Bärenmädchen (German Edition)
Sie glaubte einen tierischen Laut zu hören, ein urtümliches Grollen und Brummen, das in ihren Ohren entsetzlich bösartig klang. Gleichzeitig hörte sie hinter sich Rockenbach brüllen. Anscheinend befahl er dem Hund, Ines nachzusetzen, aber der zögerte, sprang nur wild kläffend am Rand der Kante entlang. Der feige schwarze Köter hatte Angst!
Anne war dagegen klar, was sie tun musste, und sie zögerte nicht. Sie mochte kein Batgirl sein, aber Ines würde sie nicht im Stich lassen.
3. Kapitel:
Bärenjagd
1,5 Millionen Euro – so viel waren sie mindestens wert, die zehn grauen Mäuse, die sich da mühsam den Weg herauf quälten. Wahrscheinlich waren es drei, vier Millionen mehr. Die Preise stiegen ja derzeit wie verrückt.
Adrian Götz beobachtete die neuen Mädchen in ihren grau-blauen Trainingsanzügen durch sein Fernglas von der anderen Seite des Tales aus. Er tat es mit dem trägen Interesse des Jägers, der genau wusste, dass dieses Wild ohnehin demnächst vor seine Flinte getrieben wurde.
Im Augenblick war er auf anderes aus. Er hatte gehofft, das Bärenproblem heute lösen zu können. Nach mehreren Stunden ergebnisloser Suche glaubte er allerdings nicht mehr daran. Wahrscheinlich würde er morgen vom Hubschrauber aus das Gelände mit einer Wärmebildkamera sondieren, um das Tier aufzuspüren. Dann würde er mit einem Trupp seiner Leute anrücken und es zu Ende bringen.
Er bedauerte es. Ein Duell unter gleichwertigen Gegnern – nur er und der Bär – wäre ihm lieber gewesen. Adrian grinste einen Augenblick später ironisch über sich selbst und seinen, wie er fand, einfältigen Gedankengang. Natürlich war es ein ungleicher Kampf. Er hatte sich heute Morgen die AK 47 aus der Waffenkammer geholt. Der Bär verfügte nur über Zähne und seine Krallen. Das waren schreckliche Waffen sicher, aber nichts gegen die tödliche Effizienz eines russischen Sturmgewehres.
Nun lehnte die Waffe unbenutzt, aber in Griffweite neben ihm, während er sich auf dem Stamm eines umgestürzten Baumes niedergelassen hatte. Der letzte Sturm hatte hier eine kleine Lichtung in eine Gruppe von Tannen gerissen. Das umliegende Terrain und auch der Hauptanfahrtsweg zum Schloss ließen sich von hier aus gut im Auge behalten.
Er nahm wieder das Fernglas hoch. Mit leicht vorgebeugtem Oberkörper kämpften sich die Mädchen die Steigung hinauf. Etwa zwei Stunden mochten sie bereits unterwegs sein. Adrian glaubte zu erkennen, dass sich die meisten bereits schwerfällig und angestrengt bewegten. Besonders die Untrainierten unter ihnen würden schon müde sein – und untrainiert waren sie praktisch alle. Schließlich waren sie Betas. Um regelmäßig an sich zu arbeiten, brachten sie nicht die nötige Selbstdisziplin auf. Sie brauchten strenge Alphas, die ihnen sagten, wo es lang ging.
Adrian Götz war seit vier Jahren ein Alpha, ein aktives Mitglied der Organisation Magnus. Seit sieben Monaten arbeitete er als Sicherheitschef des Schlosses. Er war auf beides stolz. Sein Chef Ben Abner hatte ihm neulich grinsend und in weinseliger Laune erklärt: „Die Organisation sei schlicht und einfach der coolste und heißeste Verein auf diesem Planeten.“ Adrian wäre es zwar nicht in den Sinn gekommen, sich so auszudrücken, aber im Grunde, fand er, traf der Spruch verdammt genau zu.
Seit der Gründung durch den genialen deutschen Psychologen Friedrich Magnus im Jahre 1966 spürte die Organisation Frauen und - in einer geringeren Zahl - auch Männer mit einer gewissen Veranlagung auf. Sie sehnten sich danach zu dienen, sich hinzugeben und sich einem fremden Willen zu unterwerfen. Man konnte ihr Verlangen masochistisch und devot nennen oder sie einfach als geborene Sklavennaturen betrachten. Innerhalb der Organisation wurden sie kurz Betas genannt.
Waren diese Menschen identifiziert, durchliefen sie eine strenge Ausbildung. Dann wurden sie als passive Mitglieder von Magnus registriert, gekennzeichnet und den dominanten aktiven Mitgliedern der Organisation, den Alphas, verfügbar gemacht.
All dies tat die Organisation ungeheuer erfolgreich. Seit der Gründung hatten ihre aktiven Mitglieder ein nahezu weltumspannendes Netz geknüpft. Es war so fein gewebt, dass es in jedem Land im Rahmen des Rechts blieb. Die Organisation Magnus hätten viele, wenn sie von ihrer Existenz erfahren hätten, als monströs, abartig und gefährlich bezeichnet. Aber auch wenn sie sich oft haarscharf am Rande des Strafbaren bewegte, war sie
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