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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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aufzuschlagen. Als die Fruchtblase zum Vorschein kommt, rufe ich Lars Henning an. Es ist zwei Uhr morgens.
    »Da gibt es ein kleines Problem«, höre ich ihn sagen. »Ich bin bei den Wuttkes. Ein Kaiserschnitt. Ich muss die Sau noch zumachen.« Der Mann ist um seine Arbeitszeit auch nicht zu beneiden. Für tiefer gehendes Mitleid fehlt mir allerdings die Ruhe. »Was mache ich denn jetzt?«, will ich von ihm wissen.
    »Keine Panik. Ich schicke jemanden rüber, der Ahnung hat von solchen Problemfällen. Der kann beurteilen, ob Gefahr in Verzug ist. Ich komme so schnell wie möglich nach.«
    Aufgelegt.
    Ich runzele die Stirn. Jemand, der Ahnung hat? Wer kann das sein? Wie lange dauert das Zumachen einer Sau? Eine halbe Stunde? Länger? Und was ist mit der Nachsorge für die Ferkel?
    »Mensch Karla, was hast du nur für ein schlechtes Timing!«, seufze ich.
    Soll ich schon mal versuchen das Tier hinzulegen, damit die Kälbchen später nicht aus einen Meter zwanzig auf den Boden klatschen? Oder ist es noch zu früh? Wenn Karla sich überhaupt hinlegen lässt!
    Das Platzen der Fruchtblase wenige Minuten später steigert nicht nur Karlas Nervosität, sondern auch meine. Das mit dem Hinlegen klappt. Gott sei Dank. Ich hocke neben Karla im Stroh, rede beruhigend auf sie ein.
    »Der Doc sagt, ich soll mal gucken ob alles gut vorbereitet ist.« Jochen Wuttke steht plötzlich hinter mir. »Hast du die Geburtsstricke bereit liegen?«
    Jochen Wuttke! Ich nicke, völlig baff über sein Auftauchen. Nie im Leben hätte ich erwartet, dass der Lars Henning mir einen der Wuttke-Söhne schickt, um mir beizustehen. Ausgerechnet!
    »Tja, musst erst mal mit mir vorlieb nehmen. Lars hängt noch bei uns fest.«
    Aber auch als Lars eintrifft, denkt Jochen nicht daran zu gehen. Im Gegenteil. Das erste Kälbchen, es liegt in Steißlage mit den Hinterbeinen voran, holen er und Lars gemeinsam auf die Welt. Lars streift den Schleim aus den Nasenlöchern des Neuankömmlings. Dann bringt er mit einer kräftigen Strohmassage des Brustkorbes den Kreislauf in Gang. Normalerweise macht das die Kuh durch heftiges Abschlecken selbst, aber Karla kann eine kleine Verschnaufpause gut brauchen, bevor das zweite Kälbchen herausdrängt.
    Und da kommt es auch schon. Die Vorderläufe rutschen bereits aus dem Becken der Kuh. Jochen wickelt die Geburtsstricke darum, reicht mir eines der Enden. Seine Hände sind vom Fruchtwasser schon ganz glitschig.
    »Zugleich und nur mit den Wehen, nicht in den Pausen«, erinnert er mich und ich fühle nicht mal Unmut. Denn obwohl ich das natürlich weiß, bin ich in meiner Aufregung recht konfus. Wie sonst komme ich dazu, ausgerechnet mit Jochen Wuttke gemeinsam ein Kalb zur Welt zu bringen? Schuld sind natürlich die Glückshormone, die Freude über meine Kälber und das alles so gut läuft.
    Selbst als mein Helfer meint: »Den zweiten Zwilling hier nennst du Jochen. Ich bin nämlich auch der Jüngere«, weckt sich kein Widerspruch in mir. Ja, ich versteige mich sogar zu der Frage: »Was, und den anderen Jan?«
    »Wenn schon, dann Janina. Die hier ist eine sie«, klärt mich Lars auf.  
    »Dann nenne ich sie Antje. Jochen und Antje.« Ich zwinkere Jochen zu und bin mir ziemlich sicher, es muss Jochen sein in den Antje verknallt ist. Wäre er sonst hier? Wahrscheinlich bereut er, Antje einen Korb gegeben zu haben und will hier ein Signal setzen. Und ehrlich, in diesem Moment habe ich nicht mal was gegen ihn.
    Dass Jochen nur mit den Schultern zuckt, wundert mich nicht. Er ist eben ein Kerl.  Die wollen sich doch nie in die Karten sehen lassen. 
    Kartoffelkäfer sammeln. Nach dieser Nacht. Ich fühle mich wie gerädert. Antje kommt zuverlässig mit mehreren Schülern im Schlepptau, um zu helfen. Ich könnte sie dafür pausenlos umarmen. Die Pleßnitzer sind auch wieder da. Einige von gestern fehlen, dafür sind neue gekommen.
    Ein merkwürdiger Geruch liegt heute in der Luft. Erinnert leicht an Knoblauch. Ich vermute, es kommt von Bruno Wuttkes Feldern. Es ist nichts Neues, dass der Geruch der Chemikalien, mit denen man dort spritzt, bei entsprechendem Wind zu mir rüber zieht. Zwar ist der Wind heute nicht stark, aber die Richtung passt.
    Mir fällt noch auf, dass erstaunlich viele tote Käfer am Boden liegen. Die Larven an den Blättern, ebenfalls bewegungslos. Offensichtlich tot. Wesentlich mehr als gestern. Sollten NeemAzal und Novodor doch noch wirken? Derart verspätet und so plötzlich? Welche Ursache könnte das

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