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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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mich keinen Augenblick gewundert,
wenn sie diese Elektronik auch zur Industriespionage einsetzten, etwa,
um Wettbewerber auszuforschen. Die Agenten fielen mir ein, die mir Jack
Cunningham vor der Fusion und vor der Hochzeit ins Hotel geschickt
hatte. Waren auch sie mit all diesem Teufelszeug ausgerüstet gewesen?
    Rodriguez sah auf seine Uhr. »Ich habe einen Anruf zu machen,
entschuldigen Sie mich bitte. Ich bin gleich zurück, Mr. Cunningham.«
Er ging in einen Nebenraum.
    »Ich hab' mal mit Rodriguez gewettet«, sagte Jim. »Er hatte
behauptet, er könnte aus drei Nägeln, einem Stück Kupferdraht und einer
Taschenlampenbatterie ein funktionsfähiges Mikrophon basteln.« Er
lachte. »Ich habe die Wette verloren. Dann habe ich noch mal gewettet,
diesmal hatte ich ihm die Taschenlampenbatterie abgenommen. Weißt du,
was der gemacht hat? Der hat sich selber eine Batterie gebastelt. Aus
ein paar Münzen, einem Stück Löschpapier und etwas Essig.«
    »Scheint ein As zu sein.«
    »Der Beste, den es gibt auf diesem Gebiet«, sagte Jim
bescheiden. »War früher beim CIA.«
    Ich betrachtete begehrlich das Päckchen Zigaretten auf dem
Tisch. Das Päckchen, das ich bei mir trug, war zu Ende. Jim rauchte
nicht. »Bin sofort zurück«, sagte ich. Ich wußte, daß es in der
Empfangshalle des Cunningham-Gebäudes einen Kiosk gab, wo Zigaretten
und Zeitungen verkauft wurden. Einer der Schnellaufzüge brachte mich
ins Erdgeschoß.
    Der Kiosk war von einigen Kunden umlagert. Nach ein paar
Minuten kam ich dran. Ich kaufte zwei Päckchen. Als ich mich umdrehte,
um eines der Päckchen zu öffnen, stieß ich gegen einen Kunden, der
hinter mir stand. »Passen Sie doch ein bißchen besser auf!« herrschte
er mich an. Ich ging zum Aufzug und sah, wie er hinter mir herkam.
Während wir auf den Aufzug warteten, rieb ich gedankenverloren mein
Bein und betrachtete die aufgedruckte Warnung auf der Schachtel, wo auf
die gesundheitlichen Risiken des Rauchens hingewiesen wurde.
    »Ist Ihnen nicht gut, Sir?« hörte ich den Aufzugführer sagen.
Die Türen der Kabine waren vor mir aufgeglitten, ohne daß ich es
bemerkt hatte.
    »Mir ist es noch nie so gut gegangen«, sagte ich verärgert.
    Im nächsten Augenblick brach ich zusammen, der Aufzugführer
fing mich in seinen Armen auf. Meine Beine fühlten sich auf einmal wie
Pudding an.
    »Es geht schon«, stammelte ich.
    Er ließ mich los. Wie ein gefällter Baum schlug ich hin. Ich
rief um Hilfe. Seltsamerweise kam kein Laut aus meiner Kehle.
    Ich erinnere mich daran, daß ich auf den Rücken gewälzt wurde.
Jemand zog mein Augenlid zur Seite. Ein Spalier von Menschen begann
sich zu bilden. »Der möchte sich hier ausruhen«, sagte eine Stimme.
»Ein Betrunkener am frühen Morgen«, ließ sich eine andere Stimme
vernehmen.
    Ich versuchte zu sprechen. Mein Gehirn funktionierte noch,
aber die Zunge gehorchte nicht. Es war, als hätte jemand die
Nervenverbindung zwischen Hirn und Organ durchschnitten. Das Gefühl,
das man beim Betreten fremder Häuser hat, beschlich mich. Jener
Augenblick des Entsetzens, wo man feststellt, daß man nicht allein ist.
    Aus den hinteren Reihen der Neugierigen drängte sich ein Mann
durch. »Ich bin Arzt, lassen Sie mich bitte durch!« Er kniete sich
neben mich und tastete nach meinem Puls. Wie in einem Alptraum
betrachtete ich seine größer werdende Nase und die gelben Flecken in
seiner grünen Iris. Dann spürte ich, wie er die Hand von meinem Herzen
fortnahm. »Er hat einen Herzanfall«, hörte ich ihn sagen. »Dieser Mann
muß sofort ins Krankenhaus!« Er sah zu den Umstehenden auf. »Wenn mir
bitte jemand hilft, ihn hinauszubringen. Mein Wagen steht draußen.«
    Ich wurde hochgenommen und zum Ausgang getragen. Die ganze
Strecke über rief ich aus vollem Halse, ich hätte überhaupt keinen
Herzanfall, und der Mann, der mich untersuchte, sei auch kein Arzt.
Mein Gehirn gaukelte mir vor, daß ich das rief. Dabei kam kein Laut
über meine Lippen. Jeder Muskel in meinem Körper war wie gelähmt, mein
Willen ausgeschaltet. Ich spürte, wie ich quer über die Rücksitze eines
Personenwagens gelegt wurde. Dann klickten die Türen, das Auto setzte
sich in Bewegung. Der Beifahrer beugte sich zu mir nach hinten. Ich sah
die Nadel blitzen, dann wurde es dunkel um mich.
    Bevor mir die Sinne schwanden, hatte ich einen Gedanken. Die
ganze Technik der Cunninghams, die ganze Elektronik von Ramon Rodriguez
war plötzlich keinen Pfifferling mehr wert. Die Entführer waren
schneller

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