Bad Fucking
Nicolae getrieben hatte, war ihr Fahrer immer dreister geworden. Maria Sperr, die mit ihrem Mann schon seit Jahren keinen Begattungswalzer mehr tanzte, fühlte sich geschmeichelt, von einem jüngeren Mann begehrt zu werden, und ließ ihm daher einiges durchgehen. Und obwohl sie grundsätzlich nicht abgeneigt gewesen wäre, es sich von Nicolae auf dem aufgelassenen Autobahnparkplatz besorgen zu lassen, hatte letztendlich doch die Vernunft gesiegt, und sie hatte ihn angewiesen, weiterzufahren. Alleine die Vorstellung, dass die Innenministerin der Republik Österreich von der Autobahnpoli-zei erwischt wurde, wie sie sich von ihrem Fahrer im Dienstwagen ihre Muschi lecken ließ, war Grund genug, die Sache auf ein andermal zu verschieben.
›Aber was war dann?‹, fragte sich Maria Sperr und dachte angestrengt nach. Nicolae hatte sich zu ihr umgedreht, blöd gegrinst und ein weißes Taschentuch in der Hand gehalten. Als ihr klar wurde, dass sie offen-barvon Nicolae betäubt und anschließend hierher gebracht worden war, begann ihr Herz schneller zu schlagen. ›Aber warum hat er das getan? Und warum hat er mich ausgerechnet in diese Hütte gebracht? Und wo ist die verdammte Polizei?‹ Maria Sperr fiel auch noch ein, dass sie mit dem Bürgermeister von Bad Fucking das abschließende Gespräch über die Errichtung des Asylantenheims am Höllensee gehabt hätte. Ob das Treffen allerdings gestern oder heute gewesen wäre, wusste sie nicht. ›Scheiße, wenn der Besamer das mit dem Asylantenheim herausfindet, schießt er mich ab.‹ Vor lauter Nachdenken hatte die Innenministerin gar nicht realisiert, dass sich zwischen ihren Oberschenkeln bereits ein ganzer Schwarm fetter Fliegen niedergelassen hatte.
Sandra Redmont stand mit einigen Cheerleadern an der Rezeption und ließ sich von Philipp Hintersteiner anhand einer Skizze den Weg zur Internet-Plattform erklären. »Aber bitte verlassen Sie nicht den markierten Weg, die Gegend ist nämlich nicht ungefährlich.«
Sandra versprach, sich exakt an die Beschreibungen zu halten, und bedankte sich bei Philipp, der sich sofort wieder seinem Buch mit den Pilzrezepten widmete.
Überraschenderweise hatten sich die meisten Mädchen nach anfänglichen Entzugserscheinungen damit abgefunden, die Gespräche mit ihren Freundinnen und Freunden von den Festnetztelefonen auf ihren Zimmern aus zu führen. Lediglich Nadja (mit dem Tattoo), Hannah (mit dem Nasenring), Dodo (mit der Glitzerkappe) und Sonja (mit dem neuen Blackberry) konnten es nicht mehr erwarten, endlich wieder ihre E-Mails zu checken und zu schauen, was es auf Facebook und Myspace Neues gab.
Der Weg durch den Wald war gut markiert und nicht allzu anstrengend. Wenn man den gelben Richtungspfeilen
Zur Internet-Plattform
folgte, konnte eigentlich gar nichts passieren. Sandra wunderte sich, weshalb Philipp Hintersteiner ständig darauf hingewiesen hatte, dass die Strecke gefährlich sei.
Nach etwa einer halben Stunde hatte die Gruppe das Ende des Waldes erreicht, wo sich der Weg gabelte. Das verwitterte Holzschild
Zum Höllensee
zeigte nach links, der gelbe Richtungspfeil
Zur Internet-Plattform
nach rechts. Der Pfad zum Höllensee war ziemlich verwachsen, was darauf schließen ließ, dass er schon längere Zeit nicht mehr benutzt worden war.
Für Sandra und die Mädchen begann hier der eigentliche Aufstieg. Sandra ermahnte ihre Schützlinge noch einmal zusammenzubleiben.
»Yes, Sir«, antwortete Hannah (mit dem Nasenring) und salutierte.
Dodo (mit der Glitzerkappe) sagte nur: »Bam, Oida, Scheiß-Berg.«
Nadja (mit dem Tattoo) und Sonja (mit dem neuen Blackberry) sagten gar nichts, sondern banden sicherheitshalber noch einmal die Bänder ihrer Bergschuhe fest.
Die fünf gingen zunächst durch eine Rinne mit losem Felsgestein, überquerten dann eine Schotterhalde und standen schließlich vor einer Wand, in die Stufen gehauen waren. Dass der Steig mit Stahlseilen gesichert war, beruhigte die Bergsteigerinnen nicht wirklich.
»Leck Arsch«, sagte Dodo und schob ihre Kappe nach hinten, »da sollen wir hinauf?«
»Naja, wenn wir uns konzentrieren, sollten wir das schaffen. Aber wir können auch wieder umkehren, wenn ihr wollt.«
Sonja schüttelte energisch den Kopf. »Wenn wir jetzt umkehren, glauben die anderen, wir sind Seicherln.«
Zwanzig Minuten später hatten die fünf das Plateau erreicht und waren fix und fertig.
»Scheiß-Internet«, sagte Hannah und zeigte dem Schild
Willkommen auf der Internet-Plattform von Bad
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