Baedeker Reisefuehrer Toskana
Testament). Zu Füßen des Evangelisten Johannes sieht man das Selbstbildnis Pisanos und ein Porträt des Auftraggebers, Burgundio di Tado. Die zentrale Stütze des Kanzelbeckens bilden drei Frauenfiguren, die vermutlich die Kardinaltugenden Glaube, Liebe und Hoffnung verkörpern. Reliefs an der Kanzelbrüstung illustrieren Szenen aus dem Neuen Testament, wie die Geburt Johannes‘ des Täufers, die Verkündigung und Heimsuchung Mariä, die Geburt Jesu usw. Im Hauptschiff hängt ein Leuchter aus dem Jahr 1586, von dem fälschlicherweise behauptet wird, er habe Galileo Galilei auf die Gesetze der Pendelbewegung aufmerksam gemacht. Am rechten vorderen Chorpfeiler ist eine Darstellung der hl. Agnes von Andrea del Sarto bemerkenswert. Das mehrfach restaurierte Apsismosaik aus dem 13./14. Jh. zeigt den thronenden Christus zwischen Maria und Johannes dem Evangelisten – Letzterer ist ein Werk des Florentiners Cimabue von 1302. Im südlichen Querhausarm befindet sich ein weiteres bedeutendes Ausstattungsstück, das fragmentarische, nach 1313 von Tino di Camaino geschaffene Grabmal Kaiser Heinrichs VII., der nach kurzer Regierungszeit (1308 – 1313) gestorben war.
Pisa
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**BATTISTERO
Westlich des Doms steht eine der größten Taufkirchen der Christenheit , das 1152 unter Baumeister Diotisalvi begonnene und u. a. von Nicola Pisano und seinem Sohn Giovanni fortgeführte Baptisterium – wie häufig in Italien von der Hauptkirche getrennt. Als Zentralbauten in runder oder achteckiger Form gehen die Baptisterien auf separate, frühchristliche Taufkirchen zurück. Da die Bauarbeiten sich über zwei Jahrhunderte hinzogen, vereint der Rundbau Elemente der Romanik und Gotik . Das kuppelförmige Dach war urspünglich kegelförmig, erhielt aber 1358 durch eine außen aufgemauerte Wölbung eine Form, die eine halbrunde Kuppel suggeriert. Die meisten Außenfiguren an den Galerien und Portalen sind heute durch Kopien ersetzt, die Originale befinden sich im Dommuseum. Das Hauptportal gegenüber dem Domeingang besticht durch seinen an der antiken Sarkophagkunst orientierten Skulpturenschmuck. Lichterfüllt und fast 55 m hoch ist der Innenraum; er ist bekannt für seine hervorragende Akustik. Im Mittelpunkt steht das achteckige Taufbecken (1246), ein prächtiger Brunnen mit Rosettenschmuck und Marmoreinlagen von Guido Begarelli aus Como. Die 1260 von Nicola Pisano geschaffene ** Marmorkanzel zählt zu den bedeutendsten Werken romanischer Bildhauerei. Sie ruht auf sieben Säulen und ist völlig freistehend. In der Tradition mittelalterlicher Darstellungen stehen die Löwen, die als Säulenträger fungieren und die Überwindung des Bösen zum Ausdruck bringen sollen. Eine epochale Neuerung ist dagegen die Herkules- bzw. Samsonfigur als Personifikation der Stärke, die mit weiteren Tugendfiguren das sechseckige Kanzelbecken stützt. Expressive Darstellung kennzeichnet die Reliefs an der Brüstung mit Verkündigung und Geburt Jesu, Anbetung der Hirten, Anbetung der Könige, Darstellung im Tempel, Kreuzigung und Jüngstem Gericht.
**Campo-santo
Die pisanische Überlieferung berichtet, dass Erzbischof Ubaldo dei Lanfranchi vom vierten Kreuzzug etliche Schiffsladungen Erde von Golgatha mitgebracht habe, um den Bürgern der Stadt die Bestattung in heiligem Boden zu ermöglichen. Doch erst ab 1278 wurden unter Leitung von Giovanni di Simone die Bauten des Camposanto, des »Heiligen Feldes«, ausgeführt. Diesen Friedhof, der die Piazza del Duomo nach Norden abschließt, rahmen monumentale Arkadengänge mit gotischen Maßwerkfenstern. Im Boden der Wandelgänge befinden sich Grabplatten pisanischer Patrizier; an den Seiten stehen antike Sarkophage, u. a. jener mit der Geschichte der tragischen Liebe von Hippolyt, Sohn des Theseus, zu seiner Stiefmutter Phädra. Bis zum Zweiten Weltkrieg schmückten ** Fresken aus dem 14./15. Jh. die Wände der Arkadengänge. Bei einem Bombenangriff am 27. Juli 1944 wurden sie durch das herabfließende geschmolzene Blei der Bedachung zerstört. Durch erfolgreiche Restaurierung konnte ein Teil der Fresken gerettet und die einst intensive Farbtönung wiederhergestellt werden. Besonders beeindruckend ist der »Triumph des Todes«, ein Großgemälde, das unter dem Eindruck der großen Pest von 1348 entstanden war: Links vorne treffen drei vornehme Reiter auf die offenen Särge dreier Könige, darüber üben sich Eremiten im Gebet. Auf der anderen Seite
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