Baedeker Reisefuehrer Toskana
eine der Hauptattraktionen in Pisa: das Baptisterium, das Elemente der Romanik und der Gotik vereint
Kunstgeschichte
Rund 20 000 Kulturdenkmäler wurden in der Toskana gezählt – mehr als in jeder anderen Region Italiens. Dazu gehören Gräber aus der Etruskerzeit, mittelalterliche Stadtpaläste, Kirchen, Kapellen, außerdem Renaissance-Villen, herrliche Parks und private Gartenanlagen.
ETRUSKER UND RÖMER
Erste ausgeprägte Kulturepoche
Die erste ausgeprägte Kulturepoche in Italien bestimmten die Etrusker. Sie siedelten ab etwa 900 v. Chr. in dem Gebiet zwischen Arno, Tiber, dem Kamm des Apennin und dem Tyrrhenischen Meer. Zwischen dem 8. und 5. Jh. v. Chr. waren sie in einer Föderation von zwölf Städten organisiert: Arretium (Arezzo), Velathri (Volterra), Curtuns (Cortona), Perusia (Perugia), Clusium (Chiusi), Rusellae (Roselle), Populonia, Vatluna (Vetulonia), Volsinii (Orvieto), Vulci, Tarquinii (Tarquinia), Caere (Cerveteri) und Veji (Veio). Eine Trennungslinie zwischen etruskischer und römischer Kunst lässt sich weder räumlich noch zeitlich exakt ziehen.
Tempel
Beispiele für den etruskischen Tempel gibt es keine in der Toskana, dennoch sei er an dieser Stelle erwähnt. Anders als der griechische Tempel wurde er nicht nach Art eines Monuments in die umgebende Natur gesetzt, sondern mit raumplanerischem Gefühl in die Landschaft eingebettet. Er ruhte auf einem Podium, orientierte sich axial auf einen Vorplatz und wies eine tiefe Vorhalle auf. Dieser räumliche Akzent bildete sich in den folgenden Jahrhunderten zu einem Markenzeichen römischer Baukunst heraus.
Nekropolen, Gräberfunde
Vor allem durch die Funde in den Nekropolen ist die Kunst der Etrusker überliefert. Ende des 8. Jh.s v. Chr. entwickelte sich der Typus des Kammergrabes , das als getreues Nachbild eines aristokratischen Hauses über mehrere Räume verfügt oder sogar mit großen Plätzen für Tanz und Spiel versehen ist. Erst im Laufe des 4. Jh.s weicht das Kammergrab dem großräumigen, reich bemalten Bestattungssaal (Tomba dei Rilievi in Cerveteri). Vasen, die mit Wein, Öl oder Korn gefüllt waren, Goldschmuck und kleine Kunstgegenstände, die den Toten als Grabbeigaben mitgegeben wurden, zeugen vom Jenseitsglauben der Etrusker. In Volterra und Chiusi wurden Ascheurnen aus Alabaster und Tuffstein hergestellt, die mit Reliefs verziert sind. Zur Darstellung kommen häufig mythologische Themen oder Festlichkeiten, oft architektonisch gerahmt von Säulen oder Gebälk. Die abgebildeten Figuren sind nicht plastisch durchgeformt, ihre Expressivität ist vielmehr die Folge von Drehungen und Überlängungen. Umfangreiche Sammlungen von Ascheurnen der hellenistischen Periode (4. – 1. Jh. v. Chr.) besitzen das Guarnacci-Museum von Volterra und die Etruskermuseen von Chiusi, Cortona und Florenz.
Plastik
Obwohl beispielsweise der »Bronzene Krieger« im Museo Archeologico in Florenz den griechischen Einfluss augenfällig macht, erreichte die etruskische Kultur auch auf dem Gebiet der Plastik eine zumindest partielle Eigenständigkeit. Einprägsame Beispiele für den archaischen Charakter etruskischer Plastik sind die gleichfalls in Florenz befindliche »Chimäre« sowie die im 5. Jh. v. Chr. geschaffene »Kapitolinische Wölfin«, die heute im Konservatorenpalast in Rom steht. In beiden Figuren liegt – bezeichnend für die Zeit – die Kraft des Ausdrucks im Typus, nicht im Einzelwesen. Im 2. Jh. v. Chr. verlor sich die Originalität etruskischer Kunst im Sog der römischen Mischkultur. Exemplarisch ist hierfür der »Arringatore« (Redner) aus dem Museo Archeologico in Florenz: Inschrift und typushafte Starre sind etruskisch, Habitus und Kleidung jedoch römisch.
Malerei
Die etruskische Malerei ist seit dem 6. Jh. v. Chr. nachgewiesen und zeigt – auch beim Totenkult – Darstellungen aus dem Leben : Jagd, Fischfang und Bankette gehören zum Repertoire der Grabgemälde. Eindrucksvolles Beispiel ist der Gigant der Tomba del Tifone in Tarquinia / Latium (spätes 2. Jh. bis Anfang 1. Jh. v. Chr.). Ohne das hellenistische Vorbild wären das große Pathos der Bewegung, der leidenschaftliche Gesichtsausdruck, die Modellierung des Körpers und die reiche Farbskala nicht zu verstehen.
Römische Kulturgüter
Ab dem 5. Jh. v. Chr. begann Rom, seinen Machtbereich auszudehnen und auch die etruskischen Städte zu erobern, bis 290 v. Chr. die letzten gefallen waren. Ein neues Straßensystem , das Rom mit den wichtigen Städten der Toskana verbinden
Weitere Kostenlose Bücher