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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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sie mit seiner hohen Stirn und seinen merkwürdig kurzen Ärmchen und Beinchen an einen Käfer erinnerte, kontrolliert, ob die Mädchen sie auch bis zu den Ellenbogen hochzogen hatten. Nicht ohne sich dabei so eng an sie zu drücken, dass Anne deutlich sein errigierte Glied spüren konnte. Die Mischung aus Lust und Widerwillen, die sie dabei erfasste, hatte sie fast schwindelig werden lassen. Mit aller Kraft versuchte sie, wenigstens nicht in ihren Glöckchen-Tick zu verfallen und vor Nervosität „schwanzgierig“ ihre Oberlippe zu schürzen. So lüstern, wie der Mann auf ihren Mund starrte, war ihr dies nur teilweise gelungen.
    Der Käfermann und alles, was er mit ihnen anstellte, hatte sie so abgelenkt, dass sie ihre Umgebung kaum wahrgenommen hatte. Erst als sie und Dascha alleine vor ihren Eimern hockten, ließ sie ihren Blick durch den Saal schweifen. Es war die prächtigste Bibliothek, die sie jemals gesehen hatte. Da der Hauptraum gleich zwei Stockwerke in die Höhe reichte, schien er die Ausmaße einer Bahnhofshalle zu erreichen. Dennoch vermittelte er eine geradezu behagliche Atmosphäre. Die gewölbte Decke war mit verschlungenen Ornamenten in Silber und Smaragdgrün, den Farben der Organisation, bemalt. Üppige Kronleuchter spendeten ein weiches, angenehmes Licht. Etwa ein Viertel des Saales war den Lesenden vorbehalten. Wunderbar einladende Sitzecken waren für sie eingerichtet. Auf dicken Teppichen standen je ein Sofa, ein Sessel und ein Schreibtisch nebst Bürostuhl und PC bereit. Die restlichen Dreiviertel des Saales wurden von den Bücherregalen eingenommen. Sie waren aus Holz in einem ungewöhnlichen dunkelroten Farbton und reichten so hoch, dass die oberen Bücherreihen nur mit Leitern zu erreichen waren. Jedes Regal war an drei Stellen von breiten halbrunden Durchgängen durchbrochen, so dass sich drei Hauptwege durch das Reich der Bücher ergaben.
    Eine Bibliothek dieser Größe musste über einen enormen Bestand verfügen. Anne erspähte endlose Reihen anscheinend erotischer und pornografischer Literatur. Aber es gab auch Abteilungen zu Medizin, Recht, Technik und Geschichte. Beim Wischen kamen sie dann einigen Regalen so nah, dass sie endlich auch die Titel auf den Buchrücken lesen konnte.
    Wie gerne hätte Anne Bücher herausgenommen und angeschaut, so wie sie es in einem anderen Leben als Germanistikstudentin ganz selbstverständlich getan hätte. Jetzt traute sie sich kaum, sie vorsichtig und verstohlen mit den Fingerspitzen zu berühren. Manche schienen Antworten auf viele ihrer Fragen zu bieten. „Die Psychologie des Sklaven“ von Friedrich Magnus stand da. Sogar ein Buch von Ben Abner entdeckte sie. „Sind wir alle ein wenig Beta? Warum Alphas und Betas sich viel ähnlicher sind, als wir denken“, hieß der für Alphas sicherlich ungeheuer provokante Titel.
    Andere Bücher ließen sie schaudern. Von einem Professor Friedhelm Hundhausen stammte das Buch „Brandzeichen setzen – sicher und dauerhaft“. Ein anderes seiner Bücher trug den Titel „Extreme Körpermodifikationen bei Betas – Zehn Erfahrungsberichte“.
    Ein richtiger Vielschreiber schien auch ein Mann namens Phillippe de Ortega zu sein. „Die Sklavenhaltung in den Südstaaten der USA und was wir von ihr lernen können“, hatte er verfasst, ebenso „Die Zukunft der Organisation Magnus – Eine Streitschrift“ sowie ein dünnes Bändchen namens „Geknechtete Sadisten – vom Zwang überholter Moralvorstellungen“.
    Ein wirklich reizender Zeitgenosse, dieser Ortega, dachte Anne. Dann las sie den Titel seines vierten Buches und war regelrecht elektrisiert: „Rohe Stuten einfahren – das Handbuch für Einsteiger und Profis“.
    „Stute“ - das war das Wort, das auch Sieversen benutzt hatte. Und „einfahren“? Was mochte damit gemeint sein? Rasch schaute sie sich um und überlegte, ob sie das Buch herausnehmen sollte. Aber sie wagte es nicht. Die Bibliothek war zu unübersichtlich, das Risiko überrascht zu werden zu groß. Sie mochte gar nicht daran denken, was man mit ihr anstellen würde, wenn man sie hier beim Schmökern ertappte.
    Frustriert begann sie, die Bodenplatten so stark mit dem Wischmob zu bearbeiten, als wolle sie die oberste Schicht Granit abrubbeln. Dascha warf ihr einen erstaunten und fragenden Blick zu, aber ihr war nicht nach einer Erklärung zumute. Voller Neid und Zorn blickte sie auf die Alphas, die es sich zum Lesen in den Sitzecken bequem gemacht hatten.
    Und da sah sie IHN. Adrian

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