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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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geht sozusagen um Leben und Tod.“ Dascha hatte jetzt ihren Kopf zur Seite gelegt und schoss einen kurzen, aber effektvollen Seitenblick nach oben in seine Augen ab.
    „Dann brauchst du es wohl richtig dringend?“, säuselte er zurück.
    „Jaaaaaaaaa“, hauchte Dascha, und dann leckte sie sich tatsächlich auch noch mit ihrer rosa Zunge über die Lippen.
    Adrian Götz‘ Grinsen war jetzt so breit, dass mühelos eine DVD hindurchgepasst hätte.
    „Na dann komm her, und mach dich an die Arbeit, du Naschkätzchen“, erklärte er, und Dascha kicherte so begeistert, als hätte er gerade die witzigste Bemerkung der Welt losgelassen.
    Mein Gott, erkannte der Typ denn nicht, dass er hier selbst gerade zum Beta gemacht wurde? Nein, das begriff er nicht. Er war wie Attila von Ungruhe, wie Blau und alle anderen. Daschas Gegenwart halbierte ihre Intelligenzquotienten und radierte ihren freien Willen aus. Sie durfte einfach nichts mehr für diesen Schwachkopf von Räuberhauptmann empfinden. Sollten sich die beiden doch miteinander vergnügen. Bösartig und gemein, wie beide waren, würden sie sich schon die rechte Freude bereiten.
    Geführt von einer Zofe, die Adrian dazu abkommandiert hatte, stolperte Anne aus der Bibliothek hinaus, froh, dass sie alles weitere nicht mehr erleben musste.
    „Bitte, was hat er auf meine Stirn geschrieben?“, fragte sie mit flehentlicher Stimme, als sie den Flur erreicht hatten. Die Zofe musste nicht nachschauen. Sie wusste es aus dem Kopf:
     
    „Kein Essen heute Abend & morgen früh, A. Götz.“
     
    Als die Krähe es wenig später las, schaute sie Anne nur stumm an. Stotternd und verschämt begann sie ihr zu erklären, was vorgefallen war. Daschas Rolle erwähnte sie nicht. Ihr Stolz, zumindest der mikroskopisch kleine Rest, der noch übrig war, hielt sie davon ab. Das wollte sie mit der kleinen Hexe alleine ausmachen. Sie würde es ihr tausendfach heimzahlen.
    Zunächst aber brach der Zorn der Krähe über sie herein. Viel schlimmer noch, als sie erwartet hätte. Die Zofenmeisterin erklärte: „Herr Götz war sehr großzügig zu dir. Aber Essensentzug ist für so ein schweres Vergehen zu wenig. Du wirst dich morgen um Punkt 16.00 Uhr bei mir melden und um eine weitere Strafe bitten.“
    Sie lächelte böse. „Damit du unser Date nicht verpasst, brauchst du noch das hier.“ Mit diesen Worten nahm sie ihre Uhr ab und band sie Anne ums Handgelenk. Es war ein schlichtes, durchaus geschmackvolles Ding in Gold und Schwarz. Eigentlich sah es recht harmlos aus, dachte Anne etwas verwirrt. Nun ja, eine Uhr eben.
    Hätte Anne in den nächsten Stunden nicht so viel Angst gehabt, hätte sie vielleicht sogar den Einfallsreichtum der Krähe bewundert. Sie hatte es geschafft, eine simple Armbanduhr in ein Folterwerkzeug zu verwandeln. Denn Anne musste nahezu immerfort hinaufschauen, um sich zu vergewissern, wie viel Zeit ihr noch blieb, bis sie bestraft wurde. Schrecklich würde es werden, denn sie kannte den Einfallsreichtum der Krähe und sie hatte den Zorn in ihren Augen gesehen.
    Wenigsten war die Tatsache, dass sie kein Abendessen bekam, weniger schlimm als gedacht, denn vor Nervosität und Furcht verspürte Anne ohnehin keinen Hunger. Still saß sie da und beobachtete, wie sich die anderen Mädchen zum Essen niederließen. Für alle schien es jetzt selbstverständlich, im Schlafraum und im Speisesaal völlig nackt zu sein. Ines‘ Brustwarzen richteten sich in hungriger Erwartung stets steil auf, sobald sie sich vor ihrem kargen Mal niederlassen durfte. Als sie es sah, musste Anne etwas lächeln, obwohl ihr absolut nicht danach war. Dann faltete sie ihre Hände zum Zofenbekenntnis und sprach es ihrer Vorrednerin – Beatrice war an der Reihe – nach. Gleich darauf aber geschah Überraschendes. Die Krähe befahl Dascha, Annes überzählige Mahlzeit aufzuessen.
    Für alle anderen der auf Diät gesetzten Mädchen wäre das eine Belohnung gewesen, für Dascha, die ohnehin kaum die ihr zugedachten Rationen bewältigen konnte, war es eine Strafe. Ungläubig starrte sie auf das Mehr an Brot, Butter und Aufschnitt, das sich auf ihrem Teller stapelte.
    Hatte sich die Krähe inzwischen beim Räuberhauptmann informiert? Missbilligte auch sie Daschas Verhalten und maßregelte sie deshalb? Anne konnte nicht umhin, schadenfroh zuzusehen, wie sich das nackte immer noch sehr schmale Mädchen vor seinem Teller quälte. Bald aber wurde ihr unheimlich zumute, als sie bemerkte, mit welch unerbittlicher

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