Bad Fucking
machte unwillkürlich einen Schritt zurück und stieß dabei den Kübel um, dessen Inhalt sich mit einem gurgelnden Geräusch über den Boden ergoss und seine schönen weißen Lederschuhe beschmutzte. Als Dr. Ulrichs Blick auf die Fleischreste, die toten Fische und die Würmer fiel, hätte er sich beinahe übergeben müssen. Wellisch holte eine kleine Mistschaufel und leerte das Futtergemisch unter Zuhilfenahme seiner Hände in den Kübel zurück. Er wischte sich an der Uniformjacke ab und strich sich kurz über seine Beule, an der ein halber Wurm hängen blieb. »Kein Problem, das ist mir auch schon öfter passiert. Ja, und übrigens findet morgen im Gasthaus
Zum Mohren
die Jahreshauptversammlung des Vereins
Rettet die Aale
statt, und es würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich Sie dort begrüßen dürfte. Sie wissen ja, dass der Bürgermeister, dieser –.«
Dr. Ulrich machte eine abwehrende Geste. »Herr Inspektor, entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber es gibt da ein Problem. Vor einer halben Stunde ist der Bartl Rettenbacher zu mir in die Ordination gekommen und hat gesagt, dass der Vitus Schallmoser tot in seiner Höhle liegt.«
Wellisch verstand nicht gleich, worum es ging. »Wieso ist der Bartl zu Ihnen gekommen? Das hätte er ja hier anzeigen müssen.«
»Der Bartl hat bei mir angeläutet, weil er den verletzten Hund vom Schallmoser bei sich gehabt hat und wollte, dass ich mich um den Hund kümmere. Der Doktor Bodingbauer ist ja auf Urlaub.«
Wellisch war verwirrt. »Wie? Was? Und der Bartl hat gesagt, dass der Vitus Schallmoser tot ist? Woran ist er denn gestorben?«
»Das weiß ich nicht. Der Bartl hat irgendwas von einer Blutlache gesagt, deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen.«
»Wo ist der Bartl jetzt?«, fragte Wellisch und warf einen nachdenklichen Blick auf den Kübel mit dem Aalfutter.
»Der Bartl ist mit dem verletzten Hund in meiner Ordination, wo sich meine Putzfrau um ihn kümmert.«
Wellisch kratzte sich am Kopf und hoffte inständig, dass sich das Ganze als harmloser Zwischenfall entpuppte. Die Leute redeten schließlich viel, wenn der Tag lang war. »Das verstehe ich nicht. Was hat der verletzte Hund mit dem Schallmoser zu tun? Hat der Hund den Schallmoser gebissen?«
»Herr Inspektor«, sagte Dr. Ulrich und machte einen Schritt Richtung Tür, »ich glaube, es wäre am besten, wenn wir jetzt zur Höhle fahren würden. Ich habe inmeiner Tasche Verbandszeug und Medikamente, falls der Schallmoser doch nur verletzt sein sollte und unsere Hilfe braucht.«
»Gut, aber vorher muss ich noch den Bürgermeister und den Stallinger anrufen. Die sollen beide mitkommen. Acht Augen sehen schließlich mehr als vier.« Wellisch dachte kurz nach. »Nein, zehn Augen sehen mehr als vier. Der Stallinger soll mit seinem Dienstmoped auch gleich den Bartl abholen. Der ist ja schließlich unser Zeuge.«
Während Wellisch den Telefonhörer abnahm und Dr. Ulrich zur Tür ging, öffnete sich das kleine Fenster der Wanduhr und die aus Holz geschnitzte Forelle rief fünfmal
Kuckuck
.
Aloysius Hintersteiner schob den Vorhang im Besprechungszimmer zur Seite und sah gerade noch, wie Bendars schwarzer BMW mit quietschenden Reifen davonraste. »Drecksau«, sagte er niedergeschlagen. Im Fensterglas sah er sein Spiegelbild, das ihm nicht gefiel. Täuschte er sich oder hatten seine Hängebacken tatsächlich noch mehr Falten bekommen? Der Bürgermeister atmete tief durch und verstaute die unterzeichneten Verträge in einer Schublade, zu der nur er einen Schlüssel hatte. Ihm war schlecht und er sehnte sich nach frischer Luft.
In Hintersteiners Ohren summte es, und er überlegte, welche Konsequenzen die neuen Vereinbarungen mit der IEG
Omega
schlimmstenfalls für ihn haben könnten. Tatsache war, dass ihm die Bank im Nacken saß und die Frist zur Rückzahlung des Kredits in drei Wochen ablief. Wenn er bis dahin nicht zahlte, würde die Bank auf seinHotel zurückgreifen, das zur Sicherstellung des Kredits diente. Da halfen ihm auch seine politischen Kontakte nichts.
Natürlich wusste er, dass der Generaldirektor der Providenz-Bank, Dr. Franz Leitinger, zweimal im Jahr Prostituierte aus Polen einfliegen ließ und gemeinsam mit ausgewählten Geschäftsleuten im Landhaus des
Schwarzen Grafen
wilde Orgien feierte. Aber das interessierte die Leute ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Generaldirektor seine Sekretärinnen der Reihe nach schwängerte. Mit diesen Informationen konnte er den
Paten
sicherlich
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