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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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Sieversen“, antworteten die beiden im Chor und knicksten, wie es sich für zwei Betas gehörte. Dann eilten sie zur Tür hinaus.
     
     

 
    8. Kapitel:
    Zwei Schokopralinen
     
     
    Anne hoffte sehr auf weitere Besuche beim alten Sieversen. Sie brannte nicht nur vor Neugier, mehr über die Spezialausbildung zu erfahren, sondern auch über das Leben des alten Herrn. Was hatte er falsch gemacht? Und was war aus seiner Minou geworden?
    Vorerst aber wurde nichts daraus. Attila von Ungruhe quälte sie in den nächsten beiden Tagen praktisch von morgens bis abends mit seiner „Zofenkunde“, und am Donnerstag, während sie am Frühstückstisch saßen, verkündete die Krähe, dass Anne und Dascha ab Mittag Dienst in der Bibliothek hätten.
    Die Aussicht, mit Dascha zu arbeiten, hätte Anne noch vor kurzem aufstöhnen lassen. Aber in den letzten beiden Tagen hatte sich ihr „zweitliebstes Gesprächsthema“ verändert. Auch Dascha schien aufgegangen zu sein, wie unbeliebt sie sich gemacht hatte. Sie gab sich freundlich und hilfsbereit. Im Umgang mit Attila von Ungruhe und der Krähe hielt sie sich zurück und schien, teilweise sogar Tadel und Strafe absichtlich auf sich zu nehmen, nur um nicht vor den anderen zu glänzen. Anne, die in der Zofenkunde immer noch neben ihr saß, konnte in solchen Augenblicken sehen, wie ihr Mund zu einem ganz schmalen Strich wurde und eine steile Ärgerfalte ihre Stirn furchte. Es musste sie riesige Überwindung kosten, sich zurückzunehmen. Die Mädchen aber reagierten geradezu begeistert auf die neue Dascha. Beatrice zum Beispiel schien sie jetzt regelrecht anzuhimmeln.
    Immer wieder suchte Dascha auch Annes Nähe. Das Willkommensfest und die Aussicht auf einen männlichen Gebieter beschäftigten die Mädchen jetzt sehr, und so redeten auch die beiden ausgiebig darüber. Anne fand es etwas befremdlich, wie wichtig es Dascha war, einen möglichst bedeutenden und hochrangigen Alpha zu bekommen. Als Anne von Florence und ihrem Gebieter, dem französischen Schauspieler, erzählte, wurde sie ganz aufgeregt und malte sich aus, wie es wäre, von so einem „Megastar“ erwählt zu werden. Als wären sie schon seit Jahren beste Freundinnen, vertraute ihr Dascha zudem auch Intimes und Persönliches an. Mit schönster Kleinmädchenstimme verriet sie: „Wenn ich nachts nur mein Kuscheltier, mein Bärli, bei mir hätte. Dann wäre alles viel leichter.“ Und sie bat Anne um Rat: „Ich glaube, Miriam mag mich überhaupt nicht. Was kann ich nur tun?“
    Das war nun schon wieder zu viel des Guten, aber so ist sie nun einmal, dachte Anne. Immerhin gingen sie deswegen bei ihrem Arbeitseinsatz recht unbefangen miteinander um, auch wenn ihre Tätigkeit mal wieder ziemlich stumpfsinnig war. Natürlich war nicht vorgesehen, dass sie Bücher ausgaben oder ähnlich anspruchsvolle Aufgaben ausführten. Sie hatten den Boden der Bibliothek zu wischen. Auf allen Vieren arbeiteten sie nebeneinander, dabei immer jeweils eine der rotbraunen Steinquadern säubernd. Jede von ihnen war mit einem Wischmob und einem schweren Metalleimer mit Seifenlauge ausgerüstet. Glänzte die ganze Quader feucht vor Lauge und war gleichzeitig sichergestellt, dass auch der strengste Kontrollblick keine Schmutzspuren ausfindig machen konnte, krabbelten sie ein Stück zurück, um sich die nächsten beiden Quadern vorzunehmen. So sahen sie wenigstens nicht den Bereich, den sie noch putzen mussten, sondern nur das Stück, das sie bereits geschafft hatten, dachte Anne.
    Die Fläche, die ihnen zugeteilt worden war, hatte in Annes Augen praktisch Fußballfeldgröße. Gab es nicht auch Maschinen für so etwas? Voll innerer Empörung gab sie sich die Antwort gleich selbst. Garantiert verfügte das Schloss über die neuesten Hightech-Maschinen, die diese Aufgabe binnen Minuten erledigt hätten. Aber die Gelegenheit, die neuen Betas auf Knien hin und her rutschen zu lassen, durfte man natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Wie stets an diesem gastfreundlichen Ort wurde gleichzeitig gewissenhaft auf ihre körperliche Gesundheit geachtet. Schließlich sollte nur ihr Geist, nicht ihr Äußeres verbogen werden. Bevor es losging, mussten sie sich Knieschoner umschnallen, damit sie sich nicht die Haut auf dem rauen Boden abschürften. Um ihre Hände vor der Lauge zu schützen, hatte ihnen der Alpha, der anscheinend die Bibliothek leitete, dann noch diese schrecklichen gelben Haushaltshandschuhe aus Gummi gegeben. Penibel hatte der Mann, der

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