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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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Schwierigkeiten manche damit haben. Viele Betas sind eben nicht gerade die hellsten“, entgegnete Rockenbach, dann: „Da, jetzt macht sie ihr Wutgesicht. Das passt ihr gar nicht. Ja, die hat Feuer, die Kleine.“
    Beide amüsierten sich offensichtlich glänzend.
    „Ist sie noch zu verkaufen?“, wollte der Mann jetzt wissen.
    „Dreh dich zur Wand. Zeig deinen Arsch.“, befahl ihr Rockenbach.
    Anne ging mit dem Rücken zu Rockenbach und seinem Begleiter in die Stehposition der Stuten. Hinter ihr schnalzte der fremde Alpha überrascht: „Ortega hat sie gekauft. Da muss sie ja etwas ganz Besonderes sein. So ein Schmuckstück kann sich unsereiner leider nicht leisten.“
    Sie spürte, wie seine Finger das eintätowierte O auf ihrem Hintern entlang fuhren, und erschauderte. Die Hand des Fremden betatschte dann ihre gefesselten Handgelenke und fuhr ihre Arme hinauf. Sie umfasste ihren linken Oberarm und drückte kräftig zu. Anne erschrak und stieß einen leisen Schrei aus. Am liebsten hätte sie kräftig nach hinten ausgetreten, aber das traute sie sich natürlich nicht.
    „Verkümmern ihre Armmuskeln nicht, wenn sie ständig gefesselt sind?“, wollte der Fremde jetzt wissen.
    „Klar, die Gefahr besteht, aber wir lassen sie jeden Tag zwei Stunden ungebunden. Kriegen dann Aufgaben, bei denen sie Arme und Hände benutzen müssen. Manchmal dürfen sie Fangen auf dem Parcoursplatz spielen. Toben dann wie die Irren, unsere braven Stütchen.“
    „Kann ich sie einmal vor dem Sulky fahren?“, wollte der Besucher jetzt wissen.
    Anne kannte die Antwort im voraus. Schon viele Alphas hatten Rockenbach darum gebeten. Aber er lehnte stets ab. Er wollte seine Stuten erst der Allgemeinheit überlassen, wenn sie fertig ausgebildet waren. „Jetzt verderben sie mir die Tierchen nur. Noch sind sie zu unerfahren“, hatte er mal zu Anatol im Beisein Annes gesagt.
    So blieb auch diesem Besucher eine Kutschfahrt verwehrt. Er hatte zudem endlich genug im Speisesaal gesehen. Rockenbach geleitete ihn hinaus. Anne war sich sicher, dass ihr Herr den Typen nicht besonders gut leiden mochte. Sie glaubte, es in seiner Körperhaltung zu sehen und in der Art, wie er den Fremden musterte. Oh ja, Rockenbachs Holzklotz-Gesicht hatte sie mittlerweile entschlüsselt. Sie wusste vieles über ihn. Es war allerdings das Wissen, das auch ein Hund über sein Herrchen besaß. Sobald sie ihn am Morgen, wenn er kam, erblickte, wusste sie zum Beispiel, ob er gereizt war oder in guter Stimmung. Sie hätte nie beschreiben können, woran sie es erkannt hatte. Sie wusste es einfach.
    Wenn Rockenbach morgens zur Stallanlage kam, pfiff er, sobald er aus dem Auto stieg. Es war ein feiner, überraschend weit tragender, trillernder Ton. Sobald die Stuten ihn hörten, antwortete jede, wo auch immer sie gerade war, mit einem lauten Wiehern. Dann kamen alle herbeigelaufen. Sie empfingen ihren Herrn am Eingang des Hauptgebäudes. Sie schnaubten, drängten sich um ihn und blieben jedoch gleichzeitig in respektvollem Abstand.
    Rockenbach erwartete dieses Verhalten von ihnen. Hätten sie es nicht getan, hätte er sie bestraft. Dennoch wurde Anne schnell klar, dass sie nicht deswegen Tag für Tag so erwartungsvoll auf das Motorengeräusch von Rockenbachs anrollendem Geländewagen horchte. Wie alle anderen stürmte sie herbei, sobald sein Pfiff ertönte, weil sie ihm zeigen wollte, dass sie gute, brave und aufmerksame Stuten war. Sie empfand dabei ebenso Furcht und Demut wie Freude und eine erwartungsvolle Spannung.
    Meist erschien er in einer Art Reitermontur, wie Anne sie schon auf dem Hinmarsch zum Schloss an ihm gesehen hatte. Zu schwarzen Lederreitstiefeln trug er eine weit geschnittene Reithose, dazu ein kariertes Hemd und eine Weste. Den Kopf bedeckte eine karierte Kappe, die ihn noch mehr wie einen gediegenen Gestütsherren aussehen ließ. Damals an jenem fernen Tag, als er sie zum Schloss hinaufführte, hatte sie seinen Aufzug lächerlich gefunden. Nun schien es ihr geradezu unvorstellbar, über die Kleidung ihres Gebieters zu urteilen.
    Fast immer hatte er irgendwelche Leckereien dabei. Bonbons, Schokolade und die salamiartigen Würfel holte er aus der Tasche seiner Weste hervor. Im Vergleich zu ihrer Breinahrung schmeckten sie herrlich. Aber wenn Rockenbach sie in ihre bereitwillig geöffneten Münder schob, dann waren sie noch einmal so gut, denn es war die Hand ihres Herren, die sie fütterte.
    Er war ein strenger Gebieter. Vor allem, weil er erwartete, dass

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