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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Achseln.
»Und was hast du jetzt vor?«
    Ich zog meine Brieftasche und nahm den Brief heraus, den
Debbie mir geschrieben hatte. Er las ihn, dann verzog er das Gesicht.
»Wenn's nicht meine Kusine wäre, würd' ich sagen, sie benimmt sich wie
eine Hure.« Er sah zu mir auf. »Wer kümmert sich um Karen?«
    »Ich habe sie bei mir im Hotel«, sagte ich. »Es ist nicht das
Ideale für so ein Kind, aber was soll ich machen?«
    »Möchtest du, daß ich mit Debbie einmal ein ernstes Wort rede?«
    »Nein«, sagte ich. »Halt dich da raus. Was sie tut, soll sie
aus eigenem Antrieb tun. Sag das auch ihrem Vater. Es ist am besten,
wenn man sie jetzt ganz in Ruhe läßt.«
    Er stand auf. »Das werde ich tun.«
    »Ich bitte dich darum.«
    Wir gingen ans Fenster und sahen auf die
Palmen hinaus, die sich in der Brise wiegten.
    »Was macht das Geschäft?« fragte Billy.
    Ich berichtete, was sich in der letzten Zeit alles ereignet
hatte.
    »Schöne Scheiße«, kommentierte er, als ich fertig war. »Wie
die Dinge liegen, sollte man hier eine Sargtischlerei aufmachen. Das
verspricht den höchsten Profit.«
    »Nur wenn die Leichen gefunden werden«, pflaumte ich zurück.
»Das Schönste ist, daß das Theta-Konsortium in keinen der Vorfälle
verwickelt ist, wenn man von dem Flugzeugunglück absieht. Wir zahlen
dafür, was andere uns einbrocken.«
    »Das Flugzeugunglück hat bei uns große Wellen geschlagen«, gab
Billy zu bedenken. »Die Börse ist nervös geworden. Weißt du, die vier
Burschen, die da ins nasse Grab gefahren sind, haben ein paar lose
Enden hinterlassen.«
    Ich sah ihn fragend an.
    »Die Finanzen waren nicht so in Ordnung, wie es sich gehört,
wenn man stirbt«, fuhr er ungerührt fort. »Die Aufsichtsbehörde bohrt
in den Bilanzen herum, die Kurse fallen und die
Investmentgesellschaften halten sich zurück. Tod auf den Bahamas, diese
Schlagzeile erscheint in der letzten Zeit ein bißchen zu oft. Es gibt
zwar Werbefachleute, die sagen, Hauptsache, man spricht darüber, dann
ist jede Werbung gut. Ich denke da anders, und der Clan auch.«
    »Wir haben es mit einer Pechsträhne zu tun«, sagte ich. »Und
jede Pechsträhne hat einmal ein Ende.« Ich erzählte ihm von der
Vereinbarung, die der Hotelverband mit dem Ministerium für Tourismus
geschlossen hatte. »Du siehst, Billy, wir rühren uns.«
    »Wenn ihr euch nur nicht zu spät rührt. Jack hat die Schnauze
voll von den Bahamas, er würde lieber heute als morgen aussteigen.«
    »Aussteigen, nur wegen ein paar Toten und einem Brandunglück,
mit dem wir überhaupt nichts zu tun haben?«
    »Jack führt eine Strichliste«, sagte Billy. »Er ist bei Nummer
128. Ihr habt hier einhundertachtundzwanzig Tote, außer dem Piloten
alles Touristen. Eine stolze Strecke!« Er seufzte. »Jack war von
vornherein gegen die Investition auf den Bahamas. Billy I. und ich
haben ihn damals überstimmt.«
    »Hinzu kommt, daß er mich so gern mag wie Zahnschmerzen«, warf
ich ein.
    »Er hält dich für einen Träumer«, sagte Billy mit
entwaffnender Offenheit. »Er glaubt, du verwendest das Geld vom Clan,
um die Welt zu verbessern. Seine Meinung über dich schwankt. Mal bist
du ein Mäzen, der gute Werke tun will. Mal bist du ein kommunistischer
Agent, der auf den Bahamas ein zweites Kuba schaffen will. Nur, daß es
diesmal nicht von Moskau, sondern von Houston finanziert wird.«
    Ich sah ihn nicht ohne Bitterkeit an. »Und du, was denkst du
von mir?«
    »Ich halte Jack für einen Dinosaurier«, holte er aus. »Die
Zeiten haben sich geändert, aber Jack ändert sich nicht. Was mich
angeht, so stehe ich hinter deiner Geschäftspolitik. Das einzige
Kriterium ist, ob es genügend Profit abwirft. Wir brauchen einen
vernünftigen Profit auf fünfzig Millionen harte Mäuse, die hier
versenkt sind. Vernünftig heißt, daß du eine marktübliche Rendite
erwirtschaftest. Ich weiß, daß du hier geboren bist und daß du den
Wohlstand der Leute hier mehren willst. Das kannst du auch, aber nicht
auf Kosten des Theta-Konsortiums.«
    »Völlig deiner Meinung. Der Fehler, den Jack macht, ist
folgender. Was er für Verschwendung und gute Werke hält, ist in
Wirklichkeit eine gute Investition. Nehmen wir nur die Pensionskasse,
gegen die er so Sturm gelaufen ist. Oder den Hotelarzt. Oder die
Hotelfachschule. Das zahlt sich doch alles aus. Und zwar in Dollars,
nicht in Leninorden.«
    »Du hast wahrscheinlich recht«, lenkte Billy ein. »Aber Jack
ist ein typischer Texaner vom alten Schrot und Korn. Für Jack war

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