Bad Monkeys
– ausgerechnet dann sind wir rein zufällig da und zeichnen die Show auf … Weißt du, was ich glaube? Du hattest zehn Jahre Zeit mit Phil, bevor wir ihn uns geholt haben, und ich wette, wir hätten jeden beliebigen Tag aus diesen zehn Jahren auswählen können und euch beide in ein Zimmer mit J.D.s Steckbrief sperren können, und es wäre etwas ähnlich Aufschlussreiches dabei herausgekommen. Jane, die sich böse verhält? Ha! Wie wär’s damit: Jane, die sich einfach wie Jane verhält?« Sie berührte mich wieder an der Wange und flüsterte: »Schlechter Affe.«
Anstatt ihr auszuweichen, fuhr ich diesmal herum und ging auf sie los, aber meine Fäuste schlugen ins Leere. Ich hörte sie irgendwo zu meiner Linken lachen und warf mich mit einem weiteren Schwinger in diese Richtung.
»Mach die Augen auf, Jane«, sagte sie. »Ich weiß, du willst nichts sehen, aber blind wirst du mich nie erwischen.«
Ich öffnete die Augen. Sie stand direkt vor mir, und diesmal schaffte ich es tatsächlich, sie an der Gurgel zu packen, bevor sie sich wieder in Luft auflöste.
»Hör auf damit!«, giftete ich, und sie rematerialisierte sich, knapp außerhalb meiner Reichweite.
»In Ordnung«, sagte sie. »Du willst einen fairen Kampf, den sollst du haben. Hier, du kriegst sogar eine Vorgabe …« Sie holte das Messer heraus, mit dem sie John Doyle getötet hatte, und warf es mir zu. »Jetzt komm schon«, sagte sie und zeigte mir ihre leeren Hände. »Keine Tricks diesmal, versprochen.«
»Okay«, sagte ich. »Nur noch eine Sache …« Und ich machte einen Ausfall. Sie wich der Messerspitze aus, packte mich am Handgelenk und schleuderte mich mit dem Gesicht gegen die nächste Wand.
»Und, von wo an ging’s bergab?«, fragte sie, während sie mich mühelos an der Wand festhielt. »Nach so einem vielversprechenden Anfang … Hat’s dir ernsthaft leidgetan, als Doyle Phil mitgenommen hat? Oder war es diese Sache mit Whitmer ? Ich meine, nimm’s nicht persönlich, das war schon ganz eindrucksvoll für eine Vierzehnjährige, aber trotzdem. Bildest du dir ernsthaft ein, es macht dich zu so was wie ’ner Heiligen, dass du einen Serienmörder aus dem Verkehr gezogen hast?«
Sie ließ mich los und trat einen Schritt zurück, und ich wirbelte mit ausgestrecktem Messerarm herum.
»Oder war es die Organisation?«, fuhr sie fort, während sie aus der Reichweite der Klinge tänzelte. »Mit Catering am Telefon zu reden muss schon einen ziemlichen Eindruck auf ein junges Mädchen gemacht haben – selbst auf eine schlechte Saat. Komisch allerdings, dass die Typen sich mit deiner offiziellen Rekrutierung so viel Zeit gelassen haben … Was glaubst du wohl, woran das lag?«
Ich schlug wieder nach ihr, und diesmal duckte sie sich unter meinem Arm hindurch, hakte einen Fuß hinter einen meiner Knöchel und riss mir beide Beine weg.
»Was meinst du, war das bloß ein verwaltungstechnisches Versehen? Oder hatten die am Ende einen Grund, deine Aufnahme nicht zu überstürzen?«
»Ich hatte ein Leben«, keuchte ich. »Sie hofften … Sie wollten, dass ich was daraus mache.«
»Ach, der Spruch.« Sie lachte. »Und? Warum hast du dann nichts daraus gemacht?«
Als ich auf dem Hintern gelandet war, hatte ich das Messer fallen lassen. Ich wollte es wieder aufheben, aber sie war vor mir da und schubste es mit der Fußspitze aus meiner Reichweite.
»Sie haben mich rekrutiert«, sagte ich. »Vielleicht haben die sich zwanzig Jahre Zeit damit gelassen, aber –«
»Klar, und was ist daraus geworden? Wie man von unseren Spionen hört, hast du dich nicht eben mit Ruhm bekleckert. Deine Patzerquote bei Einsätzen ist geradezu peinlich. Und woran liegt das?«
Ich hechtete noch einmal nach dem Messer. Sie verpasste mir einen Tritt ins Gesicht.
»Was ist dein Problem, Jane? Bist du schlicht und einfach eine beschissene Versagerin? Oder könnte es sein, dass du mit dem Herzen nicht richtig dabei bist?«
Als sie mit dem Fuß ausholte, um mir einen weiteren Kick zu verpassen, sprang ich auf und krallte ihr die Hände um die Kehle. Ich spürte, wie sie versuchte, sich loszureißen, und dachte: Hab ich dich jetzt, du Drecksau! Aber dann schwang sie ihrerseits die Arme nach oben und schlug meine Hände auseinander, und dann riss sie mich herum und knallte mich wieder gegen die Wand, Auge in Auge mit John Doyle.
»Ja«, sagte sie. »Ich glaube, das ist es wirklich, du bist mit dem Herzen nicht richtig dabei. Und ich glaube, du wirst dich erheblich besser
Weitere Kostenlose Bücher