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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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der Räuberhauptmann scharf und damit war der Bann gebrochen. Reflexartig ging sie in die geforderte Position.
    „Mund auf.“
    Anne hätte weinen können vor Wut und Scham. Sie öffnete ihren Mund und präsentierte die Praline. Dies hier war noch viel schlimmer als der Vorfall auf dem Rasen. Da hatte sie sich dem demütigenden Drill verweigert. Das war ein Akt der Rebellion gewesen. Hier aber war sie nur eine willensschwache Person, die nicht einmal eine Diät einhalten konnte. Sie war ein Gierschlund, ein Fresssack
    „Spuck sie aus.“
    Anne tat wie befohlen.
    „Knie dich nieder und iss sie auf, und benutz ja nicht deine Hände.“
    Als erstes gaben ihre Knie nach, dann senkte sich ihr Oberkörper vornüber. Jetzt einfach nicht nachdenken, einfach nur tun, was er sagt. Die Praline sah sogar noch halbwegs normal aus. Sie war jetzt auf allen vieren und beugte ihren Oberkörper so weit herab, bis sich ihre Lippen um das Stück Schokolade schließen konnten. Im Mund schien es plötzlich auf das dreifache Volumen anzuschwellen und es war entsetzlich trocken geworden. Die Spucke blieb ihr weg. Anne musste kauen und kauen, um es endlich schlucken zu können.
    „So und jetzt leckst du den Boden sauber“, hörte sie den Räuberhauptmann sagen.
    Nicht nachdenken, bloß nicht nachdenken, einfach nur tun, was er verlangte. Dort, wo die Praline gelegen hatte, war ein kleiner Fleck Schokolade übriggeblieben. Sie leckte mit ihrer Zunge darüber. Zum Glück war die von ihnen bereits gewischte Steinplatte abgetrocknet. Sie begann ihren Oberkörper wieder aufzurichten.
    „Habe ich gesagt, dass du aufhören sollst“
    „Nein, Herr Götz.“
    Ihre Stimme zitterte, aber bitte jetzt nur nicht weinen. Einfach nur funktionieren, und so ließ sie ihre Zunge weiter über die raue Fußbodenfläche vor sich gleiten. Der bittere Geschmack musste von der Seifenlauge her stammen. Die Scham, die sie empfand, war um einiges bitterer. Am bittersten aber war eine Erkenntnis, die ihr dort unten zu SEINEN Füßen, endlich dämmerte.
    Sie hasste ihn nicht. Wäre sie ihm in ihrem anderen Leben begegnet, hätte sie ihn attraktiv gefunden, ja sogar unwiderstehlich. Seine Stimme war ein magisches Wunderwerk, das sie erzittern, erbeben und geradezu trunken machen konnte. Seine Eisaugen waren eine einzige Herausforderung, sie zum Schmelzen zu bringen. Seine Narben machten ihn einzigartig und hoben ihn aus einer Männerwelt voller Langweiler und aufgeblasener Angeber heraus. In ihrem anderen Leben hätte sie ihn angeflirtet, umgarnt, angebaggert und alle ihre Reize spielen lassen, damit er für sie entflammte. Nun aber war sie das Mädchen, das zu seinen Füßen den Boden mit ihrer Zunge ableckte. Sie war vernichtet, geschlagen und zertreten. Eine einzelne Träne fiel vor ihr auf den Boden. Sie hoffte, dass niemand sie sah, bevor sie den Tropfen wegleckte.
    Dann endlich kommandierte der Räuberhauptmann „Steh“ und sie durfte hochkommen. Ihre Bestrafung aber war nicht vorbei. Sie fing eigentlich gerade erst an. Der Räuberhauptmann holte jetzt einen Stift aus seiner Tasche. War es der, den er ihr draußen vor dem Schloss zwischen die Lippen geschoben hatte? Er schob ihre Haare vor dem Gesicht beiseite. Dann schrieb er etwas auf ihre Stirn und erklärte ihr: „Du wirst jetzt zurück zu Frau Rüschenberg gebracht und berichtest ihr von deinem Vergehen.“
    „Ja, Herr Götz. Danke für die Bestrafung“, sagte sie und knickste. Aber der Räuberhauptmann schien sie schon gar nicht mehr richtig zu beachteten. Er wandte sich Dascha zu: „Was kann ich dir denn jetzt Schönes als Belohnung bieten? Eine Praline? Sie schmecken wirklich köstlich.“
    Samtig und verheißungsvoll klang seine Stimme. Anne wurde fast schlecht vor Zorn und Verzweiflung, weil das Gesagte nicht ihr, sondern ihrer Rivalin galt. Der aber stand der Sinn nicht nach Pralinen. Dascha schaffte es jetzt, eine Haltung anzunehmen, die ebenso lüstern wie schüchtern aussah.
    „Bitte Herr Götz, ich möchte etwas anderes probieren“, sagte sie.
    „Was?“, fragte der Räuberhauptmann grinsend.
    „Euer Zepter, Herr Götz“, sagte Dascha und irgendwie gelang es der schamlosen Schlampe dabei, tatsächlich auch noch rot zu werden.
    „Ts, ts, das widerspricht aber dem Keuschheitsgebot.“ Adrian Götz‘ Grinsen war noch breiter geworden, während er spielerisch den Kopf schüttelte.
    „Sie als Sicherheitschef könnten doch entscheiden, dass es sich um eine absolute Notlage handelt. Es

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