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Bad Fucking

Bad Fucking

Titel: Bad Fucking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Palm
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über die Sache wachsen lassen. Das viel größere Problem für mich sind meine persönlichen Verluste.« Er machte eine kurze Pause. »Ich spreche ganz offen mit Ihnen, Herr Bendar. Diese Zahlen hier bedeuten für mich den Ruin, und ich habe um dieses Gespräch gebeten, weil ich mit Ihnen gemeinsam eine Lösung finden möchte.« Hintersteiner legte die beiden Blätter nebeneinander. »Zum jetzigen Zeitpunkt hat die Gemeinde also noch ein Kapital von einer Million Euro, ich habe von meiner Million Euro, die ich investiert habe, fast neunzig Prozent verloren. Gibt es da irgendeine Möglichkeit, ich meine, Sie kennen sich da besser aus als ich, Sie wissen –.«
    Bendar holte tief Luft und atmete mit einem hörbaren Seufzer aus. Es klang fast so, als wäre er derjenige, dersich in einer Zwangslage befand. »Auf gut Deutsch, Sie möchten, dass ich gewisse Umschichtungen vornehme?«
    Hintersteiner rutschte auf dem Kunstledersessel hin und her. Seine Hose war durchgeschwitzt und klebte an seinen dicken Oberschenkeln wie eine zweite Haut. »Naja, wie Sie richtig gesagt haben, handelt es sich bei den Investitionen der Gemeinde um öffentliche Gelder. Und nachdem uns die Politik in dieses Abenteuer hineingeritten hat, wird die Aufregung nur von kurzer Dauer sein.«
    Bendar tat so, als würde er nachdenken. »Natürlich gibt es auf dem Markt nach wie vor Papiere mit hohem Performancepotential, die sich hervorragend zur Portfo-lioversifikation eignen. Ich spreche allerdings nicht von fungiblen Wertpapieren, sondern von amerikanischen Hedge-Fonds und kasachischen Schuldverschreibungen mit einem Triple-A-Rating.«
    »Amerikanische Hedge-Fonds und kasachische Schuldverschreibungen?« Hintersteiner glaubte, sich verhört zu haben. »Aber diese Papiere sind doch schuld an den Milliardenverlusten. Das würde ja bedeuten, dass Sie weiter Öl ins Feuer gießen. Nein, also bei amerikanischen Hedge-Fonds und kasachischen Schuldverschreibungen mache ich nicht mit.«
    Bendar lächelte mitleidig, während er seine toten Handys so positionierte, dass sie in exakt demselben Abstand nebeneinanderlagen. Das Ganze sah aus wie ein kleiner Handyfriedhof. »Herr Bürgermeister, entschuldigen Sie, aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wo die Milliardenverluste eigentlich hingekommen sind, über die sich die ganze Welt Gedanken macht?«
    Hintersteiner fiel keine Antwort ein.
    »Oder anders gefragt: Ist die Zahl der Mutimillionäre in den letzten Jahren gestiegen oder gesunken? Mir wärejedenfalls nichts bekannt, dass es heute weltweit weniger Millionäre gäbe als vor einem Jahr. Von den Milliardären ganz zu schweigen.«
    Hintersteiner deutete auf die beiden Papiere. »Also, was würde das konkret bedeuten?«
    Bendar kniff ein Auge zu und korrigierte die Position des mittleren Handys. »Konkret würde es bedeuten, dass ich die Million Euro aus dem Portfolio der Gemeinde und Ihre einhunderttausend Euro in einem bestimmten Fonds platziere, ein paar Identifikationsnummern tausche, und wenn alles klappt, haben Sie in ein paar Monaten wieder Ihre Million auf Ihrem Konto.«
    »Und wenn es nicht klappt?«
    »Wenn es nicht klappt, dann kann ich Ihnen zumindest versichern, dass niemand von dieser Transaktion erfahren wird.«
    »Und wie hoch stehen die Chancen, dass die Sache funktioniert?«
    Bendar verzog den Mund: »Ich würde sagen: neunzig zu zehn.«
    Hintersteiner schluckte. »Was muss ich tun?«
    Bendar öffnete seine Aktentasche und legte ein paar Formulare auf den Tisch. »Sie müssen das hier ausfüllen, eine Kopie Ihres Reisepasses beilegen und das Formular, das die Gemeinde betrifft, abstempeln. Die Spesen sind natürlich etwas höher als bei einer normalen Transaktion. Aber das versteht sich ja von selbst.«
    Das Gebäude, in dem sich der Gendarmerieposten von Bad Fucking befand, machte von außen einen ziemlich desolaten Eindruck. Die grob verputzte Fassade bröckelte bereits an mehreren Stellen, und dort, wosich früher der ovale Leuchtkasten mit der Aufschrift GENDARMERIEPOSTENKOMMANDO mit dem Bundesadler in der Mitte befand, hingen jetzt ein paar lose Kabeln aus der Wand. Von den Fensterrahmen blätterte der Anstrich ab, und die Glasscheibe der Haustür hatte einen großen Sprung mit mehreren kleinen Seitensprüngen. Das Dienstfahrzeug auf dem Parkplatz war ebenfalls längst reif für die Verschrottungsprämie.
    Im Inneren des Gebäudes sah es nicht viel besser aus. Das Wachzimmer und die angrenzende Ausnüchterungszelle

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