern Nacht hat ein Mitglied dieses Ad-hoc die Halle der Präsidenten demoliert und die Einrichtung unbrauchbar gemacht. Es wird mindestens eine Woche dauern, bis der Schaden behoben ist und die Halle wieder öffnen kann.
    Ich brauche euch nicht zu sagen, dass wir dies nicht hinnehmen können. So etwas ist noch nie geschehen, und es wird nie wieder geschehen. Dafür werden wir sorgen.
    Ich möchte vorschlagen, dass wir die Arbeit am Spukhaus unterbrechen, bis die Halle der Präsidenten wieder betriebsbereit ist. Ich biete für die Reparaturen meine Dienste an.«
    Hier und dort wurde genickt. Lil würde nicht die Einzige sein, die in dieser Woche in der Halle arbeitete. »Disney World ist kein Schlachtfeld«, erklärte
Lil. »Die verschiedenen Ad-hocs arbeiten zusammen, und das tun wir, um das Bestmögliche aus dem Park zu machen. Wir schaden uns nur selbst, wenn wir das aus den Augen verlieren.«
    Ich verschluckte mich fast an der Galle, die mir hochkam. »Ich würde gern etwas sagen«, brachte ich so ruhig wie irgend möglich vor.
    Lil warf mir einen Seitenblick zu. »Nichts dagegen, Julius. Jeder Angehörige des Ad-hoc kann seine Meinung äußern.«
    Ich holte tief Luft. »Also gut, ich bin’s gewesen«, sagte ich mit brüchiger Stimme. »Ich hab’s getan und keine Entschuldigung dafür. Es mag nicht das Klügste gewesen sein, was ich in meinem Leben getan habe, aber ich meine, ihr solltet alle wissen, was mich dazu getrieben hat.
    Es heißt so schön, dass wir hier nicht im Wettstreit miteinander liegen, aber wir alle wissen, dass das nur eine fromme Lüge ist. In Wirklichkeit herrscht im Park ein harter Konkurrenzkampf, und am härtesten ist das Team, das die Halle der Präsidenten modernisiert hat. Sie haben euch die Halle der Präsidenten weggenommen ! Sie haben’s getan, als ihr abgelenkt wart. Sie haben mich umbringen lassen, um euch abzulenken! « Ich hörte, dass sich ein schriller Unterton in meine Stimme schlich, aber ich konnte nichts dagegen tun.
    »Normalerweise ist nichts gegen die Lüge einzuwenden,
dass wir alle im selben Boot sitzen. Auf diese Weise arbeiten wir immerhin friedlich zusammen. Aber das hat sich an dem Tag geändert, als ich erschossen wurde. Wenn ihr weiter an diese Lüge glaubt, werdet ihr das Spukhaus, die Liberty Belle und Tom Sawyers Insel verlieren – einfach alles. All die Geschichte, die sich an diesem Ort angesammelt hat – die Geschichte von Milliarden Menschen, die hier gewesen sind –, wird zerstört und durch den sterilen, gedankenlosen Mist ersetzt werden, der jetzt in der Halle der Präsidenten herrscht. Und wenn das passiert, ist Disney World nichts Besonderes mehr. Solche Erlebnisse kann sich jeder auch zu Hause auf dem Sofa reinziehen! Und was passiert dann, hä? Wie lange wird es eurer Meinung nach dauern, bis Disney World geschlossen wird, weil nur noch ihr hier seid?«
    Debra lächelte herablassend. »Bist du jetzt fertig? «, fragte sie mit süßlicher Stimme. »Gut. Ich weiß, dass ich kein Mitglied dieser Gruppe bin. Aber da es meine Arbeit war, die gestern Nacht zerstört wurde, würde ich Julius’ Ausführungen gerne etwas hinzufügen, wenn ich darf.« Sie hielt kurz inne, doch niemand sagte etwas.
    »Zunächst möchte ich euch versichern, dass wir euch nicht für die Ereignisse der letzten Nacht verantwortlich machen. Wir wissen, wer dafür verantwortlich ist, und er braucht Hilfe. Ich
möchte euch dringend darum bitten, dafür zu sorgen, dass er diese Hilfe bekommt.
    Als Nächstes möchte ich sagen, dass wir, soweit es mich betrifft, auf derselben Seite stehen – nämlich auf der Seite des Parks. Dies ist ein ganz besonderer Ort und ohne eure Beiträge könnte er nicht existieren. Was

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