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Bad Fucking

Bad Fucking

Titel: Bad Fucking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Palm
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interessiert und nicht an Typen wie ihm, die aus Arbeiterfamilien kamen. Zuerst ließ sie sich vom Hotelerben Aloysius Hintersteiner den Hof machen, um sich dann doch für den reicheren Hotelierssohn Vitus Schallmoser zu entscheiden. ›Die blöde Sau hätte ich damals einfach pudern sollen‹, dachte er verdrossen und schob den schmiedeeisernen Aschenbecher in die Mitte des Stammtischs, wo er hingehörte. Als Trost blieb ihm, dass es der einst unnahbaren Schönheit heute noch dreckiger ging als ihm. ›Geschieht ihr ganz recht.‹
    Der Trafikant Walter Staudinger hoffte inständig, dass sich unter den Cheerleadern ein paar Raucherinnen befanden. Die Vorstellung, dass zum Beispiel die Tätowierte, deren Arsch er fast zur Gänze gesehen hatte, plötzlich vor ihm in der Trafik stand, machte ihn ganz kribbelig. ›Ich sperre die Tür zu, lege sie auf die Budel, reiße ihr die kurze, verschwitzte Hose herunter und schustere sie, was das Zeug hält.‹ Ein Hustenanfall Schreckenschlagers holte Staudinger in die Stammtischwirklichkeit zurück und machte ihm bewusst, dass er die Tätowierte gar nicht schustern könnte, weil sich bei ihm schon seit ewigen Zeiten nichts mehr rührte. Das kurze Aufbäumen in seiner Hose am Sportplatz war nämlich eindeutig ein Fehlalarm gewesen. »Roswitha«, rief er grantig, »bring mir noch eine Halbe. Und eine Portion Blunzen mit Sauerkraut.«
    Am Nebentisch hob der Bestattungsgehilfe Fritz Stöckl sein Bierglas und prostete den vier Stammtischbrüdern zu. »Meine Alte ist streng, aber ungerecht«, sagte er lachend und fuhr sich durch die Haare, die wirr in alle Richtungen abstanden.
    Die Nachricht von Schallmosers Unfalltod hatte den Fleischhauer Ignaz Pamminger nicht wirklich getroffen. Hätte Schallmoser das Fleisch für die Küche seines Hotels mit dem protzigen Namen
Europa
von ihm und nicht von der Metzgerei Kurella bezogen, wäre es natürlich etwas anderes gewesen. Aber das war Schnee von gestern, denn der
Gorilla
, wie ihn Pamminger immer genannt hatte, war schon längst in Konkurs gegangen. Seither hing in der von Straßenstaub und Fliegendreck verschmutzten Auslage ein Plakat:
Wir danken unseren Kunden für die jahrelange Treue. Familie Kurella
. Das mit der
Treue
war natürlich ein kompletter Unsinn, denn kaum wurde irgendwo eine Kuh oder eine Sau notgeschlachtet, fuhren die Leute schon los und kauften das Fleisch gleich kiloweise. Schließlich mussten die Kühltruhen bis oben hin gefüllt sein, weil man ja nicht wissen konnte, ob nicht plötzlich doch noch eine Hungersnot über das Land hereinbrechen würde.
    Jetzt lag Schallmosers Leiche zwischen aufgehängten Schweinehälften und Würsten auf einem Tranchiertisch im Kühlraum von Pammingers Fleischhauerei, und der Metzger überlegte, wie viel Miete er dafür von der Gemeinde verlangen könnte. ›Wenn für Schallmosers Zwischenlagerung aber die Bestattung zuständig ist, wird das mit dem Geld schwierig, weil sich der alte Schreckenschlagerja hinten und vorne nicht mehr auskennt.‹ Aber Pamminger wollte diese Angelegenheit ohnehin nicht jetzt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt mit Hintersteiner besprechen. Dann würde er auch gleich fragen, ob er die
Felsenbar
nicht doch mit warmem Leberkäse, Frankfurtern und Wurstsemmeln beliefern könnte. Ein Hit wäre natürlich auch, wenn man im Hotel
Zum Hohen Hirn
kleine Gerichte wie
Hirn mit Ei
oder
Hirnpofesen
auf die Speisekarte setzen könnte. In Bad Fucking, wo man Lebensmittelkontrolleure nur vom Fernsehen kannte, würde das Verbot der Verarbeitung von Rinder- oder Schweinehirn mit Sicherheit niemanden stören.
    Während Pamminger vor dem Kühlraum seinen Plänen nachhing, standen Hintersteiner, Wellisch, Stallinger, Bartl und Dr. Ulrich um Schallmosers Leiche und beratschlagten die weitere Vorgangsweise. Nach dem anstrengenden Marsch durch den Wald waren die Männer zunächst einmal froh, sich endlich ein wenig abkühlen zu können.
    »Also«, sagte Hintersteiner, »der Stallinger bringt mich jetzt mit dem Moped nach Hause. Dort rede ich kurz mit meiner Frau und dann fahren wir wieder her. In der Zwischenzeit kann der Wellisch in den
Neger
gehen und den Schreckenschlager verständigen.« Er wandte sich an den Zahnarzt. »Vielleicht wäre es ganz gut, wenn Sie auch noch warten könnten, bis der Sargmacher kommt. Die Papierarbeit mit dem Totenschein und den ganzen anderen Kram können Sie ja morgen in aller Ruhe erledigen.«
    »Naja, aber lange habe ich nicht Zeit. Ich muss

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