Bärenmädchen (German Edition)
sie viele seiner Befehle und Anweisungen praktisch vorausahnten. Statt der Bullenpeitsche hatte er stets eine kurze Reitpeitsche dabei. Wie nebenbei aus dem Handgelenk geschwungen, konnte sie schmerzhaft zubeißen. Das tat sie vor allem, wenn sie zu langsam reagierten. Anne entwickelte bald eine fast irrationale Angst vor dem kleinen, schmalen, dunkelbraunen Ding. Wie alle anderen geriet sie in Rockenbachs Nähe in eine Art dauernervösen Zustand. Waren sie irgendwo angebunden, dann ruckten ihre Köpfe hin und her, um zu sehen, wo ihr Herr gerade war. Waren sie soweit gefesselt, dass sie ihre Köpfe nicht bewegen konnten, versuchten sie wenigstens, den Klang seiner Schritte zu erhorchen, oder sie schnupperten immer wieder in die Luft, ob sie den Geruch seiner Zigaretten wahrnehmen konnten.
Hatte Anne ihn tatsächlich einmal nicht bemerkt und stand er dann plötzlich neben ihr, konnte sie heftig zusammenzucken. Auch das gefiel Rockenbach. Oft tätschelte er dann begütigend ihre Kruppe, während Anne ein erleichtertes Schnauben ausstieß. Gefiel es ihm, ihren Po länger zu streicheln, wandelten sich ihre Laute schnell in jene lustvollen Töne, die ihr das Halsband zugestand.
Dies alles bedeutete allerdings nicht, dass sich ihre Gefühle für Adrian abschwächten. Im Gegenteil, es verging kein Tag, ja keine Stunde, in der sie nicht sehnsüchtig an ihn dachte. Ihre Tagträume galten ihm, ebenso ihre Phantasien in der Nacht. Adrian war ihr Geliebter. Rockenbach aber war ihr Herr. Er war die Hand, die sie strafte oder koste. Er war die Stimme, die ihnen befahl. Und er war der Schwanz, den sie bebend vor Ehrfurcht mit ihrem Mund verwöhnten oder den sie – viel zu selten! – in ihren Schößen empfangen durften.
Nahm er eine von ihnen, geschah dies fast immer im Beisein der anderen. Erregt und hitzig standen sie dann daneben. Auch ihre Münder spitzten sich. Sie saugten und schmatzten ins Leere hinein, wenn er einer der ihren sein Zepter zwischen die Lippen schob. Ebenso fuhren auch ihre Unterkörper im Stoßrhythmus ihres Herrn vor und zurück, wenn er eine Glückliche aus ihrem Kreis zu besteigen geruhte. Sie waren allesamt feucht und bereit für ihn.
Natürlich war das bizarr und pervers. Aber Rockenbach gefiel es offensichtlich sehr, wenn sie sich so gaben, und weil es ihm gefiel, gefiel es auch ihnen und sie betrieben es mit Feuereifer. Zärtlich-grob kniff ihr Herr ihnen danach manchmal in die Wangen oder in den Hintern und nannte sie mit fast schon sanfter Stimme „brünstige kleine Weibstücke“. Manchmal stachelten sie ihn sogar so sehr an, dass er noch eine zweite von ihnen beglückte und einmal, ein einziges Mal, sogar noch eine dritte. Anne war es gewesen und sie war erfüllt vor Wollust und Stolz, als sie nach Ines und Florence bäuchlings über dem Strafbock lag und das Zepter ihres Herrn in sie fuhr.
Anne hatte oft das Gefühl, dass die Schlafkappen stärker als alles andere zu ihrer Verwandlung beitrugen. Rockenbach boten sie die Möglichkeit, die Mädchen jederzeit in vollkommene Stille und Dunkelheit zu schicken. Es war nicht mit Schmerzen verbunden, aber es verlieh ihm eine Macht, die umfassender war, als alles, was Anne bisher erfahren hatte. Morgens, wenn die Kappe abgenommen wurde, empfand sie ihrem Herrn gegenüber tiefe Dankbarkeit, weil er ihr die Welt des Lichts und der Töne zurückgegeben hatte. Natürlich wusste sie, dass diese Empfindung widersinnig war. Aber sie war so überwältigend, dass sie sich ihr nicht entziehen konnte. Ja, dass sie nicht einmal auf den Gedanken kam, es zu versuchen.
Noch einen weiteren geheimnisvollen Effekt lösten die Stunden unter der Kappe aus. Wenn Anne dabei nicht schlief, driftete sie meist in eine phantastische Traumwelt ab. Ihr Räuberhauptmann spielte dabei stets eine wichtige Rolle. Trotzdem schien die licht- und lautlose Einsamkeit ihre Lernfortschritte als Stute ungemein zu festigen. Bewegungsabläufe vor der Kutsche, die am Tag zuvor schwer, ja fast unmöglich waren, funktionierten plötzlich leichter, so als ob sie Stunden damit zugebracht hätte, sie zu trainieren.
Weniger geheimnisvoll als die Macht der grauen Kappe, und dennoch fast ebenso wirkungsvoll bei ihrer Umerziehung, war die Tatsache, dass die Stuten unablässig unter Aufsicht standen. Nicht nur durch Rockenbach oder Anatol, sondern auch durch vier bis sechs Zofen, die jeden Tag von der Schlossverwaltung zur Stallanlage herab geschickt wurden. Sie achteten auf „stutenhaftes
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