Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
Vom Netzwerk:
trotzdem nicht ungesetzlich. Dafür sorgten Heerscharen von Anwälten, meist ebenfalls Magnus-Mitglieder, jede Menge Geld und ein strenger Kodex von Regeln im Umgang mit den passiven Mitgliedern.
    Sie hatten theoretisch das Recht, jederzeit auszusteigen. Sie durften ohne ausdrückliche Einwilligung keine dauerhaften körperlichen Schäden davontragen und sie waren ab einer bestimmten Zugehörigkeitsdauer zur Organisation finanziell bis an ihr Lebensende abgesichert.
    Gleichzeitig wurden sie zu einer wertvollen Ware. Schon im rohen Zustand war jede etwa 150.000 Euro wert. Roh bedeutete, dass sich im Magnus-Test ihre Veranlagung gezeigt hatte und dass sie von einer Kommission aus vier hochrangigen Mitgliedern der Organisation für betafähig erklärt wurde. War die Beta fertig ausgebildet, stieg ihr Wert auf mindestens 200.000 Euro an. Liebhaberstücke erzielten Preise, die weit darüber hinausgingen. Besonders die reichen Russen und die Scheichs aus dem Ölstaaten, aber neuerdings auch Geschäftsleute und Parteibonzen aus China zahlten schwindelerregende Summen. Das Geld floss in die Kassen der Organisation und ließ sie noch reicher und mächtiger werden.
    Auch von den neuen Mädchen waren sicherlich bereits welche vorbestellt. Verborgene Kameras filmten sie bei den Tests. Sobald das Siegel „betafähig“ erteilt war, wurden die Aufnahmen in eine vielgenutzte Datenbank gestellt. Auch Arian schaute öfter hinein und genoss das durchaus prickelnde Gefühl, dass diese Geschäftsfrauen, Studentinnen, Lehrerinnen oder auch Polizistinnen, die sich dort über ihre Fragebögen beugten und an ihrem Fruchtsaft - er enthielt Skopolamin, ein leichtes Wahrheitsserum - nippten, demnächst möglicherweise als willige Betas in seinem Herrschaftsbereich landen würden.
    Sein Herrschaftsbereich – das waren das Schloss sowie insgesamt 29 Quadratkilometer drum herum. Adrian kontrollierte das gesamte Areal mit fast 50 Leuten, und wenn Adrian von Kontrolle sprach, dann meinte er es auch so. Er erfüllte seinen Job mit der gleichen Gründlichkeit, wie er im Tschad als Offizier der Fremdenlegion Teile der französischen Botschaft gegen einen wütenden weißenhassenden Mob verteidigt hatte oder wie er im Irak mitgeholfen hatte, Saddam Husseins letztes Aufgebot an Revolutionsgarden aufzuspüren und zu bekämpften.
    Sein derzeitiger Gegner war allerdings ein Einzeltäter. Auf seine Art aber ziemlich respekteinflößend: Stark wie zehn Männer, schnell wie ein galoppierendes Pferd und reizbar wie ein somalischer Warlord. Der Bär hatte anfangs nur Schafe gerissen. Jetzt zum ersten Mal ein Rind. Fast hätte er einen Menschen getötet.
    Es passierte am Rande des Gebietes, das zum Schloss gehörte. Dort gab es einige Weiden, auf denen Vieh graste. Als der Kuhhirte seine Tiere schützen wollte und sich dem Bären entgegenstellte, war er auch auf ihn losgegangen. Der dreizehnjährige Junge konnte sich in einer Wetterschutzhütte in Sicherheit bringen und musste dann angstschlotternd verfolgen, wie sich das Tier mit Zähnen und Klauen an der Tür zu schaffen machte. Irgendein weiser Baumeister hatte sie allerdings so stabil konstruiert, dass der Bär irgendwann aufgab. Die Prankenspuren aber, die er am Holz der Tür zurückließ - Adrian hatte sie selbst begutachtet - waren beeindruckend und ließen auf ein Wesen von beachtlicher Größe schließen. „Winzige böse Augen, riesige Zähne, ein Monster“, hatte der Junge ihm – immer noch reichlich nervös - berichtet.
    Nur, wo bist du jetzt Bär?, dachte Adrian. Lauerst du auf zweibeinige Beute? Warum bist du so aggressiv? Du bist doch wohl nicht abartig veranlagt? Stehst Du darauf, Leid, Angst und Schmerz zu verbreiten? Er grinste bei dieser Vorstellung.
    Beruhigend war, dass sich keiner seiner Schutzbefohlenen in direkter Gefahr befand, denn das ganze Areal war in zwei streng voneinander abgetrennte Zonen geteilt. Die innere Zone wurde durch eine vier Meter hohe massive Mauer gesichert. Für den Bären wie für die meisten anderen Eindringlinge war sie unüberwindbar. Fast genau im Mittelpunkt der inneren Zone lag das Schloss. Um das Gebäude herum befand sich eine weitläufige parkähnliche Umgebung.
    Potenzielles Bärengebiet war die äußere Zone. Bis auf einen 40 Meter breiten Grasstreifen direkt an der Mauer war sie dicht bewaldet, reichte bis hinunter zum Verwaltungsgebäude und darüber hinaus. Um unerwünschte Besucher abzuhalten, wurde sie in einem Zustand urwüchsiger, schwer

Weitere Kostenlose Bücher