Baedeker Reisefuehrer Toskana
entwickelt sich zum Zentrum der Textilindustrie. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung findet auch eine Politisierung der Arbeiterschaft statt. Die Sozialisten sind zwar auf dem Vormarsch, doch in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s amtieren in den meisten Rathäusern der Toskana liberaldemokratische Politiker. Trotz Industrialisierung bleibt die Toskana – dank der intensiven Landwirtschaftspolitik der Habsburger – weitgehend ein Agrarland, das immer noch nach dem jahrhundertealten Halbpachtsystem bewirtschaftet wird.
20. JAHRHUNDERT
1921
Gründung der Kommunistischen Partei Italiens in Livorno
1940
Italien tritt in den Zweiten Weltkrieg ein.
Sept. 1943
Italien kapituliert. Beim Rückzug der deutschen Wehrmacht werden Dörfer und Städte in der Toskana geplündert und zerstört.
1966
Der Arno überflutet die Innenstadt von Florenz.
Erster Weltkrieg
1915 greift Italien auf der Seite der Alliierten gegen seine ehemaligen Dreibundpartner Deutschland und Österreich in den Ersten Weltkrieg ein. Zwischen 1914 und 1918 läuft die toskanische Schwerindustrie auf Hochtouren.
1920er- und 1930er-Jahre
Nach Kriegsende strömen die italienischen Soldaten in ihre Heimatprovinzen zurück, stehen allerdings sogleich vor der Arbeitslosigkeit. Arbeiterstreiks und Bauernunruhen im ganzen Land entladen sich bald in einer ideologischen Radikalisierung der Parteien. Am 21. Januar 1921 wird im toskanischen Livorno die Kommunistische Partei Italiens (PCI) gegründet. Eineinhalb Jahre später bereitet die faschistische Bewegung unter Benito Mussolini , dem späteren Duce, die Übernahme der Staatsgewalt vor. Nach dem »Marsch auf Rom« im Oktober 1922 besetzen paramilitärische Organisationen der Faschisten alle Schlüsselpositionen des Landes, und der König ernennt Mussolini zum Ministerpräsidenten. Der antifaschistische Widerstand in der Toskana ist größer als anderswo, doch die schwarzen Garden setzen sich durch. Die populistische Politik Mussolinis begeistert die Massen. Die Arbeitsprogramme der Dreißigerjahre bringen spürbare wirtschaftliche Verbesserungen. Der Bau der zentralen Strecke des italienischen Eisenbahnnetzes (Florenz – Bologna) wird als Heldentat gefeiert. Die Monarchie besteht nur noch pro forma.
BAEDEKER TIPP !
Die Toskana im Krieg
Das Gut La Foce im Tal der Orcia ist ein bezaubernder Ort, der wegen seiner Gartenanlagen Touristen aus aller Welt anzieht. Dass hier der Krieg gewütet haben soll, mag man heute kaum glauben. Iris Origos Tagebuch bringt diese Tatsache wieder in Erinnerung. Die Wahltoskanerin und einstige Besitzerin von La Foce erzählt von den Nöten der Bevölkerung, von der Solidarität mit den Partisanen, von Vergeltungsschlägen der abziehenden Deutschen und vom Warten auf die Alliierten. Iris Origo: Toskanisches Tagebuch 1943 / 44. Kriegsjahre im Val d‘ Orcia (Verlag C. H. Beck 1991).
Zweiter Weltkrieg
1940 tritt Italien in den Krieg ein. Toskanische Großstädte, vor allem Pisa, werden durch Luftangriffe der Alliierten teilweise zerstört. 1943 landen die Alliierten in Süditalien. Der faschistische Großrat entmachtet Mussolini, der im Juli 1943 verhaftet wird. Im September 1943 kapituliert Italien. Die Deutschen entwaffnen daraufhin die italienische Armee, stoßen aber in Nord- und Mittelitalien auf den Widerstand der Partisanen. Die italienische Resistenza dauert fast zwei Jahre. Während des Rückzugs der deutschen Truppen vernichtet die SS in den Provinzen Pisa, Arezzo, Siena und Florenz ganze Dorfgemeinden.
Italienische Republik
Am 2. Juni 1946 begründet ein klarer Volksentscheid die italienische Republik. Vittorio Emanuele III. dankt ab. Aus den ersten nationalen Wahlen gehen die Christdemokraten (DC) als Sieger hervor, gefolgt von den Sozialisten (PSI) und den Kommunisten (PCI). Florenz wird offiziell Hauptstadt der Region Toskana. Die ersten Regionalwahlen gewinnt die PCI mit einer überwältigenden Mehrheit. In fast allen toskanischen Städten und Gemeinden stellt die PCI den Bürgermeister und die Spitze der Kommunalpolitiker. Bis in die späten Achtzigerjahre bleibt die PCI die stärkste Partei in der Toskana. 1950 tritt das Sila-Gesetz in Kraft, das eine teilweise Enteignung der toskanischen Großgrundbesitzer vorsieht – die Bauern werden endlich zu Landbesitzern.
Flutkatastrophe 1966
Florenz wird am 4.11.1966 von der schwersten Flutkatastrophe seiner Geschichte getroffen. Der Arno tritt über die Ufer, und der Wasserspiegel in der Innenstadt erreicht eine Höhe von sechs
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